Ansteckung

Guessel
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Re: Ansteckung

Beitrag von Guessel »

Hi!

Ja, ich kann das voll mitfühlen. Ich schüttele jedes Mal Müll aus, bevor ich ihn in den Sack tue, aus Angst ich könnte eine Spinne oder sowas mit reinwerfen und die wird dann zerquetscht oder verbrannt. Und da geht es „nur“ um Spinnen, die andere Leute so töten.

Und das mit dem Messen kenne ich auch sehr gut. Vor allem von der Arbeit, wenn ich Nachweise zig mal kontrolliere, aus Angst etwas wichtiges vergessen zu haben. Oder dass es mir unglaublich schwer fällt generell bewusst etwas unwahres zu sagen, auch wenn es in manchen Situationen besser wäre.

Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass es mir immer geholfen hat, Dinge wie das Messen bei dir nur einmal zu machen, maximal 1x zu kontrollieren, was die meisten tun würden, und die Anspannung dann auszuhalten. Je öfter man kontrolliert, desto größer wird die Unsicherheit und Angst und man kann sich immer schwerer davon lösen. Die anfängliche Anspannung verschwindet ohne Kontrolle meist viel schneller. Das ist das gemeine an den Zwangshandlungen (Kontrollieren). Sie geben kurz Sicherheit, aber die nimmt immer mehr ab und man muss immer mehr kontrollieren und kommt in einen richtigen Teufelskreis. Ich habe jetzt auch angefangen ein Hörbuch dazu zu hören. Das ist bislang ganz gut. Der Autor empfiehlt zum Beispiel den Ängsten mit überzogenen Humor zu kontern, weil das Gehirn die Ängste dadurch gut ersetzen kann.

Bei Beispielen von Zwängen fühle ich mich oft auch nicht ganz abgedeckt. Ich denke bei meinem Hilferufen manchmal an Psychosen, da sie ja nicht real sind. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass es da auch komplexe Wechselwirkungen gibt. Mein Psychiater z.B. geht bei mir auch von einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstruktur aus, weil ich generell zu irrationalen und überfrachteten Ängsten leide, z.B. auch soziale Phobie. Das wirkt sich dann natürlich auch auf die Ängste bei den Zwängen aus. Das Böse da draussen quasi.
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Tim
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Registriert: Di 28. Sep 2021, 15:47

Re: Ansteckung

Beitrag von Tim »

Hallo.

Ich denke ihr habt beide große Angst vor Schuld.

Meine Therapeutin würde da sicher gleich vermuten das ihr als Kind entweder eine traumatische Erfahrung damit gemacht habt oder
eben nicht den richtigen Umgang mit Schuld erlernt habt.

Bei mir war es ähnlich. Ich wurde etwas überfürsorglich bzw. streng erzogen. Oft waren kleine Dinge gleich richtig schlimm und
es wurde Konsquenzen angedroht. Statt dass man mal sagt "Ist doch nicht so schlimm! Wir machen alle mal nen Fehler" .
Das hat sich bei mir eingeprägt. Und ich gebe mir oft die Schuld für vieles.

Das ist kein angemessener Umgang. Ohne die Schematherapie wäre ich da nie dahinter gekommen woher das kommt.
Es ist nun eben schwer das kindlich falsch erlernte zu ändern. Jetzt wo man erwachsen ist.
Die Eltern haben ja auch nicht boswillig gehandelt. Meine Therapeutin sagt immer " Sie haben sie so erzogen wie sie konnten" Das gemacht
wie sie es selber erfahren haben.

Die Krux hier ist zu unterscheiden zwischen dem wofür man durchaus verägert sein kann und dem was offensichtlich komplett überzogen ist.
Wenn ich z.B. zum x-ten mal zu spät zu einem wichtigen Termin gekommen bin dann ist das durchaus angemessen sich zu ärgern.
Aber eben nicht wenn ich denke ich bin Schuld für ALLES was nur schief gehen kann.


