Hallo aus Bayern

PetraPetra
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Hallo aus Bayern

Beitrag von PetraPetra »

Ich, 52 Jahre verheiratet und zwei Erwachsene Kinder leide seit ca. 8 Jahren an einem Desinfektionszwang. Ich kann keine Gegenstände anfassen ohne mir danach die Hände zu waschen und sie anschließend zu desinfizieren. Sollte es keine Möglichkeit geben die Hände auf diese Weise zu säubern kann ich mir nicht ins Gesicht fassen. Das ist im Grunde mein Hauptproblem. Es hat sich langsam eingeschlichen. Begonnen hat das ganze als ich in der Arbeit alle drei Wochen ausfiel wegen einer Erkältung. Um dies zu vermeiden habe ich extrem auf Hygiene geachtet. Tja und mittlerweile kommen immer mehr Dinge dazu. Ich hasse Händeschütteln oder Türklinken anfassen. Geld ist für mich ein Riesen Problem. Einige Sachen die ich einkaufe will ich auch säubern. Wenn ich es genau betrachte gibt es da keinen roten Faden. Vor ca. einem halben Jahr habe ich es meiner besten Freundin erzählt und daran merke ich immer wieder das null Logik dahinter steckt. Warum kann ich das eine aber das andere nicht? Diese Fragen werden mir gestellt und ich kann es nicht erklären. Das einzige was ich weiß ist: NUR MIT SAUBEREN HÄNDEN KANN ICH MIR INS GESICHT ODER IN DIE HAARE FASSSEN. An Tagen wo mir das nicht gelingt gehe ich am Abend duschen. Mittlerweile reinige ich auch den Autositzt und das Lenkrad wenn zuvor mein Mann gefahren ist. Seit einiger Zeit kann ich auch zu Hause meine Türklinken und Lichtschalter nicht mehr anfassen ohne mir die Hände zu waschen und zu desinfizieren.
Ich war vor einem Jahr in einer Klinik aber dort waren sie mit meiner Problematik überfordert. Da sie nicht nach Chema F ihren Therapieansatz durchziehen konnten da ich ein zu harmloser Fall bin. Die Angefangene Exposition, Liste schreiben von ganz schwach zu , das mach ich auf keinen Fall war ein guter Ansatz aber auch da wussten sie nicht so recht mit mir was anzufangen. Ich habe mein Leben soweit gut im Griff, gehe Arbeiten, nimm an Freizeitaktivitäten teil. Dennoch bemerke ich natürlich mittlerweile Einschränkungen. Einige Dinge dauern länger oder lassen mich manchmal sonderbar wirken. In der Ehe gibt es dadurch auch immer wieder Streit. Ich glaube ich werde mit dieser Erkrankung leben müssen. Aber ich wünschte mir so sehr das ich zurück in die Vergangenheit reisen könnte um den Ursprung zu unterbieten. Oder ich schnipste mit dem Finger und Zack alles ist wie zu vor. Der Verstand weiß ganz genau das alles völliger Blödsinn ist. Oft sage ich mir, lasse es doch ab jetzt einfach du wirst davon nicht sterben. Tja, wenn es dann doch mal so einfach wäre. Auch und übrigens, es hat mir auch gezeigt das ich im Recht bin, seit dem hatte ich keine Erkältung mehr. ABER steht das zu Relation?????? NEIN GANZ SICHER NICHT!!!
Sorry, der Tex hat keinen roten Faden oder Struktur jedoch habe ich mir es so von der Seele geschrieben wie es mir in den Sinn kam.

Gibt es jemand hier der genau die gleichen Zwänge hat wie ich??? Würde mich freuen wenn DU (aber natürlich auch all die anderen) dich bei mir melden würdest.

