Sexuelle Zwangsgedanken

[Elli1995]

Hallo ihr
Seit knapp anderthalb Wochen begleitet mich ein großes belastendes Problem... ich hab dauernd Gedanken wie ich sexuelle Handlungen mit wildfremden oder auch nahestehenden Menschen ausübe (oder sogar mit Tieren ..) ich mag gar nicht mehr raus gehen. Zudem habe ich meinen Partner gegenüber ein extrem schlechtes Gewissen wenn ich einen anderen Mann gutaussehend finde. Manchmal ist das nicht mal der Fall sondern mein Kopf versucht mir nicht einzureden dass ich diesen Mann gutaussehend finde. genauso wie das mit den Zwangsgedanken ist. Manchmal ist der Gedankengang gar nicht vollständig vollendet sondern ich stelle mir quasi vor oder rede mir ein dass ich mir jetzt mit dem und dem eine sexuelle Handlung vorstelle.. Falls jemand versteht was ich meine... ich war letzte Woche mit meinem Freund in Dortmund bummeln und ich hab versucht andauernd auf den Boden zu gucken und gezielt keine Männer anzuschauen um diese Gedanken zu vermeiden... momentan nehme ich noch Fluoxetin, soll aber ausgeschlichen werden um mit Anafranil anzufangen.. (in circa einem Monat erst) zudem habe ich noch chronischen Depressionen und habe Angst dass meine Depression in der Zeit ohne Medikamente noch schlimmer wird.. ich bin zwar therapeutisch angebunden aber irgendwie reicht mir allein die Antwort nicht, dass es Zwangsgedanken sind und sie nicht meiner wahren Vorstellung entsprechen.. denn wenn ich so verstrickt darin bin glaube ich fast schon dass es meine wahren Gedanken sind.. obwohl ich mir nicht vorstellen kann dass ich mit wildfremden Menschen Sex haben will. Oder mit der Mutter meines Freundes. Oder sonst wem. Ich habe meinem Freund gegenüber ja ein schlechtes Gewissen und mag gutaussehende Männer gar nicht angucken... vielleicht versteht mich ja einer... Lg

[Yorge]

Ich verstehe schon in etwa, was du meinst. Ich persönlich hätte aber damit gar nicht so ein Problem, weil ich der Ansicht bin, dass man grundsätzlich mal alles denken darf. Zumal man sich das ja gar nicht wirklich aussuchen kann, was man denkt und was nicht. Was man tatsächlich tut, das ist wieder was anderes - was ganz anderes, da können Welten dazwischen liegen. Dahingehend sollte man sich in einer Partnerschaft, was das Thema Sexualität mit anderen angeht, schon einigermaßen einig sein, das sehe ich auch so. Aber nur welche Vorstellung man davon hat, was man tatsächlich TUT, nicht was man denkt. Und ich glaube, dass darin deine Falle stecken könnte, dass du meinst, dass das ja dann auch schon fast egal ist. Fragen, die mir dazu auch einfallen sind: Würdest du deinem Partner "erlauben" solche Gedanken zu haben bzw. fände er solche Gedanken überhaupt schlimm (von ihm oder von dir)? (musst du hier nicht beantworten, aber vielleicht eine Überlegung und, wenn ihr euch traut, ein Gespräch wert). Vielleicht schreibe ich mich da leicht, weil ich kaum Probleme mit solchen Gedanken habe, aber ich schätze, je mehr man seine Gedanken kontrollieren will, umso schwieriger wird es, sie ein bisschen zu lenken. Wenn man die Haltung hat: Um Gottes Willen, solche Gedanken darf ich nicht haben, das darf nicht wahr sein, das sind gar nicht wirklich meine.. - damit wird's meine ich nicht leichter.

[Hermann1]

Moin zusammen,

ja, in der Tat, es ist schon vertrackt, daß diese widersinnigen Ideen auf uns einströmen und wir der Ansicht sind, daß dies allein krankhaft ist. Naturgemäß strömen auf viele Menschen solche Gedanken ein, nur werden diese in den meisten Fällen kaum wahrgenommen und ohne sonderliche Beachtung abgelegt. Ganz anders bei einem zwangskranken Menschen; hier verursachen derartige Vorstellungen heikle Situationen, die uns dann aus dem natürlichen Gleichgewicht bringen (sollen). Jedoch wissen wir sehr wohl um die Absurdität dieser Vorstellungen. Nur hat sich bei uns die Situation eingestellt, daß wir uns gegen diese Vorstellungen mit aller Kraft stellen - und dies ist fatal und führt zu solchen Ängsten und Verstimmungen, so daß wir meinen, kaum noch leben zu können.

Es nützt jedoch aus eigener Erfahrung wenig, wenn ich oder andere dir sagen, daß dies alles Fantasie ist. Du bis nicht allein mit dieser Situation, auch Größen, wie Goethe, St. Zweig, F. Kafka oder viele mehr wurden von solchen Vorstellungen geplagt. Goethe konnte Sie dadurch kompensieren, indem er sie aufschrieb (und auch auslebte) und dadurch wahre Meisterwerke geschaffen wurden.

Warum willst du dich dagegen sperren, gut aussehende Männer anzusehen !? Es bereitet doch Freude und warum gönnst du dir diese Freude nicht - du gehst doch auch ins Kino oder siehst dir einen Film mit Männern an, die dir gefallen können !? Lass diese schönen Fantasien doch einfach zu, es ist doch eine Bereicherung deines (unseres) Lebens und du lebst nicht in einer Askese. Unser Herrgott würde dir vermutlich auch diesen Ratschlag geben.

[Tinkel]

Hallo,

ich kann sehr gut nachempfinden, was du fühlst, denn mir geht es ähnlich. Ich habe so Angst, dass ich meinem Freund fremdgehe, obwohl das für mich sehr untypisch wäre, dass ich Situationen mit anderen Leuten, aber ohne ihn, meide. Habe es zweimal nicht gemacht, und das verfolgt mich immer noch. Vor allem, da es zwei Situationen waren an denen ich feiern war und mir nicht zu 100% sicher sein kann, dass ich mich an alles erinnere. Sehr schwierige Situation. Eine Lösung dazu habe ich nicht (hoffentlich nur noch nicht). Aber ich hoffe du fühlst dich etwas besser, wenn du weißt, dass du damit nicht alleine bist.

Liebe Grüße und fühl dich gedrückt.