Neuroleptika Probleme mit Medikamenten

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seit30Jahren
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Neuroleptika Probleme mit Medikamenten

Beitrag von seit30Jahren »

Hallo,

wer hat Erfahrungen mit Neuroleptika gegen Zwänge.
Ich nehme seit längerem drei Neuroleptika (Lamotrigin (1-0-1-0), Risperidon (1-0-2-0) Quetiapin (0-0-0-1).

Ein Teil der Zwänge sind reduziert neue Zwänge sind während der 2 Jahren der Einnahme hinzugekommen.
Ich würde den Erfolg als begrenzt einordnen.

Ich habe parallel zur Einnahme eine starke Antriebslosigkeit, ich bin sehr passiv und kann mich zu nichts aufraffen, weil nichts mehr Spaß macht und ich schnell in Langeweile komme (Selbst einen Film im Fernsehen zu schauen ist mir häufig zu viel). Jetzt habe ich erst erfahren, das Neuroleptika das für das Belohnungssystem wichtige Dopamin herunterfährt, was eine Erklärung für die Passivität.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen oder davon gehört? Wurdet ihr auf andere Medikamente umgestellt? SSRI?

Viele Grüße
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michael_m
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Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Neuroleptika Probleme mit Medikamenten

Beitrag von michael_m »

Mich wundert ehrlich gesagt, dass du rein auf Neuroleptika bei Zwängen eingestellt bist.

Medikamente der Wahl sind meines Wissens SSRIs und ggf. noch Clomipramin bei Zwängen. Sollte das bei hoher Dosis entsprechend nicht wirken, kann ein Neuroleptikum dazugegeben werden um das SSRI zu verstärken (Augmentation).

Ich hatte schon öfters die Kombi SSRI und Neuroleptikum probiert. Neuroleptikum dabei sehr sehr niedrig dosiert, aber doch starke Nebenwirkungen (und positive Wirkungen). Insofern leider nie lange ausprobiert, weil vor allem die Schläfrigkeit, Albträume und der Appetitverlust so extrem waren.

Ich hatte lange Zeit Fluoxetin und bin damit relativ gut zurechtgekommen. Bin vor einem Jahr auf Sertralin umgestiegen wegen der Nebenwirkungen. Die sind aber auch bei Sertralin da. Bin jetzt seit einigen Wochen mit aktiver THS am Start. Hoffe, dass ich mittelfristig dann das Sertralin wegnehmen kann. Aber... die Ärzte hier sind skeptisch, reden eher von Reduktion.

Medikamente sind aber kein leichtes Thema. Jeder reagiert da anders drauf bzgl. Wirkstoff und Dosis. Insofern ist ein Vergleich da schwierig im dem Bereich.
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Deluxe
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Re: Neuroleptika Probleme mit Medikamenten

Beitrag von Deluxe »

Hallo,
ich habe damals ( vor knapp 15 Jahren ) auch ein Neuroleptika Amisulprid 100 zum Antidepressiver Doxipin 100 dazu bekommen und es war tatsächlich ein Durchbruch für mich. Schon nach kurzer zeit habe ich deutliche Verbesserung verspürt. Ich nehme die Medikamente bis heute in der selben Dosierung, klar würde ich gerne darauf verzichten aber es geht leider nicht, nach paar versuchen es ab zu setzen haben ich aufgegeben und mich damit abgefunden. Da ich leider sehr schlecht Medikamente vertrage war es damals ein letzter Versuch etwas zu probieren und es hat funktioniert.
Am Anfang war ich sehr skeptisch vor allem weil ich dachte das Neuroleptika nur bei Schizophrenie verschrieben wird was meine Zwangsgedanken deutlich verstärkt hat ( weil das unter anderem auch das Thema meiner Zwänge war) aber durch recherchieren habe ich erfahren dass auch Zwängler es bekommen, dann habe ich mich beruhigt und es ging bergauf.

Btw: ich habe gelesen dass die Dosis noch geringer sein darf aber da ich damals so eingestellt wurde habe ich auch nicht wirklich daran rütteln wollen.
TeeCoffee
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Re: Neuroleptika Probleme mit Medikamenten

Beitrag von TeeCoffee »

Als Ergänzung: Lamotrigin ist kein Neuroleptikum, es ist ein Antiepileptikum und wird auch u.a. für bestimmte affektive Störungen aber nicht für Zwänge eingesetzt.
Amisulprid ist ein Neuroleptikum, aber es gibt keine klare Evidenz für die Behandlung von Zwängen.
Meines Wissens nach exisitiert die beste Evidenz bei der Augmentationsbehandlung (also als Zusatz, aber nicht alleine) von Zwängen für Aripiprazol und Risperidon. Die sind allerdings nicht dafür zugelassen, werden aber in der S3-Leitlinie off-label empfohlen wenn andere Versuche nicht angesprochen haben. Leider gibt es meines Wissen leider keine grossen, randomisierten, doppel-blinden Studien die den Zusatznutzen für bestimmte Patienten klar belegen und das Nebenwirkungsprofil in dieser Verwendung genau beschreibt. Das heisst nicht, dass es nicht wirkt, nur, dass man es nicht so ganz definitiv weiss sondern nur gewisse Hinweise hat.
Gruss
seit30Jahren
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Registriert: So 27. Sep 2020, 19:06

Re: Neuroleptika Probleme mit Medikamenten

Beitrag von seit30Jahren »

Deluxe hat geschrieben: Fr 9. Feb 2024, 18:50 Hallo,
ich habe damals ( vor knapp 15 Jahren ) auch ein Neuroleptika Amisulprid 100 zum Antidepressiver Doxipin 100 dazu bekommen und es war tatsächlich ein Durchbruch für mich. Schon nach kurzer zeit habe ich deutliche Verbesserung verspürt.
Werden Doxepin und Amisulprid morgens oder mehrfach am Tag eingenommen?
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Deluxe
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Re: Neuroleptika Probleme mit Medikamenten

Beitrag von Deluxe »

Ich nehme Doxipin zwei mal am Tag ein je 50mg und einmal Amisulprid 100mg Abends.
Aber das sollte auf jeden Fall der Arzt entscheiden, da ich diese Medikamente auf keinen Fall für harmlos halte bin ich regelmäßig beim Arzt zur Kontrolle.
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