Das mit dem Gummibärchen kann ich gut nachvollziehen .
Mir ist mal so was ähnliches passiert. Als ich in ner Klinik war vor Jahren. Da hatte ich mir nen Kaffe bestellt. (Weil ich den kostenlosen nicht zapfen konnte wegen meinen Verfluchungsgedanken). Leider dann aber zugesehen habe wie der Kaffee eingegossen wurde und ihn dabei "verflucht" habe durch meine Zwangsgedanken( Magische Gedanken - Unsinn ). Damit musste ich ihn wegschütten. Da ich nicht gleich wusste wohin habe ich ihn dummerweise draußen in ein Mauseloch gekippt. In dem Moment wo das passiert war dachte ich sofort "Du Idiot! Wenn da jetzt ne Maus gesessen hat und sich verbrüht hat- was bist du nur für ein gedankenloser umemphatischer Mensch".

Das war natürlich nie und nimmer absichtlich passiert. Ich war einfach mit der Situation überfordert. Was mache ich mit dem Kaffee. Trinken kann ich ihn nicht ( das wäre eine super Expo gewesen ) und wohin kippe ich den Kaffee jetzt? Ich wollte ja sofort nen neuen Kaffee.
Das ist das eine.

Das andere ist - wie so oft - wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit daß ausgerechnet genau am Eingang des Mauseloch die Maus sitzt? und dann nicht sofort wegrennt wenn sie merkt dass da jemand in der Nähe ist?
Ich denke wieder mal so 0,0001%. Also effektiv Null.

Ich bin eben sehr Tierlieb. Das ist gut. Dass ist eine sehr wichtige und gute Eigenschaft.
Wie ihr mit dem Müllbeutel und der Spinne. Ich habe auch bei mir einige Spinnen im Zimmer die ich nie einfach so rauswerfen würde.

Als Kind sind wir da einfach drauf gelatscht weil wir nicht wussten was das bedeutet. :-(
Dafür schäme ich mich heute noch.
Doch ist das angemessen?

Das mit den Abrechnungen kann ich gut verstehen. ich Denke du bist bestimmt die Gewissenshafteste Mitarbeiterin bei Euch!
Wenn du wüsstest wie wenig Sorgen sich die meisten - also 97% der anderen Leute wenn man von 3% Zwangsrkranken spricht - machen.
Die denken da nicht eine Sekunde dran.

Leider - wie so oft - hilft das DIR nicht oder EUCH nich weil die Gefühle eben da sind.

Letztlich ist der Ansatz einmal nur zu kontrollieren genau richtig.
Das Gefühl aushalten lernen.
Ist eben nicht leicht :-(
Aber wie geschrieben wurde. Wenn du mehrfach kontrollierst wirst du immer mehr kontrollieren und dich immer weiter darin verlieren.

Das ging mir mit meinen Gedanken so.
Immer wenn ein Gedanke mir nicht mehr so schlimm erschien tauchte SOFORT der nächste schlimmere Gedanken auf.
Dein Gehirn analysiert für dich schon längst im Vorraus was für Dich jetzt die nächst gefährlichere Situation ist.
Das muss man wissen.

Es wird nicht besser wenn man nachgibt.

Ich habe es erlebt. :-(
Und mittlerweile denke ich nur noch die absolute Hölle. Was meine Gedankenkontexte anbelangt.
Das kannman nicht mehr steigern. Doch die Häufigkeit des Auftretens wird dann eben mehr. :-(

Also ganz schnell aufhören dem nachzugeben. :!:

Alles Gute Tim :)
Guessel
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Registriert: Di 8. Apr 2025, 17:26

Re: Ansteckung

Beitrag von Guessel »

Hi!

