Gedanken als Zwangsgedanken sehen

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Lara
Beiträge: 207
Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Gedanken als Zwangsgedanken sehen

Beitrag von Lara »

Wieso schaffe ich es nicht, dass ich die Gedanken/Ängste nicht als Krankheit sehen kann?
Will heißen, dass manche Gedanken sich oft sooo echt anfühlen,dass ich dann denke: vielleicht ist es diesmal ja dieses eine Mal doch anders???
Es wird geraten die Gedanken direkt als Zwangsgedanken zu identifizieren aber das gelingt mir oft nicht!!!
Seit Juli 2018 gab es echt „tausend Ereignisse“ wo ich doch endlich mal mir wirklich bewusst werden müsste, dass ich keine Angst haben brauche??
Aber Nein, der Zwang schafft es immer wieder mich in Angst und Schrecken zu versetzen, obwohl ich selber weiß dass die Gedanken völliger Schwachsinn sind.
Hat jemand bis zu meinem Therapiebeginn noch Tips?
Ich leide unter der Angst dass ich Dinge tun könnte, und mich sofort also Sekunden danach nicht mehr daran erinnern könnte, also Dinge ausführen könnte „ohne es zu merken“

Würde mich über jeglichen Tip freuen!!!

Danke
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Yorge
Beiträge: 333
Registriert: Fr 1. Jun 2018, 23:36

Das Leben annehmen

Beitrag von Yorge »

Wie damals: Du solltest, wenn es auch extrem unwahrscheinlich ist, die Möglichkeit anerkennen, dass es tatsächlich wahr sein könnte.
Das gute Leben .. ist eine Richtung, kein Ziel. [Carl Rogers]
Lara
Beiträge: 207
Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Re: Gedanken als Zwangsgedanken sehen

Beitrag von Lara »

Und dann? Also was soll das bringen? Mir macht das eher noch mehr Angst? Kannst Du mir das vllt doch nochmal etwas näher erklären?

Lieben Dank :)
Alpha Centauri
Beiträge: 35
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:21

Re: Gedanken als Zwangsgedanken sehen

Beitrag von Alpha Centauri »

Eine Zwangserkrankung ist auch "Die Krankheit des Zweifelns".

"Was, wenn nun doch was passiert ist?"
"Diesmal ist es anders und ganz besonders und ich muss mich nun doch rückversichern"
"Ich werde ohne Kontrolle/ Neutralisierung/ Ritual nie zur Ruhe kommen"

... hinter solchen Gedanken steckt nur der Zwang!
Miranda_L

Re: Gedanken als Zwangsgedanken sehen

Beitrag von Miranda_L »

Hallo Lara,

was mir hin und wieder hilft ist, die Konsequenz der Angst zu akzeptieren.
Bei einigen deiner Ängste halte ich das auch für sehr gut möglich, weil die Konsequenzen, nüchtern betrachtet, nicht so gravierend sind.

Nehmen wir das Beispiel mit der Zeitschrift, die du weitergegeben hast und dann Angst hattest, einen Zettel mit etwas Beleidigendem hineingelegt zu haben.
Was wäre die Konsequenz, wenn es wirklich so wäre?
Wahrscheinlich würde die Frau, der die Zeitung gehört, sich etwas wundern, wenn sie einen solchen Zettel finden würde. Maximal würde sie sich ärgern, aber sonst würde gar nichts Schlimmes passieren.
Im Extremfall würde sie dich darauf ansprechen und du müsstest dich entschuldigen.

Dann das Beispiel mit dem verwüsteten Hotelzimmer.
Angenommen du hättest es verwüstet und die Reinigungskraft würde es kurz nach deiner Abreise bemerken.
Was würde passieren:
Man hätte deine Adresse und würde von dir Schadensersatz einfordern.
Was man beschädigt hat, bezahlt man und dann ist in der Regel eine solche Sache erledigt.

Gerade die Befürchtungen, die nur mit Beleidigung anderer Menschen zu tun haben, haben Konsequenzen, die ein Erwachsener sehr gut aushalten und aus der Welt schaffen kann. Allein sich dessen bewusst zu werden, hilft sehr gut weiter.

Du hättest 2 Vorteile dadurch.
1. Falls du wirklich solche gravierenden Dinge einfach vergessen solltest, würdest du durch die Reaktion der Beteiligten damit konfrontiert werden und könntest dich dann auch gezielt behandeln lassen.
2. Das weiss ich aus eigener Erfahrung: Allein durch das Akzeptieren der Konsequenz wird der Gedanke an das was passiert sein könnte weniger belastend. Und mit der Zeit weniger relevant. Irgendwann ist er nur noch irgendwo im Hintergrund vorhanden und lässt sich leicht zur Seite wischen.

