Schlechtes Gewissen

[cosima]

Hallo an Alle,
einher mit meinen Zwängen geht ein ständiges schlechte Gewissen.
Akut folgende Situation.
Meine Mutter hatte mir vor ca. 15 Jahren Geld für ein Auto "geliehen". Als ich fragte, wie wir es nun mit der Rückzahlung machen wollen, sagte sie seinerzeits, das würde dann von meinem Erbe abgezogen.
Nun ist es leider soweit gekommen. Meine Mutter verstarb im April und meine Schwester und ich haben nun unser Erbe ausgezahlt bekommen.
Ich rief nun meine Schwester an und erklärte ihr, dass ihr noch ein Teil meines Anteiles zustehe, weil meine Mutter mir ja vor Jahren schon einmal etwas gegeben hätte. Dies wusste meine Schwester (ich wusste nicht, dass sie es wusste); sie sagte aber, dass sei für sie okay. Das was noch vorhanden war, wurde geteilt und ich bräuchte ihr nichts mehr auszahlen. Da meine Kinder auch etwas von meinem Anteil abbekommen sollen, sagte meine Schwester, dann sollte ich einfach bei jedem noch etwas drauf packen von dem, was ich ihr sonst hätte überweisen wollen, quasi dann als kleiner Geldsegen von Tante und Onkel und dann sei alles gut.
Obwohl sie mir mehrfach versicherte, dass es so in Ordnung sei, plage ich mich mit dem schlechten Gewissen.
Mittlerweile natürlich in zweierlei Richtung. Überweise ich meiner Schwester halbwegs gegen ihre Entscheidung doch das Geld, um dort mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, taucht das schlechte Gewissen dann wieder gegenüber meinen Kindern auf, da sie dann ja weniger bekommen. Oder ich verzichte für mich, um niemandem gegenüber ein schlechtes Gewissen zu haben.

Mal wieder völlig planlose Grüße
cosima

[Yorge]

Der Schwester das Geld überweisen, so wie mit der Mutter vereinbart, und sie kann ja dann damit machen, was sie gerne möchte, also auch deinen Kindern schenken. (Oder bleibt da dann was auf der Strecke?)

Aber ich merke schon, ich bin auch etwas am hin- und herüberlegen. Meiner Ansicht nach musst du allerdings so oder so kein schlechtes Gewissen haben.

Wenn mir jemand gerne etwas schenken möchte, dann würde ich das schon annehmen. Das liegt halt dann in meinem Ermessen, ob/welche Verbindlichkeiten damit verknüpft sind - und nicht in seinem/ihrem.

Hm, also ich treffe jetzt auch keine Entscheidung, was ich tuen würde. Aber das mit dem schlechten Gewissen, das würde ich in dem Fall weg lassen.

[cosima]

Vielen Dank für deine Antwort.
Ja, also ich habe gar nicht die Kontonummer von meiner Schwester und wenn ich jetzt nochmal danach frage, sagt sie vermutlich, ich hab doch gesagt, es ist in Ordnung so.

[Yorge]

Zu deinem letzten Posting ist mir noch die Frage eingefallen:
Willst du jetzt (oder es wäre ja auch möglich zu einem späteren Zeitpunkt z.B. in einem Jahr) entscheiden was mit dem Geld passiert? Und nur, weil es für deine Schwester in Ordnung so ist, muss das ja nicht heißen, dass es für dich so passt.

Ich habe auch über dein Dilemma noch etwas nachgedacht: Ich denke, ich hätte auch nicht unbedingt ein gutes Gefühl dabei und würde es auch deiner Schwester gegenüber etwas unfair finden, wenn das jetzt so laufen würde, nur weil eben nie recht darüber gesprochen wurde und jetzt ist es halt so. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, das Geld etwas separat zu behandeln indem du es zum Beisp. auf ein/zwei Sparbücher gibst und es für etwas Besonderes hernimmst und dabei noch einmal bewusst machst, dass es eigentlich nicht dein Geld, sondern das von deiner Schwester ist/war.