Ja, Angst vor Schuld trifft es sehr gut. Meine Therapeut*innen sind nie ganz dahinter gekommen, woher die rührt. Ein einschneidendes Erlebnis in meiner Kindheit war der Tod meines Bruders, als ich 11 war. Sie gingen daher davon aus, dass das etwas damit zu tun hat. Sie wissen nur nicht genau was, da ich daran keinen Anteil hatte. Ich erinnere mich an Erlebnisse, nach denen ich mich sehr schuldig gefühlt habe. Ich war immer sehr emphatisch und wenn jemand meinetwegen „leiden“ musste, hat mich das mitgenommen. Meine Mutter konnte auch sehr vorwurfsvoll sein und mir das Gefühl geben, dass etwas bei mir nicht stimmt. Wahrscheinlich kamen mehrere Dinge zusammen. Aber die Angst vor Schuld trifft es sehr gut. Ich hoffe irgendwann zu verstehen, was genau da abläuft. Aber ich habe auch für mich akzeptiert, dass das vielleicht nie eintreten wird.

Ich übe mich jetzt auch darin, die Geräusche einfach auszuhalten, ohne zu kontrollieren. Ist nicht leicht, weil immer der Zweifel mitschwingt, dass doch ein Kind oder Erwachsener in Not sein könnte. Und es klappt auch nicht immer. Aber ich sage mir dann, dass ich diese Dinge einfach höre und die Chance, dass es meine Zwänge sind, astronomisch höher ist, als die Chance, dass gerade in meiner Nähe irgendwas passiert. Und dass noch nie etwas passiert ist. Und damit halte ich es dann aus. Ich habe jetzt aber auch Kontakt zu einer verhaltenstherapeutischen Klinik gehabt und werde meinen Psychiater bitten, mir die nötigen Unterlagen fertig zu machen.
Baumwald
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Re: Ansteckung

Beitrag von Baumwald »

Ich finde es schön, dass wir schon auf Seite 2 sind. Angst vor Schuld...ja das ist was dran. Angst vor Schuld ist andererseits aber auch normal. Meine Therapeutin geht von einem Vorfall in der Kindheit aus, in der ich mit meiner Freundin damals abgeschrieben habe bei einer Arbeit und ertappt wurde. Und ich wollte eigentlich nie abschreiben, war eigentlich eine gute und ordentliche Schülerin. Das war dann natürlich schlimm, der Moment, als wir erwischt wurden.
Ich erinnere mich aber auch an Situationen, in denen ich z.B. als Kind am PC war und danach war etwas verstellt... anscheinend war ich wieder schuld. Bei mir kommt aber bestimmt auch einiges aus der christlichen Erziehung, da es da ja auch um Schuld geht. Ansonsten hatte ich eine gute Kindheit, liebevoll und gar nicht streng, vertrauensvoll und alles. Hmm..
Ich lese von dieser Hirntherapie, kommt für mich nicht in Frage, aber da schießt bei mir ein Gedanke in Kopf:
Wenn ich das machen würde, hätte ich total Angst, dass mein schlechtes Gewissen bei Schuldfragen noch da sind und es sich somit rausstellt, dass es gar keine Zwänge sind, sondern es ist echt. Ich denke auch oft, dass ich wirklich einfach falsch gehandelt habe, im Abi, im Studium, und da ist wirklich Wahrheit dran. Muss ich das beichten und dann nochmal meinen Abschluss machen. Denn mit diesem Abschluss arbeite ich, bin ich überhaupt dann berechtigt zu arbeiten...es ist schwer damit umzugehen. Und da glaube ich schon, dass das nicht nur Zwänge sind, vielleicht die Gedanken, die darauf aufbauen, aber nicht dieser Grundursache. Hilfe.

Und du schreibst, dass deine Gedanken die absolute Hölle sind. Das hört sich ja wirklich schlimm an. Ich hab in dem anderen Thema über deine magischen Gedanken gelesen. Das ist wirklich nicht schön. Aber kann ich etwas nachvollziehen, das hatte ich auch schon. Z.B., dass ich dachte das Geschenk, das ich kaufe, könnte negativ belastet sein, weil ich das und das davor gemacht oder nicht gemacht habe oder so. Oder wenn ich das nicht mache, könnte jmd etwas passieren.
Die Gedanken kenne ich, sind aber momentan nicht so stark. Vielleicht weil ich merke, dass die wirklich unrealistisch sind.

