Man muss auch mal Pirat sein

[Miranda_L]

Mir geht immer wieder eine Szene aus der Fernsehserie Monk durch den Kopf.

Für alle, die sie noch nicht kennen:
Adrian Monk ist ein ehemaliger Polizist mit stark ausgeprägten Zwängen, der mit seiner "Krankenschwester" zusammen Kriminalfälle löst.

Die Szene - frei aus dem Gedächtnis und ohne Anspruch auf vollständige Korrektheit

Monk will über die Straße, aber die Fußgängerampel ist defekt und zeigt immer rot an.
Er kann es nicht über sich bringen die Regel "Bei roter Ampel muss man warten" zu ignorieren, also bleibt erverunsichert an der Ampel stehen, während immer wieder Passanten neben ihm über die Autoleere Straße gehen.
Irgendwann kommt eine alte Frau, nimmt ihn bei der Hand und sagt "Man muss auch mal Pirat sein!"
Und dann führt sie ihn, wie eine Großmutter ihren Enkel, über die Straße.

Diese Szene hat mich beeindruckt wie kaum eine andere aus dieser Serie.
Ich denke uns allen würde es unsagbar gut tun, öfter mal auf Regeln zu pfeifen (nicht unbedingt Zwangsregeln) und einfach mal "Pirat" zu sein.

In diesem Sinne wünsche ich auch allen sehr schöne Feiertage.
Seid Pirat und genießt die Zeit.
Und wenn das zu schwer wird, lasst euch von euren Kindern, Freunden, oder anderen lieben Menschen über die Straße führen.
Lasst euch helfen Pirat zu werden.

[Silvia]

Ja, ich werde Pirat !

Ich muss den ganzen Vormittag schon an Deine kleine Piraten- Geschichte denken und jedesmal hab ich ein Schmunzeln im Gesicht.

Ich glaube aber auch, dass es uns ganz gut tun würde, wenn wir vorallem mal nicht die Zwangsregeln einhalten würden.
Im Grunde kann ja überhaupt nichts passieren... außer, dass wir von unserem unruhigen Gefühl überfallen werden. Aber das sind eben nur, Gefühle.

[Miranda_L]

Und eins ist dabei ganz besonders wichtig:

Es fühlt sich gut an, Pirat zu sein

[michael_m]

Da gibt es nur noch eins zu sagen: Arrrr!

[Silvia]

Ich war jetzt mal „Pirat“
und habe in zwei Wochen, zwei Dinge gewagt
und mit dem großen Reichtum von mehr Freiheit gewonnen.

Der Zwang kann mich mal,
Pirat sein ist viel wertvoller.

[Yorge]

Herzlichen Glückwunsch dazu, Silvia! Du scheinst nicht schreiben zu wollen, was es war - es macht eh nicht so viel Sinn über Zwangsinhalte zu schreiben. Aber gibt es etwas, was einen wesentlichen Ausschlag dazu gegeben hat, dass du es (wieder) machst und auch dabei bleibst?

[Silvia]

Ich bin im Moment (ständig) dabei Dinge anzupacken. Kleine Schritte gehen jetzt oftmals wie von alleine, diese zwei, waren für mich mit sehr viel Angst und Unsicherheiten verbunden.... und ich kann Dir aber auch gar nicht sagen warum.
Mir lag es schon ganz lange auf der Seele, weil nicht nur ich daraus ein Stückchen Freiheit zurückgewinne, sondern auch meine Mitmenschen, für die es Normalität bedeutet.

Ich habe mal wieder meine Wut auf den Zwang benutzt, um gegen ihn zu arbeiten.
Und auch wenn die Aktion, die eine zumindest, mit sehr viel Unruhe, Schweißausbrüchen, Zittern und Herzrasen, und dem Gefühl von ich müsste gleich ersticken verbunden war, so stand ich zum Schluss vor dem vollbrachten Werk, mit einem Lachen im Gesicht, denn all die durchlebten Gefühle waren auf einmal wie weggeblasen...

An dieser Stelle müsste ich mich jetzt auch bei ein paar Menschen bedanken, denen ich diese Taten verdanke. Aber das, mache ich lieber ein anderes mal und vielleicht dann auch persönlich.

[Yorge]

Liebe Silvia,
es ist immer wieder wunderbar und ansteckend, mitzuerleben, wie du deine Mitmenschen schätzt.

[michael_m]

Mich freut es auch, das zu lesen.

Vielleicht schaffen wir es ja, dass der Bereich "Positive Ereignisse" im Forum künftig mehr Gewicht bekommt.

[Miranda_L]

Ich war dieses Wochenende auch Pirat

Samstag und Sonntag bei Freunden zu Besuch gewesen und seit dem Moment als wir unsere Wohnung verließen bis jeweils zum Ende des Abends kein einziges Mal die Hände gewaschen. Trotzdem aber die Knabbersachen mit den Fingern angefasst und gegessen.

Und das obwohl ich aufgrund des starken Wetterwechsels gestern und heute verstärkt mit Depressionen zu kämfen hatte.

Irgendwie hatte ich sowas von die Schnauze voll davon, mir Dinge vom Zwang verbieten zu lassen, dass ich es einfach trotzdem gemacht habe.
Somit könnte man fast sagen, dass die Depression mir ein Bisschen gegen den Zwang geholfen hat