Positiver Bericht

Jessi
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Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Positiver Bericht

Beitrag von Jessi »

Hallo zusammen :)

Ich dachte mir hier wird so häufig von Problemen gesprochen und auch ich melde mich hier häufig um einen Rat von anderen zu bekommen wenn es mir zwangsmäßig wieder schlechter geht, dabei werden positive Berichte allzu häufig unter den Tisch gekehrt. Ich habe heute eine unfreiwillige Exposition erlebt. Ohne dass ich wusste, dass diese Expo auf mich zukommt, konnte ich in der Situation selbst erleben wie surreal meine Gedanken und Ängste eigentlich sind. Keine negativen Gefühle, keine Panik, keine Angst, nichts dergleichen ist aufgetreten, reine Gleichgültigkeit und als ich dies erkannte auch Erleichterung waren an deren Stelle. Ich bin unfassbar stolz auf mich, da ich immer große Angst vor solchen Expositionen habe und immer im Gefühl hatte, dass es eine irrationale Angst ist, die mich aber völlig lähmt solange ich darüber nachdenke. Demnach funktioniert die Stopp Technik bereits seit einigen Wochen sehr gut für mich.
Daher bin ich jetzt noch motivierter meinen Gedankenkreislauf auch ohne aktive Expositionen zu durchbrechen bzw mich für solche zu wappnen. Schließlich möchte ich auch nicht in eine starke Vermeidung verfallen.
Es ist für mich ein riesen Meilenstein auf dem Weg der Bewältigung der Zwänge gewesen. Ich bin zwar aktuell mental etwas angeschlagen, coronabedingt, doch ich kann die Systeme des Zwangs besser durchschauen und ihnen keine Möglichkeit geben sich in meinem Kopf völlig festzusetzen.

Ich hoffe ich kann vielleicht dem einen oder anderen damit Mut machen und etwas dazu ermutigen dass auch andere ihre positiven Erfahrungen teilen möchten. :)

LG Jessi
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michael_m
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Re: Positiver Bericht

Beitrag von michael_m »

Hallo Jessi,

vielen Dank für deinen Beitrag. Es freut mich, dass dir der Gedankenstopp gut gelingt und so hilfreich ist. Auch ist dein Beitrag für mich eine Motivation!

Ich übe mich "klinikbedingt" aktuell in Beobachtung bzw. oft sogar überhaupt in der Wahrnehmung meiner Gefühle. Dabei bin ich dann immer schnell enttäuscht, wenn nicht sofort alles 100%ig klappt. Und klar, es ist - wie der Gedankenstopp oder auch Expos - eine Übungssache.
Und sehr wahrscheinlich bin ich auch schon bei der Gefühlsbeobachtung besser geworden. Zumindest besser, als ich es selber mit meinem inneren Kritiker einschätze. ;)
Jessi
Beiträge: 284
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Positiver Bericht

Beitrag von Jessi »

Hey Michael!

Das freut mich, genau das wollte ich damit erreichen. Schließlich werden sich kaum Menschen in solchen Foren regelmäßig zu Wort melden, die den Zwang bereits besiegt haben. Demnach ist es für mich immer eine riesen Motivation positive Erfahrungen anderer Betroffener zu lesen, einfach aufgrund der daraus resultierenden Hoffnung irgendwann selbst das Ziel erreichen zu können.
Ich würde gerne noch etwas zu der vermeintlichen Ungeduld loswerden. Ich habe bisher immer gedacht wie soll so eine Stopp Methode funktionieren, würde ich meine Gedanken kontrollieren können hätte ich kein Problem damit. :lol: :roll:
Mittlerweile klappt es recht gut und ich erkenne an schlechten Tagen auch immernoch den Zweifel dahinter, doch einige Tage später kann ich auf zwangsfreie Momente zurückblicken. Mir wird soetwas immer erst im Nachhinein bewusst. Daher gilt es tatsächlich durchzuhalten und die Methoden zu verinnerlichen, einfach üben, üben, üben.
Zu Beginn meiner Therapie habe ich auch Angst gehabt, dass man solche Methoden nicht erlernen könnte, da solch ein Verhalten eher unbewusst geschehen sollte. Heute weiß ich, dass man es sich mit der Zeit einfach antrainieren muss und irgendwann ist es im Unterbewusstsein verankert.
Natürlich habe ich immernoch starke Ängste und Zwangsgedanken, aber solche Berichte lese ich selbst gerne, daher teile ich auch soetwas gerne. :)

LG Jessi
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michael_m
Beiträge: 613
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Positiver Bericht

Beitrag von michael_m »

Das ist doch wirklich sehr motivierend und ja, ich habe auch gemerkt: Ich muss mehr üben/ausprobieren und weniger lesen, durchdenken etc.

Das habe ich z. B. auch aktuell an den Selbstbeobachtungen gemerkt. Sowas hab ich schon öfter in Selbsthilfebüchern gelesen und oft nur im Kopf durchgespielt (wenn überhaupt), nie wirklich zu Papier gebracht. Hier in der Klinik wurde ich dazu "gezwungen", das schriftlich zu protokollieren. Bestimmt haben auch die Anleitung durch die Therapeutin und der Austausch mit den anderen Gruppenteilnehmern geholfen.
Aber ich merke jedenfalls unterm Strich, dass ich die einzelnen Komponenten besser wahrnehmen kann (gedankliche Ebene, emotionale Ebene, Reaktion, etc.). Manchmal nur im Nachgang, aber ... Übung macht ja den Meister. ;)

Wünsche dir auch noch viel Erfolg beim Weiterüben! :)
Len
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Registriert: Fr 18. Feb 2022, 14:13

Re: Positiver Bericht

Beitrag von Len »

hay ich bin neu hier und heise Len , hab grad den beitrag gelesen und frage mich grad was ist die stopp methode ? kann das jemand von euch erleutern , das wäre super und vielen dank
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SHG
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OOOOC Stopp ->?