Danke für deine Gedanken zu unseren Problemen immer wieder, obwohl du ja scheinbar auch sehr belastet bist, aber du hast anscheinend auch schon viele Erfahrungen gemacht. Und was ist das mit dieser Schematherapie? Das Wort Schema gibt's bei uns auch, aber das hat die Therapeutin dann speziell auf mich neu geschrieben. Ist das was Allgemeines?

Viele Grüße
Heinz_Hilbig
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Registriert: Di 14. Jan 2025, 11:47

Re: Ansteckung

Beitrag von Heinz_Hilbig »

Hallo !

Darf ich fragen wie alt du bist und welcher Religionsgemeinschaft du / deine Eltern angehören ? Kannst gerne auch per PN antworten.
Baumwald hat geschrieben: Sa 19. Apr 2025, 08:38 Angst vor Schuld...ja das ist was dran. Angst vor Schuld ist andererseits aber auch normal.
Ich bin mir nicht sicher ob Angst vor schuld tatsächlich "normal" ist. Also ganz sicher nicht in der Ausprägung wie du es erlebst. Im Normalfall wird man vermutlich einfach bestimmte Handlungen unterlassen, um nicht negative Konsequenzen fürchten zu müssen. Da wird Angst höchstens dann auftauchen, wenn klar ist, dass Konsequenzen drohen. Du gehst ja weiter und untersuchst alle möglichen Situationen darauf, ob da "was sein könnte"...

Baumwald hat geschrieben: Sa 19. Apr 2025, 08:38 Meine Therapeutin geht von einem Vorfall in der Kindheit aus, in der ich mit meiner Freundin damals abgeschrieben habe bei einer Arbeit und ertappt wurde. Und ich wollte eigentlich nie abschreiben, war eigentlich eine gute und ordentliche Schülerin. Das war dann natürlich schlimm, der Moment, als wir erwischt wurden.
Das klingt wirklich sehr konstruiert. Da scheint mit deiner Therapeutin die Fantasie aber sehr durchgegangen zu sein... Nur weil man Mal beim Abschreiben erwischt wurde, entwickelt man keine Zwänge. Und auch nicht so massive Schuldgefühle.
Das erscheint mir in etwa genauso absurd wie die Vorstellung, jemand habe einen Waschzwang entwickelt, weil die Eltern sehr reinlich gewesen wären und man "es" von ihnen "gelernt" habe. (Man mag es kaum glauben, aber diese "Theorie" hat es tatsächlich in die Leitlinien geschafft... Das ist narzisstisches Schwarz-Weiss-Denken vom Feinsten...)
Baumwald hat geschrieben: Sa 19. Apr 2025, 08:38 Das Wort Schema gibt's bei uns auch, aber das hat die Therapeutin dann speziell auf mich neu geschrieben. Ist das was Allgemeines?
Was meinst du damit ? Kannst du das näher erläutern ?
Baumwald hat geschrieben: Mi 19. Mär 2025, 09:58 schlimm wäre für mich, wenn jmd etwas passiert und ich schuld bin und das sogar niemand weiß, dass ich es war, der die Übung nicht richtig genug erklärt hat.
Interessant. Warum wäre das denn schlimmer, wenn niemand davon wüsste ?
Andere wären vermutlich sehr froh, wenn es so wäre...

