13 jähriger Sohn leidet unter starkem Waschzwang

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Julia F
Beiträge: 3
Registriert: So 17. Jan 2021, 10:11

13 jähriger Sohn leidet unter starkem Waschzwang

Beitrag von Julia F »

Unser Sohn (13 Jahre) hat im letzten Dezember nach einer längeren Krankheit einen Waschzwang entwickelt. Erst hat er sich nur oft die Hände gewaschen und geduscht, seit Anfang Januar mag er kaum noch etwas berühren. Türklinken, Lichtschalter, Stifte, Schulsachen, der Computer, wir...Alles ist schmutzig. Er geht im Moment nicht aus dem Haus. Die Schuhe sind schmutzig, die Kleidung wird schmutzig. Es ist für ihn wie ein unüberwindlicher Berg. Er sagt, er hätte Angst, erneut zu erkranken, deswegen mag er nichts anfassen. Auf "vernünftige" Gegenargumente hört er nicht. Zuerst waren wir einfach nur wie unter Schock, weil alles so schnell ging.
Er war dann 10 Tage bei seinen Großeltern. Erst war es eine Erholung für ihn, weil es dort anfangs besser ging, aber allmählich wurde es dort auch "schmutzig". Wir konnten in der Zeit etwas durchatmen und haben begonnen, uns über Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Unser Sohn wird nächste Woche hoffentlich eine ambulante Verhaltenstherapie beginnen. Medikamentöse Unterstützung ist angedacht. Wenn das nicht funktioniert, wird er wohl in eine Klinik müssen. Für uns ist das, besonders unter Corona-Bedingungen, ein furchtbarer Gedanke. Mehrere Wochen oder sogar Monate von unserem Sohn getrennt zu sein, können wir uns schwer vorstellen. Aber wenn es dann wirklich notwendig ist, soll es auch ein guter, geeigneter Ort sein. Kennt jemand eine Klinik nicht zu weit von Bremen, die sich auf Zwangserkrankungen spezialisiert hat? Wie lange sollte man es mit Verhaltenstherapie und Medikamenten probieren? Wir haben Sorge, dass sich sein Zustand manifestiert.
evaadler
Beiträge: 4
Registriert: Mi 30. Dez 2020, 10:23

Re: 13 jähriger Sohn leidet unter starkem Waschzwang

Beitrag von evaadler »

Hallo Julia, ich habe leider jetzt erst Deinen Beitrag gelesen. Ich hätte Dir auch keine Klinik in Bremen sagen können. Aber ich kann Dir erzählen, das unser Sohn auch sechs Wochen in einer Klinik war. Leider ging es nur über eine Zwangseinweisung. Und ja es war echt schwer für uns alle. Vorwürfe wie ihr liebt mich nicht, sonst würdet ihr mich nach Hause nehmen, sind sehr schmerzhafte Erfahrungen. Im nachhinein, hat er es aber als ok empfunden, sagt er zumindest gegenüber den Therapeuten. Wir haben "nur noch ein paar Diagnosen" dazubekommen, von daher war ich hier im Forum schon länger nicht mehr. Ich hoffe für Euch, das ihr ein paar Schritte weiter seid. Wenn Du hier im Forum noch ab und zu on bist, kannst Du gerne mal berichten. LG e.a.
aa4048
Beiträge: 3
Registriert: Mi 12. Mai 2021, 16:37

Re: 13 jähriger Sohn leidet unter starkem Waschzwang

Beitrag von aa4048 »

Hallo Julia,

vielleicht kann dir mein Krankheits- bzw. Therapieverlauf etwas Orientierung geben: ich bin 24 Jahre alt, mit 14 an einem Waschzwang erkrankt, zunächst in ambulanter Therapie, in der ich meiner Therapeutin verschwieg, wie akut mein Zustand eigentlich war, daher folgten mit 16/17 zwei Aufenthalte in einer Psychiatrie für insgesamt 11 Wochen (der erste ging allerdings nur die nötigen 4 Wochen), beide erwirkt durch Zwangseinweisung. Während der Aufenthalte habe ich verschiedene Medikamente erhalten.
Die Zwangseinweisungen waren für mich sehr schwer und meine Mutter musste sich Ähnliches wie evaadler anhören. Nach meinem zweiten längeren Aufenthalt aber, ging es, auch wenn nicht konstant, weiter bergauf. Im Nachhinein ist mir klar, dass die Zwangseinweisungen und die Medikation in meinem Fall notwendig waren. Mein Duschen hat Stunden beansprucht, meine Gedanken wurden immer irrationaler, ich war nicht mehr alltagsfähig und vor allem todesunglücklich.
Es zunächst mit einer Verhaltenstherapie zu versuchen, klingt für mich richtig. Die Expertinnen in der Ambulanz können ja dann weitere Einschätzungen treffen und euch eventuell eine Empfehlung für einen Klinikaufenthalt geben. Falls Elterngespräche mit den Therapeutinnen vorgesehen sind, würde ich dort versuchen zu schildern, wie die Situation für dich/euch zuhause ist, damit die Therapeutinnen die Schilderungen mit denen eures Sohnes abgleichen können.
Eine Einrichtung in deiner Nähe kann ich leider nicht empfehlen.

Wie du bestimmt schon oft gehört hast, ist das Eingeständnis, erkrankt zu sein, der erste Schritt zur Besserung.
Seid zuversichtlich, ich funktioniere auch wieder (die allermeiste Zeit)! (:

Viele liebe Grüße und gute Besserung!
Anna
Julia F
Beiträge: 3
Registriert: So 17. Jan 2021, 10:11

Re: 13 jähriger Sohn leidet unter starkem Waschzwang

Beitrag von Julia F »

Hallo e. a.,
vielen Dank für deine tröstliche Antwort. Es ist so gut zu wissen, dass es anderen auch so geht. Ging es deinem Sohn nach dem Krankenhausaufenthalt denn besser bzw. hattest du das Gefühl, es hat geholfen?
Die Therapie hat bei unserem Sohn leider nicht gwirkt, hauptsächlich, weil er selber nicht einsieht, dass er krank ist. Morgen haben wir ein Aufnahmegespräch im Krankenhaus....
Viele Grüße von Julia
Julia F
Beiträge: 3
Registriert: So 17. Jan 2021, 10:11

Re: 13 jähriger Sohn leidet unter starkem Waschzwang

Beitrag von Julia F »

Hallo Anna,
vielen Dank für die Schilderung deiner Geschichte. Es macht mir Mut, dass alles wieder gut werden kann.
Die Therapie hat nicht geholfen bzw. unser Sohn hat auch nicht richtig mitgemacht, sodass das Krankennhaus jetzt wohl die einzige Option ist. Ich habe am meisten Angst davor, dass eine Zwangseinweisung für unseren Sohn traumatisch sein könnte und dass er das Vertrauen zu uns verliert. Bei seinen Schwierigkeiten spielt die Beziehung zu mir als Mutter sicher auch eine große Rolle.
Wie meinst du, hat die Zwangseinweisung das Verhältnis zu deinen Eltern beeinflußt?
Liebe Grüße von Julia
Hermann1
Beiträge: 69
Registriert: Di 18. Dez 2018, 19:19

Re: 13 jähriger Sohn leidet unter starkem Waschzwang

Beitrag von Hermann1 »

Hallo, mag sein, dass meine Reaktion erst spät erfolgt.
Mein Hinweis auf fachkompetente Kliniken in der Nähe von Bremen:

Burghof-Klinik Rinteln
Klinik in Bad Bramstedt
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