Als Hilfloser trotzdem helfen können?

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Hansilein
Beiträge: 1
Registriert: Mo 4. Jul 2022, 22:49

Als Hilfloser trotzdem helfen können?

Beitrag von Hansilein »

Hallo,

ich bin nun seit mehr als 4 Jahren mit meiner Freundin zusammen und habe es am Anfang garnicht so gemerkt, dass es bei Ihr Zwänge sein könnten. Seit Corona haben sich die Zwänge aber sehr verschlimmert. In den schlimmsten Phasen gab es Klamotten für vor dem Duschen und dann für nach dem Duschen. Was mir immer aufgefallen ist, ist, dass es wenn Sie in Stresssituationen ist über die Sie nicht die "Kontrolle" hat es wieder schlimmer wird.

Aktuell ist wieder so eine Phase in der Sie sehr gestresst ist und teilweise sich mehrere Minuten die Hände wäscht und teilweise sich dann auch nochmal die Hände wäscht, wenn Sie in der Wohnung nur mit einem kleinen Stück des Körpers hängen geblieben ist. Das ganze Ritual zum Bett gehen, dauert teilweise bis zu einer Stunde. Teilweise wird Sie dann auch so wütend, dass ich Sie nicht mehr wieder erkenne und ich vor allem in solchen Situationen nicht weis, wie ich Ihr helfen kann oder überhaupt darf?

Ich bin ein Mensch, der sehr viel mit Logik erklären will und Sie ist eigentlich auch so und weis, dass das Alles nicht "richtig" ist, was Sie zusätzlich noch mehr fertig macht.

Falls ihr noch mehr Details braucht, einfach fragen. :)

Ich hoffe Ihr könnt mir hier ein wenig weiterhelfen, denn ich weis nicht mehr weiter und will einfach nicht, dass es noch schlimmer wird.

Danke euch!
Jessi
Beiträge: 284
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Als Hilfloser trotzdem helfen können?

Beitrag von Jessi »

Hey!
Also erstmal finde ich es super, dass du deiner Freundin beistehen und ihr helfen möchtest und scheinbar auch Empathie ihr gegenüber zeigst. ;)
Wie du schon sagst seid ihr beide eher rationale Menschen und ich denke, dass kann ihr auch helfen. Leider ist es aber so, dass Zwänge durch reine Logik und allein auf der Verstandesebene nicht geheilt werden können.
Die Ängste, die sie dabei verspürt sind irrational aber es ist hilfreich sich dessen immer wieder bewusst zu werden.
Du kannst eventuell versuchen mit ihr zu sprechen und ihr dabei Mut zusprechen, sodass sie die Kraft bekommt sich ihren Zwängen zumindest teilweise zu widersetzen. Es scheint aber auch schon ein Ausmaß angenommen zu haben, in dem ich auch zu einer Therapie raten würde. Vielleicht gibt es in eurer Nähe auch Selbsthilfegruppen, die ihr eventuell auch gemeinsam besuchen könntet?
Im Endeffekt ist es wichtig, dass sie sich (in einem für sie erträglichen Ausmaß) gegen ihre Zwänge stellt und die Ängste lernt auszuhalten, dadurch lernt das Gehirn, dass es irrational handelt. Aktiv kannst du leider nicht so viel tun, allerdings solltest du dich nicht mit einbinden lassen. Es ist wichtig, dass du ihren Zwängen nicht noch mehr Raum gibst. Auch wenn man denkt es wäre eine Hilfe oder eine kurze Erleichterung, langfristig hält das leider die Zwänge aufrecht.

LG Jessi
Rodolf
Beiträge: 1
Registriert: Mi 15. Nov 2023, 06:40

Re: Als Hilfloser trotzdem helfen können?

Beitrag von Rodolf »

Hallo,

Zwangsstörungen, wie du sie beschreibst, können sehr herausfordernd sein, sowohl für die betroffene Person als auch für ihre nahestehenden Bezugspersonen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Zwänge oft eine Art Bewältigungsstrategie für Stress oder Unsicherheit sind, und dass die Person sich ihrer Unlogik oft bewusst ist, aber dennoch Schwierigkeiten hat, sich von diesen Verhaltensweisen zu lösen.
Ein paar Tipps, die hilfreich sein könnten:

Professionelle Hilfe suchen: Es klingt so, als ob deine Freundin von professioneller Unterstützung profitieren könnte, insbesondere von einem Therapeuten, der auf Zwangsstörungen spezialisiert ist. Therapien wie die kognitive Verhaltenstherapie haben sich als sehr effektiv bei der Behandlung von Zwängen erwiesen.

Unterstützend sein, ohne die Zwänge zu verstärken: Es ist eine schwierige Balance, aber es ist wichtig, Unterstützung anzubieten, ohne dabei zwanghafte Verhaltensweisen zu verstärken. Das bedeutet, Verständnis und Geduld zu zeigen, ohne notwendigerweise in die Rituale verwickelt zu werden.

Bildung und Verständnis: Versuche mehr über Zwangsstörungen zu erfahren. Das Verständnis der Erkrankung kann dir helfen, besser mit der Situation umzugehen und deiner Freundin effektiver zu unterstützen.

Grenzen setzen: Es ist auch wichtig, dass du auf dich selbst achtest. Stelle sicher, dass du deine eigenen Grenzen kennst und dich nicht überfordert fühlst.

Offene Kommunikation: Redet offen über die Situation und darüber, wie ihr beide damit umgehen könnt. Es ist wichtig, dass sie weiß, dass du sie unterstützt, aber auch, dass ihre Zwänge Auswirkungen auf dich haben.

Denk daran, es ist keine einfache Situation und es kann Zeit brauchen, bis Verbesserungen sichtbar werden. Deine Geduld und Unterstützung können jedoch einen großen Unterschied machen.

Ich hoffe, das hilft dir ein wenig weiter. Alles Gute für dich und deine Freundin!
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