Grüsse
Baumwald
Beiträge: 10
Registriert: Di 28. Jan 2025, 18:48

Re: Ansteckung

Beitrag von Baumwald »

Hi,
ich bin 38 und als Kind katholisch aufgewachsen, in der Jugend war ich dann in einer freien Christengemeinde. Ich glaube an Gott und an seine Gnade durch Jesus. Aber klar, wir sind alles Menschen (auch die Jugendgruppenleiter) und damals in der Jugendgruppe kam es bei mir vielleicht anders an als es gemeint war. Ich nahm es im Nachhinein eher als streng und mit starken Strukturen wahr. Dazu gab es noch eine Freundin, die sehr dominant war und ich Angst hatte, in ihren Augen etwas falsch zu machen, Angst, dass sie mich "zurecht weist". Im Prinzip hatte ich das oft. Wir sind zusammen später mit dem Auto in die Schule gefahren und oft wenn wir nur zu zweit im Auto waren, war eine gewissen Alarmbereitschaft... ohoh, was hat sie dieses Mal, eine Idee, was wir machen könnten oder einen Hinweis...was ich gar nicht will.

Die Therapeutin sieht nicht nur den Vorfall des Abschreibens, sie hat auch andere Dinge im Blick. Aber den Vorfall erwähnt sie immer wieder mal.

Bei meinem Schema geht es darum Fragen abzuklappern, wenn ich wieder ein "Problem" habe. Z.B. ist es ein allgemeines Problem oder hab das nur ich? Was kann ich delegieren? Ist es Scham, Peinlichkeit... usw.

Warum es schlimmer wäre, wenn niemand davon wüsste, dass ich es war, warum jmd etwas passiert ist (durch z.B. eine falsch Übung)? Das ist einfach und klar für mich: Weil ich als Schuldige dafür belangt werden müsste. Ich müsste dafür einstehen und Konsequenzen tragen. Und es ist schwer, wenn ich eben nicht kontrollieren kann, ob jmd zu Schaden kommt, weil ich wissen will, ob es jmd wegen mir schlecht geht.
Vielleicht müsste die Krankenkasse weitere Behandlungen zahlen, aber eigentlich müsste ich zahlen, weil es ja meine Schuld war... das hätte ich am liebsten natürlich nicht, ich würde mich auch lieber verstecken wollen, aber mein Gewissen sagt mir, dass das nicht in Ordnung wäre. Also es ist dann auch ein Zwiespalt. Ich will nicht unbedingt sagen, dass ich was falsch gemacht habe -aber andererseits denke ich, dass es der richtige Weg wäre, aber das wäre auch unbequem. Deshalb hab ich generell wahrscheinlich auch Angst, dass ich was falsch gemacht habe, falsch mache, weil ich eigentlich nicht grade stehen will dafür. Das ist dann ja auch anstrengend... Ich weiß nicht genau, das waren jetzt erstmal meine Gedanken dazu.
Und irgendwie ja auch ganz normal die Vorgehensweise.

Naja... soweit erstmal!
Heinz_Hilbig
Beiträge: 77
Registriert: Di 14. Jan 2025, 11:47

Re: Ansteckung

Beitrag von Heinz_Hilbig »

Hallo !

Ah, doch schon so "alt" 😀. Wie lange hast du diese Zwänge dann schon ?

Und wie kamst du zu dieser freien Kirche ? Bist du da heute noch ?
Baumwald hat geschrieben: Sa 19. Apr 2025, 14:48 Warum es schlimmer wäre, wenn niemand davon wüsste, dass ich es war, warum jmd etwas passiert ist (durch z.B. eine falsch Übung)? Das ist einfach und klar für mich: Weil ich als Schuldige dafür belangt werden müsste. Ich müsste dafür einstehen und Konsequenzen tragen. Und es ist schwer, wenn ich eben nicht kontrollieren kann, ob jmd zu Schaden kommt, weil ich wissen will, ob es jmd wegen mir schlecht geht.
Angenommen es wäre so: durch einen Fehler von dir geht es jemand schlecht. Niemand weiss, dass es deine Verantwortung war und du selbst erfährst es aber auch nicht (!), dass es dieser Person schlecht geht.

