[Coronavirus]

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Yorge
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Weitergehen

Beitrag von Yorge »

Ich habe wiedermal “gewagt“ einkaufen zu gehen, obwohl es vom Haushalt her nicht unbedingt nötig gewesen wäre, dass ich gehe. Ich merkte aber, dass ich da schon anfage, zuviel zu vermeiden. Beim Einkaufen, habe ich im Vgl. zu anderen wsl. schon wieder etwas vorsichtiger getan - aber es sind mir schon immer wieder noch mehr Möglichkeiten eingefallen, wie ich noch (über)vorsichtiger sein könnte, das habe ich dann aber sein lassen. Ich möchte da d'ranbleiben. Das fortwährende Einmahnen von Vorsichtsmaßnahmen (wsl. für einen beträchtlichen Teil der Leute schon notwendig) kann sich schon auf einen Verschlechterung von Zwangssymptomen auswirken und da schaue ich dagegenzuhalten.
Das gute Leben .. ist eine Richtung, kein Ziel. [Carl Rogers]
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SHG
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Kunst

Beitrag von SHG »

Bei mir war es auch so, dass ich es mir beim Einkaufen ein paar mal etwas zu schwer gemacht habe. Schwer in zweideutigem Sinne, nämlich ich habe größere Mengen als sonst eingekauft - wsl. schon auch deswegen, damit ich es mir weniger oft antuen muss. Jetzt kommt aber dann zu dem, dass es mit Corona (und Neigung zu Kontaminationsängsten) ohnehin schon mühsamer als sonst ist, die Schlepperei, mehr Zeitdruck.. dazu. Naja, und wenn dann alles zuviel auf einmal wird, dann schaukeln sich die Zwänge auf und mit dem Dagegenhalten wird es noch mühsamer. Ich denke auch darum habe ich dann auch das Einkaufen länger vermieden. Das scheint mir die Kunst bei Alltags-Expos, aber auch bei den Expos in der Therapie zu sein. Sich schon überwinden und was angehen und sich ruhig dabei auch in gewissem Ausmaß fordern. Aber, wenn ich es übertreibe - zu sehr überfordere, dann kann das zum Vermeiden führen. Aber - nicht zu viel Sorge - so viel kann bei Expos schon nicht schief gehen: wer meint eine Exposition, oder was wir sonst so gegen Zwänge tun, muss perfekt laufen, der hat noch nicht verstanden, was Zwängen zu entgegnen ist.
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michael_m
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Re: [Coronavirus]

Beitrag von michael_m »

Ja, den "Handlungsspielraum" sollte man sich nicht vom Zwang einschränken lassen. Und man darf dann auch zurecht stolz auf sich sein, wenn man diesen verteidigt.

Der letzte Satz von SHG mit den "nicht perfekten Expos" ist ein schöner Gedankengang. :) Ich werde mir den mal in den entsprechenden Situationen die kommenden Tage vor Augen halten. 8-)
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SHG
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zu zwanglos?

Beitrag von SHG »

Wir schreiben ja öfter mal von unserer Übervorsicht und unserem übermäßigen Verantwortungsbewusstsein. Wenn ich mir die Situation, so wie sie sich aktuell darstellt anschaue, frage ich mich allerdings, ob das tatsächlich ein Maßstab sein sollte, den man als normal bezeichnen kann, wie ein großer Teil der Menschheit sich verhält bzw. welche Haltung dahintersteckt. Wenn ich gesagt bekomme: Wenn du weiterhin ohne Vorsicht Party feierst bzw. mäßig einschränkende Vorsichtsmaßnahmen nicht einhältst, wird es bald nicht mehr möglich sein, Menschen, die es bräuchten intensivmedizinisch zu behandeln. Dann müssen Unfallopfer, Herzinfarktpatienten oder eben auch Corona-Patienten, ohne Therapie sterben. Dann muss entschieden werden, dass für diesen Mensch, der eine Chance auf Genesung hätte, kein Platz ist – der muss jetzt sterben, ohne dass man ihn entsprechend medizinisch versorgt. Also, da sagen sich welche (indirekt): Ja, der/die stirbt jetzt – weil ich muss auf Party gehen – und das will ich mir auf keinen Fall jetzt für eine gewisse Zeit nehmen lassen. Und das mache ich, außer man sperrt mich ein oder bestraft mich. - Soll das eine menschenwürdige Haltung sein?
Das mag jetzt schon auch übertrieben sein, insbesondere, sollte denen, die sich mit Einschränkungen schwertun, nicht unterstellt werden, absichtlich anderen schaden zu wollen. Und auch mit Zwängen handeln wir wsl. öfter mal (unabsichtlich) schädlich für uns und andere. Und natürlich muss man auch darauf achten, dass man nicht wegen der (körperlichen) Gesundheit bzw. den Versuch das Leben möglichst immer noch weiter zu verlängern, alles andere sein lässt. Dennoch, möchte ich die Frage stellen, ob nicht zu vielen, gleich mal jede kleinste Einschränkung zu viel ist, wenn dies zu Gunsten der Gesundheit notwendig wäre (auch, wenn es vielleicht nicht direkt die eigene Gesundheit, sondern die der Mitmenschen betrifft).
Wobei ich schon auch sagen möchte, dass wenn ich beobachte, wie andere vernünftig mit weniger Selbstkastei auch gut mit der Herausforderung umgehen, auch verantwortungsbewusst, aber eben nicht allzu übertrieben - das beobachte ich schon auch gerne und versuche es in meiner Suche nach einem zufriedeneren Leben einfließen zu lassen.
Ich merke selber, ich schwanke da so hin und her. Ja, und mir ist es eben sympathischer, wenn eine/r Schaden verursacht durch zu viel Angst, Zweifel, Einschränken.. - das soll nicht heißen, dass damit weniger Leid einhergeht, als wenn andere sich evtl. zu viele Freiheiten nehmen.
Jedenfalls spannend, dass öffentlich soviel über was diskutiert wird, wonach mein Hirn eine Lösung sucht.
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SHG
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Deeskalieren

