Zwänge und Schlafprobleme

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Let_it_go
Beiträge: 2
Registriert: Fr 6. Okt 2023, 15:47

Zwänge und Schlafprobleme

Beitrag von Let_it_go »

Liebe Forenmitglieder,

ich bin selber "nur" Angehörige, schreibe aber bewusst in dieses Forum, weil ich hoffe, dass hier eher jemand etwas aus Betroffenensicht zu dem Thema sagen kann (meiner Erfahrung nach seid Ihr die besten Experten für diese Krankheit!).
Ich hoffe, das ist in Ordnung.
Es geht um den möglichen Zusammenhang zwischen Zwangsstörung und Schlaf, aber nicht um Schlafmangel durch Ausführungen von Zwängen bis in die Nacht hinein, sondern um Schlafprobleme in Form von einem erhöhten Schlafbedürfnis (Hypersomnie) bzw. Problemen, morgens wach zu werden. Ich meine damit nicht die bleierne Müdigkeit bzw. Antriebsschwäche einer Depression, sondern wirklich die Unfähigkeit, aufzuwachen bzw. aufgeweckt zu werden.
Es gibt ja schon diverse Forschungen, die einen Zusammenhang von Schlafproblemen und Zwangsstörungen sehen, aber in dieser Richtung konnte ich nichts finden.
Habt Ihr denn Erfahrungen dazu?
Ich muss allerdings noch ergänzen, dass die betroffenen Person in einem Alter ist, wo der Schlafrhythmus schon per se seinen eigenen Regeln folgt (Spätpubertät) und von Geburt an nicht das war, was man gemeinhin als einen "guten Schläfer" bezeichnet :|

Für Eure Antworten vielen Dank im voraus!
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michael_m
Beiträge: 593
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Zwänge und Schlafprobleme

Beitrag von michael_m »

Dass das korreliert kann ich mir gut vorstellen. Die Angst/Anspannung und Stress durch die Zwangsstörung kostet ja doch einiges an Kraft.

Ich selbst hatte vor einigen Jahren zweimal eine Schlafaufzeichnung zu Hause und zwei Nächte im Schlaflabor. Mir wurde damals die Diagnose Insomnie gestellt.
Bei mir vermischt sich aber da vieles. Die bleierne Müdigkeit und Antriebsschwäche kenn ich auch in der Früh. Da spielen neben der schlechten Schlafqualität aber wohl auch die Depression und die Zwangsgedanken mit rein. Bin oft aber auch komplett k.o. nach dem Wachwerden. Außerdem habe ich den Eindruck, dass mir die Antidepressiva/SSRI einen schlechteren Schlaf bescheren. Habe oft auch Schläfrigkeit tagsüber. Also dass ich auch tagsüber leicht einschlafe, geht dann also über eine Müdigkeit sogar hinaus.

Weiterhin habe ich noch eine Knirscherschiene, weil ich im Schlaf die Zähne zusammenbeiße. Wohl auch ein Stresssymptom... Bin da damals über die Ohrgeräusche über den HNO-Arzt draufgekommen. Heute hab ich noch öfters Tinnitus, aber mit Schiene ist es besser.
Termicas
Beiträge: 55
Registriert: Do 15. Sep 2022, 20:34

Re: Zwänge und Schlafprobleme

Beitrag von Termicas »

In meiner Pubertät war es so, dass ich fast immer bewusst geträumt hatte (das ist bis heute so) was aber damals anders als heute ist, dass ich oft nicht aufwachen konnte.

Heute kann ich wenn ich einen Albtraum habe absichtlich aufwachen. Das ging damals oft nicht, ich steckte dann fest. Das war für mich sehr unangenehm
Let_it_go
Beiträge: 2
Registriert: Fr 6. Okt 2023, 15:47

Re: Zwänge und Schlafprobleme

Beitrag von Let_it_go »

Danke Euch beiden für Eure Antworten!

Den Aspekt, den Michael genannt hat, also schlicht und ergreifend die reine Ermüdung, scheint mir sehr plausibel. Es ist mir auch aus anderen Familien bekannt, dass die Kinder/Jugendlichen nach einer gewissen Zeit (Monate, evt, auch Jahre), in der sie sich trotz ihrer Zwänge dem (Schul)Alltag gestellt haben, in eine Phase der totalen Erschöpfung respektive Erschöpfungsdepression gefallen sind.

Was ich mir auch so ganz hypothetisch denke: ob der Zwang (der sich in unserem Fall in gewisser Weise gegen das Aufstehen und "Funktionieren" richtet) noch im Schlaf im Hintergrund mitläuft und "Stopp" sagt. Quasi das Gegenteil des sogenannten Ammenschlafes, der einen als Mutter vom leisesten Quäken des Babys auch aus dem tiefsten Schlaf aufwachen lässt, weil das Gehirn doch etwas durchlässt.

Was Termicas schreibt, passt wiederum zu der Erkenntnis, dass Schlafen in der Pubertät einfach anders funktioniert. Die Forderung nach einem späteren Schulanfang, den manche Psychologen in den Raum stellen, wird aber sicher immer nur ein Traum bleiben :roll:
Hanna
Beiträge: 2
Registriert: So 19. Nov 2023, 02:26

Re: Zwänge und Schlafprobleme

Beitrag von Hanna »

Hallo! Ich habe selbst genau dieses Schlaf-/Aufwachproblem seit ziemlich langer Zeit und bin gerade auf deinen Beitrag gestoßen, weil ich ganz neu im Forum bin :) ich höre das heute zum ersten Mal, dass ein anderer Zwangsbetroffener auch dieses Problem hat. Ich bin selbst 19 Jahre alt, also raus aus der Pubertät, aber ich würde sagen, das ganze hat währenddessen angefangen. Dachte bisher immer, ich wäre einfach nur unfähig und würde eben aufgrund der Zwänge nur viel zu spät schlafen gehen. Aber selbst mit völliger Übermüdung konnte ich mir nicht erklären, wie es zu diesem absoluten Tiefschlaf am Morgen kommt. Ich wache nicht auf, überhöre jeden Wecker, bin überhaupt nicht bei klarem Verstand und auf "Aufweckunterstützung" angewiesen. Vor einigen Wochen sagte dann meine Therapeutin, dass sie sich sehr gut vorstellt, dass neben der Erschöpfung durch das Kopfchaos, der Zwang selbst dafür verantwortlich sein könnte, dass ich nicht aufwachen oder es nicht kontrollieren kann. Dass mein Kopf mir das eben einfach verbietet. Verstärkend könnte hinzukommen, dass ich ebenfalls Medis nehme, die müde machen KÖNNEN...Werde jetzt Mal versuchen, sie früher einzunehmen und nicht erst abends. Ich bezweifle aber, dass die alleine für das Problem verantwortlich sind. Lange Rede kurzer Sinn: dein Anliegen kommt mir mehr als bekannt vor und ich bin froh, nicht allein zu sein! Mal sehen wie sich das ganze entwickelt. Belastend ist es auf jeden Fall, weil es auch für starke Zukunftsängste sorgt (Bspw. "Wenn ich morgens schon nicht aufwachen kann, wie soll ich dann alleine wohnen können").
Liebe Grüße <3
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