Was dann ? Was ist deine Befürchtung in einem solchen Fall ? Oder was würde das bedeuten ?
Guessel
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Re: Ansteckung

Beitrag von Guessel »

Ich glaube, es müssen nicht zwangsläufig immer krasse prägende Ereignisse in der Kindheit sein, sondern es kann auch ganz oft einfach an bestimmten Verhaltensweisen der Eltern liegen. Auch wenn die Eltern oder Bezugspersonen einem als Kind nichts schlechtes wollten und vieles gut gemacht haben, kann ihr Verhalten in einem bestimmte Reaktionen auslösen, durch die man negative Gedankengänge lernt. „Ich bin nicht richtig.“ „Ich genüge nicht.“ „Ich bin schuldig.“ und die sind dann mit starken Emotionen wie Angst und Trauer verknüpft. Wenn man damit keinen Umgang findet, begleiten die einen ins Erwachsenenalter und führen immer wieder zu inneren und äußeren Konflikten. Ich merke das bei mir auch sehr, je mehr ich mich damit beschäftige. In mir ist das ganz starke Gefühl nicht richtig und nicht liebenswert zu sein und meine Eltern haben sich im Großen und Ganzen auch Mühe gegeben, dass es mir an nichts fehlt. Sie sind aber halt auch Menschen mit teilweise großen eigenen Baustellen und haben für mich nicht immer gut gehandelt. Ich versuche jetzt das als das zu sehen, was es ist. Dinge die nichts mit mir zu tun hatten, sondern nur mit meinen Eltern. Ich akzeptiere, dass das in mir ist, aber ich versuche es als Erwachsener loszulassen. Vielleicht hilft es dir ja, dich mit dem inneren Kind zu beschäftigen.
Lola76
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Re: Ansteckung

Beitrag von Lola76 »

Hallo Guessel,

Ich sehe das ganz genauso wie du.
Ich habe auch nichts Schlimmes in der Kindheit erlebt, jedoch stammen diese negativen Bewertungen, bei mor kommt oft "es ist schlimm", "es geht nicht weg, "es ist anstrengend", wohl auch aus der Kindheit, ich denke sie stammen vom elterlichen Vorbild, ebenso der Inhalt der Zwangagedanken an sich.
Es kommt mir noch schwierig vor diese Bewertungen loszulassen, ich versuche es, wie machst das?

Auf jeden Fall finde ich dieses Forum gut und wichtig.

Ich wünsche dir einen möglichst zwangfreien Ostersonntag
Guessel
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Registriert: Di 8. Apr 2025, 17:26

Re: Ansteckung

Beitrag von Guessel »

Hey Lola76,

ich habe für mich da auch noch keinen Masterplan, da ich mich auch noch nicht lange damit beschäftige. Zur Zeit lese ich gerade das Buch „ Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl. Das beschäftigt sich mit diesen Prägungen aus der Kindheit und wie man damit umgehen kann. Ich komme nicht so schnell voran, da ich nicht immer die Ruhe zum Lesen habe, aber die ersten 100 Seiten waren bislang sehr gut. Zudem höre ich Meditationen um Urvertrauen zu stärken. Etwas das mir auch sehr fehlt.

Bei mir war der Tod meines Bruders, als ich 11 war, sicherlich ein prägendes Erlebnis. Aber ich glaube der hat in mancher Hinsicht auch einfach meine schon vorhandenen negativen Prägungen verstärkt. Das Gefühl nicht zu genügen durch den Glauben, dass mein Bruder besser als ich war und meine Mutter ihn lieber hatte.

Wie gesagt, mir ist mittlerweile sehr bewusst, dass nicht zu genügen, nicht richtig zu sein, nicht willkommen zu sein, Prägungen sind, die mein Leben stark beeinflusst haben und dies noch tun, auch wenn ich nichts dafür kann. Richtig umsetzen kann ich das aber noch nicht. Ich bin schon gespannt, was dazu noch in dem Buch kommt. Aber man muss das auf jeden Fall annehmen und sich darum kümmern.
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