Beitrag von SHG »

Wenn ich etwas abnormal übertrieben mache (z.B. Maske tragen, wo es nicht vorgeschrieben ist und sie sonst auch niemand trägt, Lebensmittelverpackungen desinfizieren, in weitem Abstand zu anderen versuchen zu Vermeiden vermeintlich kontaminierte Luft einzuatmen..) sollte ich mir überlegen, ob es nicht langfristig weniger schadet und vernünftiger ist, ein wenig mehr zu 'riskieren'. Das muss nicht gleich bedeuten, dass ich genauso, wie alle anderen tun muss und schon gar nicht, dass ich so handeln muss, wie die, die sich gar nicht um die Viruserkrankung sorgen. Insbesondere, wenn ich merke, dass die übertriebenen Vorsichtsmaßnahmen immer mehr werden, immer noch mehr eigen auferlegte Vorschriften dazukommen und nie auch wieder mal was hinterfragt und viell. wieder sein gelassen werden darf - dann sollte ich mutig mich ein Schrittchen in Richtung Normalität wagen. Das ist in diesem Fall dann das verantwortungsbewusstere, gesündere Verhalten - auch wenn es ungewohnt ist und zunächst zu einem unangenehmen Gefühl führt. Ich habe aufgehört wg. Corona Essen mit bloßen Händen angreifend zu essen. Ich habe es auch heute nicht in die Hand genommen und abgebissen, aber wenn ich etwas nur aus Versehen mit der Hand, mit der ich vorher Verpackung angegriffen habe, berührt habe, habe ich das entgegen der Gewohnheit trotzdem gegessen.
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michael_m
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Re: [Coronavirus]

Beitrag von michael_m »

Herzlichen Glückwunsch SHG zu deinem Erfolg! :)
Mir gefällt dein entspannter Umgang mit den Zwängen, dass du eben auch den Mittelweg und es nicht "ganz oder gar nicht" versuchst.

Ich hatte heute überlegt eine Expo durchzuführen. Nachdem ich aber die letzten Wochen ganz schön unter Stress und schlechter Stimmung leide, habe ich dann eine kleinere Expo gemacht. Ich hab für mich heute entschieden, dass die "große" Expo zu viel für mich ist.
Das heißt nicht, dass ich dem Zwang gar nichts mehr künftig entgegensetzen will, aber man sollte doch auch seine derzeitigen Ressourcen im Blick behalten. "Selbstfürsorge" dürfte hier wohl das Zauberwort dafür heißen. :)
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SHG
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mehrsam

Beitrag von SHG »

Ich schätze deine Beständigkeit im Forum als unglaublich wertvoll. Es tut mir auch gut, dass wir uns in -so meine ich ganz wesentlichen - Haltungen einig sein dürften. Das ist ein schönes Unterwegs-sein, wenn auch in oft nicht ganz einfachem Terrain - das manchmal so spannend ist, dass es kaum zum Aushalten ist. Danke für das Zusammenhalten!
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michael_m
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Re: [Coronavirus]

Beitrag von michael_m »

Mein Dank geht auch zurück! Ja, ich denke wir ticken bei einigen Themen gleich. :)

Im Buddhismus gibt es "unsere Freunde auf dem Weg" (die Gleichgesinnten). Das trifft es recht gut: Es tut gut, wenn man Menschen auf seinem Lebensweg kennt, die einen verstehen und die gleichen/ähnlichen Werte haben.

Ich fürchte manchmal, dass ich das Forum zu stark dominiere ... Jeder - auch unsere stillen Mitleser - sind gerne zur Diskussion hier aufgerufen. Traut euch! 8-)
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SHG
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CoV-Impfung

Beitrag von SHG »

Weiß jemand oder gibt es ein Statement von der DGZ, wie es für Patienten mit Zwangsstörung (mit Kontaminationsängsten vor Viren zum Inhalt) um die Möglichkeit zur frühzeitigen Schutzimpfung steht?
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Antonia
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Re: [Coronavirus]

Beitrag von Antonia »

Hallo ihr Lieben!

Nein, dazu gibt es von uns, der DGZ., bis jetzt kein Statemant.
Zudem gibt es ja zur Zeit auch noch nicht ausreichend Impfstoff.
Aber ich greife die Anregung mal auf und nehme sie nächste Woche mit in die Zoom - Konferenz mit dem Vorstand und dem wissenschaftlichen Beirat.

Liebe Grüße und passt auf euch auf,
Antonia. :)
Ich bin nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere mich haben wollen. ;)
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