Ich habe erst vor einem Jahr damit angefangen darüber zu reden und mir einzugestehen das es eine Erkrankung ist.....Dasa ist nicht leicht.
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André
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Re: Hallo aus Bayern

Beitrag von André »

Jede Krankheit ist individuell, dadurch sind natürlich Vergleiche immer schwierig, aber es gibt viele Symptome, die bei mir ähnlich sind, allerdings sehr wahrscheinlich ganz andere Ursachen haben. Seit meinem ca. 14. Lebensjahr habe ich eine Zwangserkrankung, wobei der Waschzwang das Haupt einnimmt. Diese Krankheit ist bei mir wie eine Welle, mal kann ich damit gut Leben und wenn die Welle am Steigen ist, wird es immer schwieriger, bis ich leider wieder professionelle Hilfe benötige. Wenn es leichte Wellen sind, komme ich alleine zurecht, aber dafür muss auch das Umfeld positive einwirken, wenn daraus noch eine Belastung entsteht, wächst die Welle um so mehr an. Bei mir gibt es ein Zimmer (Schlafzimmer), indem darf keiner rein, auch ich darf dort nur hinein, wenn ich sauber bin. Die Türklinken mache ich vorher immer mit einem Desinfektionstuch sauber, durch Corona hat sich alles verschärft. Damals musste ich alle Lebensmittel nur mit Desinfektionstüchern einmal sauber machen, heute muss ich die ganze Ware in drei Schritte reinigen. Der erste und letzte Schritt habe ich schon genannt, beim mittleren werden alle Lebensmittel mit Desinfektionsspray gereinigt. Außerdem muss ich regelmäßig, wenn ich außerhalb meiner Wohnung war, mich direkt mit Desinfektionsspray absprühen, auch die Klamotten, die ich anhabe, sowie meine Hände und mein Gesicht. Leider verhindert dieses Virus mich zurzeit auch daran, wieder in stationäre Behandlung zu gehen, ich möchte zwar gerne sterben, aber nicht so grausam wie bei diesem Virus. Bei der Behandlung half mir am besten die Gesprächs- sowie die Verhaltenstherapie. Es gibt zwei verschiedene Vorgehensweisen, die am meisten verwendete haben sie schon beschrieben, bei der zweiten wird genau die gegensätzliche Reihenfolge genommen, man fängt also mit dem Schlimmsten an, dieses würde ich aber nicht empfehlen. Am Anfang half mir ein Schock, ich beschreibe das hier an dieser Stelle (Version ohne Metrik):

Am Anfang konnte ich nichts gegen den Wasch- und Zählzwang ausrichten,
hierdurch gab es in der ersten Phase der Behandlung keine Erfolgsaussichten.
Die beiden Zwänge hatten sich zusammen getan,
ich wurde deswegen deren ungewollter Untertan.
Dieser hinterlistige, gemeine Zählzwang
180 nistete sich ein als Wiederholungszwang.
Das abnormale Waschen quälte mich schon sehr,
aber infolge der Wiederholungen umso mehr.
Meine Hände hatten dauernd geblutet,
der Schmerz dabei hat mich überflutet.
185 Die Seife fraß sich durch die Hautschichten,
warum tat ich meine Greifarme so zurichten.
Wir hatten in der Jugendpsychiatrie
nicht nur Freizeit und Therapie.
Wir hatten auch Unterricht,
190 dieser war recht schlicht,
aber ich lernte dort eine Sprachlehrerin kennen,
die würde ich am liebsten mit Namen benennen.
Sie setzte sich eines Tages zu mir gegenüber
und sah zu mir besonders traurig herüber.
195 Ihr Blick richtete sich auf meine Hände,
diese sprachen allein schon Bände,
wie oft schon mussten sie Leid ertragen
und das sie sicher nichts mehr vertragen.
Sie sagte zu mir im ernsten Ton,
200 aber ohne weitere Provokation.
Deine Hände sehen Tag für Tag schlimmer aus,
dies einfach länger anzusehen ist mir ein Graus.
Sie haben so viele offene Wunden,
du hast schon oft Schmerz empfunden.
205 Du blutest bei jeder Waschung,
sie erfahren keine Linderung.
Wenn dies so weiter geht,
ich bin zwar kein Prophet,
dann wirst Du daran sterben können,
210 ich möchte Dir aber eine Zukunft gönnen.
Keime, Pilze und Bakterien können mühelos in Dir eindringen,
und diese können Deinen Körper problemlos nieder zwingen.
Bedenke diese Art zu versterben,
ist ein sehr schmerzliches sterben.
215 Sie nisten sich bei Dir ein
und sind nicht lange allein.
Sie breiten sich im ganzen Körper aus,
für sie bist Du ein Gaumenschmaus.
Zuerst werden sie Dir Deine Hände amputieren
220 und danach wirst Du hundeelend krepieren.
Ich bitte für Dich, die Seife nur noch einmal pro Waschung zu verwenden,
oder versuche bei diesem Ritual den Zählzwang nicht mehr anzuwenden.
Folgend war ich die ganze Zeit am überlegen,
wie kann ich den Zählzwang rasch reinlegen,
225 damit er trotzdem mit mir zufrieden ist
und sich nicht mit meinem Geist misst.
Wieso reinigte ich meine Hände mindestens 3-mal
und maximal immer wieder bis zu 81-mal
dauernd die gleiche Prozedur,
230 warum vollzog ich dieses nur.
Ich wollte die ganze Zeit durch Selbstmord dahinscheiden,
um einen schnelleren und schmerzlosen Tod zu erleiden.
downtherabbithole
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Re: Hallo aus Bayern