Jedenfalls sollte dich dein schlechtes Gewissen nicht davon abhalten, frei und verantwortungsbewusst zu entscheiden.
Oder eine freie und verantwortungsbewusste Entscheidung dir dein schlechtes Gewissen nehmen.
(Weiß nicht, ob das einen Sinn macht, wsl. schon, sonst wär's mir nicht eingefallen )

[GedankenZwänge]

hey liebe cosima,

entspann dich, gib deiner schwester das geld- sie kann es deinen kids geben, oder verzichte auf deinen anteil. vllt hat deine mama auch gescherzt als sie es sagte? um wieviel handelt es sich denn, wenn ich fragen darf? ansonsten kannst du auch deiner schwester das geld einfach in raten zurück zahlen. das schlechte gewissen hätte ich nämlich auch, aber ich finde es gibt gute lösungsansätze lg

[cosima]

Vielen Dank für eure Antworten.
Ich habe einfach Angst, dass ich als undankbar gelte, wenn ich das Angebot ausschlage. Wisst Ihr, ich war schon immer das schwarze Schaf der Familie. Die, die nichts auf die Reihe bekommt. Die, die sich anstellt (auf die Zwangserkrankung bezogen). Die bei der kein Mann bleibt und und und....
Irgendwie habe ich immer um Liebe gekämpft, habe deshalb viel hingenommen und mein Selbstbewusstsein ging immer weiter in den Keller.
Ich hatte ja schon mal hier geschrieben, dass meine Schwester und mein Schwager, als meine Kinder noch relativ klein waren, trotzdem wollten, dass ich Ihnen an Weihnachten erkläre, dass nicht alle Geschenke vom Weihnachtmann sind, sondern einige eben von Onkel und Tante.
Schweren Herzens habe ich also eine Teilillusion zerstört, weil ich Ärger und Missstimmung an Weihnachten vermeiden wollte.
Mittlerweile kann ich kaum noch Entscheidungen treffen, weil ich immer Angst habe, etwas verkehrt zu machen.
Liebe Grüße mal heute wieder vom "heulenden Elend"...
cosima

[michael_m]

Hallo cosima,

da bist du ja in eine schöne "Zwangs-Zwickmühle" geraten.

Vom Grübeln abgesehen - als Außenstehender betrachtet - finde ich die Idee nicht schlecht, das Geld einfach deinen Kindern zu geben. Das ist dann quasi "in Auftrag" deiner Schwester und ja auch in deren ausdrücklichem Sinne.

Vielleicht wollt ihr auch wiederum einen Teil davon nutzen, um z. B. als Dankeschön gemeinsam Essen zu gehen?

Aber egal, in welche Richtung du dich entscheidest - es gibt kein "falsch" und du brauchst wegen deiner Entscheidung auch kein schlechtes Gewissen zu haben!

Aber klar - es ist natürlich leichter gesagt als getan ...

Trotzdem Kopf hoch!

Liebe Grüße

Michael

[Alpha Centauri]

Hi Cosima!

Den Grübelzwang darfste nun gern knallhart unterbrechen und so handeln, wie mit Deiner Schwester vereinbart. Sofern es sich jetzt nicht gut anfühlen sollte: Don't care! Du hast dann richtig gehandelt und das passende Gefühl wird sich mit der Zeit einstellen!

Solltest Du das Bedürfnis haben, es Deinen Kindern besser zu erklären, wenn sie älter sind, bist Du jederzeit frei, dies auch zu tun.

Handel, wie vereinbart, es ist richtig so!

[Miranda_L]

So wie sich das anhört, will deine Schwester keinen Stress mit dem Geld.
Also mach es doch einfach so wie sie es möchte.

Der Zwang wird dir eh sagen dass es falsch sein könnte. Egal was du machst.

Aus eigener Erfahrung kann ich übrigens sagen, dass es sehr sinnlos ist, Entscheidungen von dem abhängig zu machen, was die Familie gut finden könnte.
Das funktioniert eh nie und die Konsequenzen der Entscheidungen trägt man sowieso allein.
Niemand wird es würdigen. Also ist meine Meinung mittlerweile:
Sollen sie denken was sie wollen.
Was andere denken sollte kein Kriterium für wichtige Entscheidungen sein.

Wissen die Verwandten eigentlich von dem Zwang und wissen sie über Zwängen bescheid?
Es klingt fast so als würde man dir das Zwangsverhalten nachteilig anrechnen.
Psychische Erkrankungen sollten genauso akzeptiert werden wie beispielsweise ein Herzinfarkt.