Beitrag von SHG »

Wenn einem bewusst wird, dass man im ineffektiven zwanghaften (meist sind dabei Angst u. Zweifel bestimmend) Grübeln oder Absichern (gedanklich od. dr. Handlungen) drinnen ist, mal bewusst Innehalten. Eine Pause einlegen, was anderes tun/ denken, vielleicht auch ablenken und dann ev. neu bewerten bzw. sich auch entscheiden (miteinbeziehen von Gefühlen UND Gedanken und auch Werte bzw. langfristigeren Konsequenzen), wie ich will, dass ich jetzt weiter tue.
(Wohlgemerkt: es geht nicht darum, dass ich jetzt unbedingt mit dem Zwängeln aufhören muss - das wäre womöglich schon wieder der nächste Zwang)

Zwangserkrankte bleiben öfter mal an etwas haften und tun sich nicht so leicht etwas abzuschließen und zum Nächsten überzugehen. Soweit ich mich erinnere dürfte eine ‚Schaltstelle‘ im Gehirn (Nukleus caudatus) u.a. dabei eine Rolle spielen.

Ich übe das jetzt gleich mal u überlege nicht mehr weiter, diesen Beitrag noch zu ändern/verbessern - sondern lasse ihn einfach mal so stehen. Fällt mir gar nicht so leicht - im Moment will ich das aber so. .. jetzt überlege ich, ob ich doch noch was ergänze… jetzt STOPP
Jessi
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Re: Positiver Bericht

Beitrag von Jessi »

Das ist ein gutes Beispiel für die Methode. In meinem Fall handelt es sich zum Großteil um das Grübeln. Ich verfalle immer wieder in Gedankenspiralen und checke dabei meine Gefühle. Sobald ich bemerke, dass ich mich gedanklich wieder mit den zwanghaften Themen befasse sage ich im Kopf oder auch schonmal laut Stopp und versuche mich anschließend auf etwas anderes zu fokussieren. Solange man sich mit den Zwängen auseinandersetzt, rutscht man immer weiter hinein. Früher habe ich immer gedacht man könne es nicht unterbrechen, das würde ich schließlich sofort umsetzen. Man kann es aber trainieren und für mich hilft diese Methode enorm um im Alltag stabil zu bleiben. Bei mir hilft sie nach einem Rückfall meistens nach ca. 3 Tagen konsequentem Anwenden. Dann beginne ich rückblickend eine Erleichterung zu verspüren und beruhige mich innerlich, da ich die Kontrolle zurück bekomme.

LG Jessi
Len
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Registriert: Fr 18. Feb 2022, 14:13

Re: Positiver Bericht

Beitrag von Len »

danke euch
Alex
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Re: Positiver Bericht

Beitrag von Alex »

Wenn ich im Zusammenhang mit Zwangsstörungen von der „Stopp-Methode“ höre, bin ich eher skeptisch. Die „Stopp-Methode“ kenne ich unter dem Schlagwort „Gedankenstopp“, das für mich suggeriert, dass man aufkommende (Zwangs-)Gedanken willentlich stoppen kann. Wie wir ja wissen, führt der Versuch, Zwangsgedanken zu stoppen, nur zu noch mehr Zwangsgedanken.
Besser wäre der Begriff „Grübel-Stopp“, der besser ausdrückt, dass es die (mentale) Zwangshandlung, nämlich das Grübeln ist, das gestoppt werden soll und -im Gegensatz zu den Zwangsgedanken- willentlich gestoppt werden kann.

Entscheidend ist, dass man so oft wie möglich erkennt, wenn man in die Grübelspirale gerät, und sich dann einer anderen Tätigkeit zuwendet. Dies kann natürlich mit dem geistigen oder verbalen Aussprechen des Wortes „Stopp“ eingeleitet werden.

Bei mir hat sich das Grübeln schon so stark automatisiert, so dass ich es leider noch zu oft fälschlicherweise als nicht aufzuhaltende Abfolge von Zwangsgedanken hinnehme. Mit der Anwendung von Achtsamkeit habe ich zwar durchaus Erfolg. Die notwendige Ausdauer, Achtsamkeit täglich zu praktizieren, fehlt mir aber noch.
Jessi
Beiträge: 284
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Positiver Bericht

Beitrag von Jessi »

Hey Alex!

Da gebe ich dir Recht, genau das ist auch der Grund, weshalb ich früher der Meinung war, dass es niemals funktionieren könnte.
Ich habe einfach angefangen alle Gedanken, die zum Grübeln führten und in irgendeiner Weise mit den Zwangsgedanken zusammenhingen zu stoppen. Ich habe sofort unterbrochen, sodass ich nicht ins Grübeln gerate. Zu Beginn musste ich wirklich alle 20 Sekunden erneut Stopp sagen. Mittlerweile reicht es 1x/2x und ich kann meinen Fokus tatsächlich auf andere Dinge legen.
Sobald es mir eine Zeit lang schlechter geht, dauert es auch wieder länger aber ich finde es hilfreich zu wissen, dass man solche Methoden tatsächlich trainieren kann. Das Training ist für mich nämlich immernoch ein seltsames Konstrukt, was ich nicht wirklich nachvollziehen kann.

LG Jessi
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