Beitrag von downtherabbithole »

Hallo PetraPetra,

inwiefern waren sie in der Klinik mit deiner Symptomatik überfodert? In welcher Klinik warst du?

Zum Thema Logik, ich glaube im Endeffekt ist für den Zwangspatienten seine Logik schon logisch, auch wenn man sich zwischendurch selber darüber wundert. Allerdings begründet unsere Logik auf irrationalen Ängsten und Gefühlen, die sehr individuell und je nach Tag auch mal anders sein können. Deswegen versteht das von außen auch keiner, oder nur sehr wenige, die nicht betroffen sind. Es mach übrigens meiner Erfahrung kaum Sinn darüber zu sprechen, es sei denn es geht um Themen, bei denen dir eine Rationalisierung tatsächlich die Angst nimmt. Ansonsten können diese Rationalisieren sogar eine mentale Zwangshandlung sein und unterstützen das Aufrechterhalten des Zwangs.

Ich habe auch einen Waschzwang seitdem ich klein bin. Früher war das allerdings tatsächlich eher sehr häufiges Händewaschen und so richtig weiß ich nicht warum. Mit Anfang 20 kamen dann starke Ängste und Gedankenzwänge dazu, was sich dann mit dem Waschzwang verknüpft hat. Ich habe aber keinen Waschzwang weil ich Angst vor Viren habe sondern Angst vor schlechten Menschen und Taten. Also ich habe Angst davor, dass mir durch den Kontakt damit etwas passiert ist, oder passieren könnte. Verhält sich aber fast genauso wie wenn man Angst vor Viren hat. Vor zehn Jahren wurden die Zwangshandlungen stärker ich habe dann aber versucht damit zu leben und mir Systeme aufgebaut, wie das viele von uns machen. Vor zwei Jahren hat Corona diese Systeme zum Einstürzen gebracht und sich die Zwänge noch mal verschlimmert. Ich habe erst jetzt so richtig gemerkt, wie sehr die letzten zehn Jahre an mir gezerrt haben, wie anstrengend das Leben mit den Zwängen in den letzten zehn Jahren eigentlich war. Während ich in den Systemen steckte war mir das gar nicht so stark bewusst, obwohl ich dadurch auch viele körperliche Symptome hatte. Das Ausmaß ist mir erst jetzt so richtig bewusst. Deswegen kann ich nur empfehlen am Ball zu bleiben und weiter Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die ganzen Gedanken und Handlungen die man tagtäglich ausführt, und die ganzen Ängste die da mit wirken, das ist eine krasse Belastung. Ich habe mal gelesen, das Zwangspatienten besonders ausdauernd sind, also auch ungemütliches lange ertragen. Es ist allerdings so, je länger und tiefer man sich da reireitet, desto schwieriger wird es da wieder rauszukommen. Alle Handlungen die man sich über einen langen Zeitraum antrainiert müssen ja auch wieder abtrainiert werden. Das mit dem Fingerschnipsen wird ja leider nicht funktionieren.
PetraPetra
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Re: Hallo aus Bayern