Viel Erfolg
Miranda
Lara
Beiträge: 207
Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Re: Gedanken als Zwangsgedanken sehen

Beitrag von Lara »

Lieben Dank für die Antworten.

@Miranda: so einfach ist das leider nicht, weil die Sätze die mir dann im Kopf herum schwirren deutlich anders sind wie hier dargestellt!
Kann aber darüber nicht schreiben! :(
Zum Beispiel gibt es Familiengeheimnisse...
Und ich hätte Angst dass ich jemandem aus der Familie zum Beispiel so einen Zettel in die Tasche gelegt haben könnte...
Wo etwas draufstehen könnte was wirklich schlimm wäre...
Aber ich verstehe was Du meinst.
Bei den wirklich „nicht sooo schlimmen Befürchtungen“ kann man sich auch immer noch gut an solchen Aussagen wie Du oben beschrieben hast festhalten, also zur Not verteidigen.
Mit dem Hotelzimmer das geht auch alles noch zu erklären!
Aber das sind ja alles nicht die einzigen Ängste die ich habe.
Die Palette an Ängsten geht ja weiter :(

Gestern gab es zwei Momente wo ich unheimlich stolz auf mich war, dass die Angst auch ziemlich schnell ausgestanden war.
Heute erscheint mir die Angst sogar schon total lächerlich und ich kann es Stunden danach auch viel klarer sehen!
Aber wenn ich in so einer Angst mitten drinnen bin, geht meist gar nichts mehr.
Dennoch habe ich bemerkt, dass es in vielen Bereichen doch schon besser geworden ist.
Aber spazieren gehen und so kann ich noch nicht. Müsste mich 1000 mal umdrehen ob ich jemanden gestossen haben könnte ohne es zu merken...
Diese Krankheit ist einfach nur Mist :(
Alpha Centauri
Beiträge: 35
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:21

Re: Gedanken als Zwangsgedanken sehen

Beitrag von Alpha Centauri »

Wichtig ist: Du darfst, kannst und musst Dir vertrauen! Du stellst nicht einfach etwas an, was Du ganz und garnicht möchtest und für Dich ein sensibles, wichtiges Thema ist, eine folgenschwere Sache wäre! Eine solche Aktion würdest Du mit vollem Bewusstsein entscheiden. Das liefe ganz sicher nicht auf vegetativer Ebene (also vom Körper automatisch gesteuert, unbewusst) ab. Da kannst Du Dir ganz sicher sein! Du würdest darüber mit vollem Bewusstsein entscheiden und könntest Dich anschließend auch definitiv daran erinnern!

Einen schönen Gruß!
Lara
Beiträge: 207
Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Re: Gedanken als Zwangsgedanken sehen

Beitrag von Lara »

Lieben Dank für Deine Worte!
Es tut sehr gut, so etwas zu lesen.
Mein ganzes Vertrauen zu mir selbst ist abhanden gekommen!!!
Meine Beziehung bekam 2018 einen großen Knick und paar Wochen später erfuhr ich dass meine Mama an Brustkrebs erkrankt ist!
Das macht mich fertig. Dann hat meine Schwester von jetzt auf gleich ihren Verlobten verlassen und ist weit weggezogen zu ihm!
Ich hatte schon immer Zwänge!!
Aber das war viell alles zu viel???

Ich werde dieses Handy heute nicht mehr zum Filmen nutzen!
Zwangzwerg

Re: Gedanken als Zwangsgedanken sehen

Beitrag von Zwangzwerg »

Liebe Lara,
was mir hilft, ist, ganz schnell dem Zwang einen Riegel vorzuschieben. Das schaffe ich in der letzten Zeit, wo es mir nicht so doll ging, nicht besonders gut, aber es hat mir ansonsten sehr viel gebracht. Wenn ich erst einmal in den Zwangsgedanken eingetaucht bin, ist der Rückweg deutlich schwerer bis unmöglich. Aber wenn ich mir direkt sagen konnte: STOP, das ist der Zwang, bis hierhin und nicht weiter, jetzt schenke ich ihm keine Beachtung und wende mich etwas anderem zu, dann konnte ich einige Situationen schnell abhaken und entschärfen. Geärgert habe ich mich oft, dass es mir zu spät einfiel, diesen Schnell-Stop anzuwenden, aber das ist vermutlich auch eine Trainingssache. Liebe Grüße und viel Erfolg!
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