Beitrag von PetraPetra »

@Andre: Danke für deinen Antwort. Das jedes Krankheitsbild unterschiedlich ist, weiß ich. Dennoch gibt es immer wieder parallele. Es war für mich sehr interessant deine Geschichte zu lesen. Bei mir in der Klinik meinte die Psychologin sofort, komisch ihre Hände sehen so gepflegt aus, das würde sie sehr verwundern. Erst dacht ich mir, spinnt die? Aber klar, es geht immer noch schlimmer. Weiß ich jetzt auch. Ich meinte zu ihr dann, dass ich auch immer am cremen bin. Nach dem ersten Gespräch hat sie dann meine Problematik etwas erkannt/einschätzen können. Ja, ich wasche mir nur die Hände wenn ich verunreinigte Dinge ( ist ja auch bei jeden individuell) berühre. Einmal gründlich Händewaschen und dann ein paar Spritzer Sterilium und mein Kopf ist zufrieden. Ich vermeide Dinge anzulangen damit ich nicht so oft Händewaschen oder das Sterilium benutzen muss. Fürchterlich.....genau das ist die Problematik. Auf mein Stuhl. mein Bett berühren oder auf die Seite meines Sofas darf sich auch keiner setzten. Das ist bei mir dann wie bei dir dein Sclalfzimmer. Andre, war das mit dem, du willst sterben ein Tippfehler oder so gemeint?

@downtherabbithole: auch dir möchte ich für deine Antwort danken. Ja für mich ist es Logisch, für meine Familie( Mann, Kinder) mittlerweile auch, die bekommen es auch unmittelbar mit. Ich bereue es auch meiner Freundin davon erzählt zu haben. Dieses ständige rechtfertigen nervt. Corona hat bei mir alles einfacher gemacht. Denn jetzt stehen überall Desinfektionsmittel zum gebrauch da bin ich nicht mehr sonderbar. Auch Händeschütteln fällt weg....was für ein Segen für mich. Wenn ich Türklinken vermeide zu berühren oder sie mit den Elenbogen öffne wirke ich auch nicht mehr sonderbar. Flaschen aus den ich ohne Glas trinke wasche ich auch zuvor ab. Auch manche Lebensmittel die ich in den Schrank lege desinfiziere ich auch. Wo wir wieder bei der Logik wären ??? Erschließt sich nicht. Dennoch aber für mich. Denn wenn ich das Gefühl habe es zu reinigen mache ich es damit im Hirn frieden herrscht. Ja das mit dem Fingerschnippen wird nicht funktionieren, habe es schon mal versucht :lol: kleiner Spaß ich hoffe das ist erlaubt.
Habt ihr/jemand schon Erfahrung mit Hypnose? Darüber denke ich zur Zeit öfter mal nach.
PetraPetra
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Re: Hallo aus Bayern

Beitrag von PetraPetra »

downtherabbithole hat geschrieben: Fr 24. Jun 2022, 11:00 Hallo PetraPetra,

inwiefern waren sie in der Klinik mit deiner Symptomatik überfodert? In welcher Klinik warst du?

Den Namen der Klinik möchte ich öffentlich nicht nennen. Überfordert weil: Sie wollte mit mir einen Ausflug machen damit ich Spaß habe, jedoch kann ich solche Dinge selbst noch, Im Grunde, das weis ich jetzt, hätte sie mit mir einkaufen gehen müssen und ich hätte aushalten müssen das Geld anzulangen und mir dann in das Gesicht zu langen....oder so etwas in der Art. Dafür war aber dann anscheinend die Zeit nicht. Oder es passt nicht in das Chema. Im Grunde sollte ich nur mit der Co -Therapeutin die Liste schreiben. Schlichtweg hatten sie anscheinend schlimmer Fälle oder zu wenig Zeit um mit mir in den 6 Wochen einen Strategie zu entwickeln und zu beginnen. Zuhause fällt es mir schwer eine Verhaltenstherapeutin zu finden und ich habe auch keine Lust mehr. Habe schon mal eine Therapie gemacht wegen Mobbing am Arbeitsplatz. Ich glaube auch nicht das mir es helfen wird. Leider ist mein Therapeut verstorben. Ich glaube mit ihm hätte es werden können. Er kannte mich seit Jahren. Alles was so passiert ist. Wieder von vorn alles zu erzählen ist Mühsam und kostet sehr viel Kraft. DAS NERVT!!!!!!!!!!
downtherabbithole
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Re: Hallo aus Bayern

Beitrag von downtherabbithole »

PetraPetra hat geschrieben: Fr 24. Jun 2022, 14:24 Den Namen der Klinik möchte ich öffentlich nicht nennen. Überfordert weil: Sie wollte mit mir einen Ausflug machen damit ich Spaß habe, jedoch kann ich solche Dinge selbst noch, Im Grunde, das weis ich jetzt, hätte sie mit mir einkaufen gehen müssen und ich hätte aushalten müssen das Geld anzulangen und mir dann in das Gesicht zu langen....oder so etwas in der Art. Dafür war aber dann anscheinend die Zeit nicht. Oder es passt nicht in das Chema. Im Grunde sollte ich nur mit der Co -Therapeutin die Liste schreiben. Schlichtweg hatten sie anscheinend schlimmer Fälle oder zu wenig Zeit um mit mir in den 6 Wochen einen Strategie zu entwickeln und zu beginnen. Zuhause fällt es mir schwer eine Verhaltenstherapeutin zu finden und ich habe auch keine Lust mehr. Habe schon mal eine Therapie gemacht wegen Mobbing am Arbeitsplatz. Ich glaube auch nicht das mir es helfen wird. Leider ist mein Therapeut verstorben. Ich glaube mit ihm hätte es werden können. Er kannte mich seit Jahren. Alles was so passiert ist. Wieder von vorn alles zu erzählen ist Mühsam und kostet sehr viel Kraft. DAS NERVT!!!!!!!!!!
Verstehe, ich fragte nur, weil insgesamt kann einfach sein, dass du keine gute Klinik für Zwänge erwischt hast. Genauso wie man auch schlechte Therapeuten für das Thema Zwänge erwischen kann. Die Sache, dass die Therapeutin deine Hände zu gepflegt fand, zeugt für mich irgendwie schon davon, dass sie nicht so viel Ahnung haben kann, dass Zwänge bei jedem unterschiedlich funktionieren. Ich wurde mal gefragt, wie ich denn überhaupt noch arbeiten kann, aber so lange ich in den Systemen bleibe, funktioniert es eben.

Ich kann auch sehr gut nachvollziehen, dass es ultra nervig ist seine Lebensgeschichte erneut erzählen zu müssen und Therapeuten zu suchen/zu finden. Ich habs deswegen auch immer wieder aufgeschoben und hauptsächlich dann gesucht wenn es mir ganz schlecht ging. Ist auch mit ein Grund warum ich so lange nicht die richtige Hilfe bekommen habe. Es ist ein verdammt bescheuertes System und es gibt zu wenig Therapeuten die auf Kasse zugelassen sind.
Corona hat bei mir alles einfacher gemacht. Denn jetzt stehen überall Desinfektionsmittel zum gebrauch da bin ich nicht mehr sonderbar. Auch Händeschütteln fällt weg....was für ein Segen für mich. Wenn ich Türklinken vermeide zu berühren oder sie mit den Elenbogen öffne wirke ich auch nicht mehr sonderbar.
Das ist bei mir schon auch so, nur würde ich es anders interpretieren: Corona hat es einfacher gemacht die Zwänge in der Öffentlichkeit auszuleben. Das hat es aber gleichzeitig einfacher für meinen Zwang gemacht sich weiter zu manifestieren, weil ich genau das mache, was ich eigentlich nicht machen sollte um den Zwang nicht weiterhin aufrecht zu erhalten (also zB. die Türklinken nicht anzufassen, ständig alles zu desinfizieren). Gleichzeitig erscheint es mir durch Corona noch viel logischer, das zu machen, was ich im Zwang mache. Ein Teufelskreis also irgendwie.

Ich habe mal eine Stunde Hypnose gemacht, es hat mich positiv motiviert danach eine Expoition zu machen, das wars aber auch schon. Ich könnte aber nicht sagen, ob sie mir dadurch einfacher gefallen ist, auch habe ich sie nicht ganz korrekt ausgeführt. Nach Hypnose wird hier immer mal wieder gefragt. Ich glaube dahinter steckt letzendlich der Wunsch nichts tun zu müssen außer die Augen zuzumachen und damit den Zwang loszuwerden (mal ganz blöd gesagt). Das wäre dann aber ähnlich wie das Fingerschnippen. Ich persönlich setze meine Hoffnung da lieber in Therapieformen die laut Wissenschaft am geeignetesten für Zwänge sind. Aber das ist natürlich jedem selber überlassen.
Zuletzt geändert von downtherabbithole am Fr 24. Jun 2022, 16:24, insgesamt 1-mal geändert.
PetraPetra
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Re: Hallo aus Bayern

Beitrag von PetraPetra »

downtherabbithole hat geschrieben: Fr 24. Jun 2022, 16:19
PetraPetra hat geschrieben: Fr 24. Jun 2022, 14:24 Den Namen der Klinik möchte ich öffentlich nicht nennen. Überfordert weil: Sie wollte mit mir einen Ausflug machen damit ich Spaß habe, jedoch kann ich solche Dinge selbst noch, Im Grunde, das weis ich jetzt, hätte sie mit mir einkaufen gehen müssen und ich hätte aushalten müssen das Geld anzulangen und mir dann in das Gesicht zu langen....oder so etwas in der Art. Dafür war aber dann anscheinend die Zeit nicht. Oder es passt nicht in das Chema. Im Grunde sollte ich nur mit der Co -Therapeutin die Liste schreiben. Schlichtweg hatten sie anscheinend schlimmer Fälle oder zu wenig Zeit um mit mir in den 6 Wochen einen Strategie zu entwickeln und zu beginnen. Zuhause fällt es mir schwer eine Verhaltenstherapeutin zu finden und ich habe auch keine Lust mehr. Habe schon mal eine Therapie gemacht wegen Mobbing am Arbeitsplatz. Ich glaube auch nicht das mir es helfen wird. Leider ist mein Therapeut verstorben. Ich glaube mit ihm hätte es werden können. Er kannte mich seit Jahren. Alles was so passiert ist. Wieder von vorn alles zu erzählen ist Mühsam und kostet sehr viel Kraft. DAS NERVT!!!!!!!!!!
Verstehe, ich fragte nur, weil insgesamt kann einfach sein, dass du keine gute Klinik für Zwänge erwischt hast. Genauso wie man auch schlechte Therapeuten für das Thema Zwänge erwischen kann. Die Sache, dass die Therapeutin deine Hände zu gepflegt fand, zeugt für mich irgendwie schon davon, dass sie nicht so viel Ahnung haben kann, dass Zwänge bei jedem unterschiedlich funktionieren. Ich wurde mal gefragt, wie ich denn überhaupt noch arbeiten kann, aber so lange ich in den Systemen bleibe, funktioniert es eben.


Ja da bin ich wohl nicht so gut aufgehoben gewesen.
PetraPetra
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Re: Hallo aus Bayern

Beitrag von PetraPetra »

Das mit dem zitieren klappt nicht ganz so.....da lass ich es mal lieber :D

Ja nervig. ABER ich denke das wird nicht anders möglich sein. Ich muss wohl noch mal einen Start wagen. Ich hoffe da auch nicht auf die Hypnose. Das mit dem Verlagern zur Coronazeit ist schon richtig so wie du es beschreibst. Es half nicht es zu lindern. Es half nur nicht als sonderbar zu wirken. Ich sollte mich evtl. mehr mit dem Thema Zwang Auseinandersetzten. Denn das Gehirn ist ja einen Wissenschaft für sich. Ich erinnere mich wage, dass ich nach der Geburt meines Kindes so einen Tick hatte. Immer drei mal auf den Tisch klopfen. Erinnere mich aber nicht mehr warum. War nur ein ganz kurzer Zeitraum, paar Wochen. Anscheinend bin ich immer schon anfällig auf so etwas gewesen. Oder gibt es das nicht? Oder hat es etwas mit der Vergangenheit zu tun? Erlebnisse und so?
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André
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Re: Hallo aus Bayern

Beitrag von André »

Sehr geehrte Petra,

ich kann es so sehr nachvollziehen, dass es einem schwerfällt, seine Lebensgeschichte immer wieder jemanden anzuvertrauen und von Neuem zu erzählen. Auch kann ich ein Gedicht schreiben über die Schwierigkeiten, einen ambulanten Therapieplatz zu bekommen, das kann weidlich lange dauern. Ich hatte sehr viel Dusel gehabt, nach ewiger ambulanter Therapie im Krankenhaus einen richtigen ambulanten Therapieplatz zu bekommen, das liegt nämlich hauptsächlich daran, das sie gerne nur leicht erkrankte Patienten aufnehmen, obwohl manchmal noch nicht mal z. B. eine leichte Depression, sondern nur eine depressive Phase vorliegt, die von alleine heilt. Viele Psychologen in den stationären Einrichtungen sind sehr genervt von den ambulanten Therapeuten. Zur Therapie möchte ich noch gerne sagen, dass leider wahrscheinlich durch Druck der Krankenkassen die Therapiezeiten sich sehr gekürzt haben, damals war ich fast immer über 5 Monaten bis zu einem Jahr in stationäre Behandlung, man hatte auch ständig nur eine Person (Pflegekraft), die für einen verantwortlich war. Sie hat sich an vielen Tagen sehr oft zwischen 2 und 4 Stunden mit dir unterhalten und Übungen praktiziert. Diese Form der Therapie, wo die Zeit eine so große Rolle spielt, scheint heute total zu fehlen, die eben intensive Kosten verursacht. Es gab sogar damals eine Einrichtung, die total gegen Medizin war, einfach toll, weil heute wird fast als Erstes gefragt, nehmen sie ein Medikament und wenn man Nein antwortet, bekommt man gleich eins empfohlen einzunehmen. Sie scheinen im Vermeiden gut zu sein, dadurch waschen sie sich nicht so viel die Hände, aber es ist leider für einem selbst eine schlechte Lösung, weil es sich immer mehr ausbreitet. Erst vermeidet man jenes danach dieses usw. und irgendwann lebt man in einem selbst gebauten „Gefängnis“. Es ist leider wohl der einzige Weg, man muss dagegen angehen mit Höhen und Tiefen.

Sie haben mich gefragt, ob die Sehnsucht nach dem Tod wirklich ernst gemeint ist, ich möchte hierzu nur sagen, dass ich zwei Seelen in meinem Herzen trage. Die eine Seite wünscht sich so höchlich nicht geboren worden zu sein und wenn doch so schnell wie möglichst zu sterben, damit der Tod nicht noch grausamer wird, weil ich fest der Meinung bin, dass danach nichts kommt und alle Gefühle, alle Gedanken, alle Sorgen, alles Schöne, was man erlebt hat, umsonst waren. Die Seite ist sehr stark bei mir vorhanden und sie verabscheut das Leben und somit Gott und sieht in ihm nur das Böse. Die andere Seite in mir, die nur sehr schwach existiert, möchte am liebsten in diesem Paradies Erde, wenn man schon geboren worden ist, so alt werden wie Methusalem und am allerliebsten noch älter werden, am besten für immer hier auf diesem Planeten leben. Ich habe solche Furcht vor dem Tod, aber auch vor dem Sterben selbst. Die Hoffnung, die bei mir sehr gering vorhanden ist, hat die Vorstellung, dass Gott vielleicht wenigsten Gut und Böse ist, wie damals die Israeliten glaubten, bevor sie die Anhänger von Zarathustra trafen und in späteren Jahren eine böse Macht erfanden wie Beelzebub usw. Ich fühle mich wie ein Haufen Glasscherben, die hoffentlich irgendwann eingesammelt werden und in den Sondermüll entsorgt werden. Ich fühle mich sehr verantwortlich für die Vergangenheit und deren Verbrechen wie z. B. die zwei „Holocaust“ und die Hexenverfolgung, ich fühle mich schuldig für deren Taten und darf dadurch nicht glücklich sein, deswegen hat der Zwang bei mir so eine große Chance zu wuchern und wird mich wahrscheinlich nie verlassen, weil hier die Wurzeln des Übels sind, deswegen habe ich auch die „Zwangsdepression“ entwickelt, die ich niemanden wünsche.
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Re: Hallo aus Bayern

Beitrag von downtherabbithole »

Hallo noch mal PetraPetra,
Ich sollte mich evtl. mehr mit dem Thema Zwang Auseinandersetzten. Denn das Gehirn ist ja einen Wissenschaft für sich. Ich erinnere mich wage, dass ich nach der Geburt meines Kindes so einen Tick hatte. Immer drei mal auf den Tisch klopfen. Erinnere mich aber nicht mehr warum. War nur ein ganz kurzer Zeitraum, paar Wochen. Anscheinend bin ich immer schon anfällig auf so etwas gewesen. Oder gibt es das nicht? Oder hat es etwas mit der Vergangenheit zu tun? Erlebnisse und so?
Ich kanns nur empfehlen, gibt ja genug Bücher zum Thema. Man kann bei vielen Menschen mit Zwängen feststellen, dass sie früher schon gewisse Dinge gemacht haben, oder Ticks hatten, die man zu den Zwängen zählen kann. Manchmal gehen diese auch wieder von alleine weg, woran das liegt, keine Ahnung. Kinder haben so was ja sowieso öfter und dann verschwindet es wieder. Geburten können für manch einen sogar der Auslöser für starke Zwänge sein. Man geht davon aus das bei Zwängen eine gewisse genetische Komponente existiert, gewisse Charaktereigenschaften bei Zwangspatienten aufzufinden sind und das Erlebnisse (das können Traumata, aber auch Sachen wie Tod eines Angehörigen, Fremdgehen des Partners, etc. sein) sowie Erziehungsstil der Eltern einen Einfluss haben können. Es spielen also mehrere Faktoren eine Rolle. Dann gibt es Auffälligkeiten im Gehirn, aber da weiß man nicht, ob die durch die Erkrankung kommen oder vorher schon da waren. Also 100% genau, weiß man nicht woran es liegt.
Ich habe im Laufe meiner Therapien festgestellt, das sicherlich alle Punkte bei mir eine Rolle spielen, das kann aber von Person zu Person unterschiedlich sein.

Wenn du dich entscheidest das Thema Therapie noch mal anzugehen, drücke ich dir auf jeden Fall die Daumen!
Wenn du zur Überbrückung Podcast hören oder Bücher lesen willst, können wir dir genug empfehlen.
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