Zwangserkrankung - Zwangsselbstbefriedigung

Rolli

Zwangserkrankung - Zwangsselbstbefriedigung

Beitrag von Rolli »

Hallo Zusammen,

hab leider seit meiner Kindheit ein riesen großes Problem. Seit meiner Kindheit musste bzw. muss ich ständig mastubieren. Dieses Zwangsverhalten
beschäftigt mich schon mein ganzes Leben, bzw. hat eigentlich mein Leben fast zerstört. Ich bekam als Kind nie liebe, wurde oft geschlagen usw..
Dieses Verhalten wurde besonders stark, wenn ich große Zweifel usw. hatte. Hatte auch ständig Angst vor meinen Eltern. Ich leide seit 10 Jahren
unter Depressionen und Angststörungen und Panikattacken. Alle Versuche, mich von diesem Zwangsverhalten selbst zu befreien, scheiterten bis
jetzt. Dieses Zwangsverhalten treibt mich immer mehr zur absoluten Verzweiflung. Mach mir auch immer mehr Gedanken, sich das Leben zu nehmen. Bin seit zwei Jahren in einer Therapie bezüglich meiner Depression und meiner Panikattacken. Die erste Therapeutin ging voriges Jahr in Rente. Die Nachfolgering ist auch sehr nett, aber über das Zwangsverhalten trau ich mich einfach nicht zu reden. Ich schäme mich diesbezüglich total, komm mir vor, als wäre ich der Letzte. Haber auch Angst, wenn ich darüber reden würde, dass die Therapeutin überfordert ist bzw. mit nicht mehr betreut. Sie ist auch um einiges jünger wie ich (51 Jahre/Männlich), und arbeitet erst seit voriges Jahr als selbständige Therapeutin (Verhaltenstherapie).
Wär dieses Zwangsverhalten hat, versteht wie schrecklich diese Krankheit für einen ist.
Wäre sehr dankbar, für Ratschläge bzw. Unterstützung.
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OCD-Marie
Beiträge: 262
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Zwangserkrankung - Zwangsselbstbefriedigung

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo Rolli

so wie du das beschreibst klingt das für mich nicht nach einer Zwangsstörung - sondern nach einer Sucht. Du bist damit also (auch) nicht allein !
Beides kann dem gleichen "Zweck" dienen, es sind jedoch letztlich unterschiedliche "Störungsbilder".

Es ist Teil deiner Problematik und sollte daher auch Teil deiner Therapie sein. Es nicht anzusprechen bringt dich nicht weiter.

Spontan fallen mir folgende Möglichkeiten ein:
  • du könntest dich an eine Suchtberatung wenden
  • du suchst dir einen Therapeuten, der auf sexuelle Themen bzw. Süchte spezialisiert ist
  • du suchst dir einen männlichen Therapeuten
  • du sprichst es doch bei deiner Therapeutin an (sie wird dich nicht verstoßen ! Und wenn sie überfordert ist wird sie dir helfen, einen geeigneten Therapeuten / eine geeignete Klinik zu finden. Darüber kannst du mit ihr durchaus reden.)
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michael_m
Beiträge: 613
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Zwangserkrankung - Zwangsselbstbefriedigung

Beitrag von michael_m »

Hallo Rolli,
Rolli hat geschrieben: Do 4. Okt 2018, 11:28 Dieses Zwangsverhalten treibt mich immer mehr zur absoluten Verzweiflung. Mach mir auch immer mehr Gedanken, sich das Leben zu nehmen.
Hast du einen Notfallplan? Wenn nicht solltest du einen mit deiner Therapeutin erstellen.
Dort sollten Kontaktdaten und Maßnahmen stehen, für den Fall dass du Suizidgedanken hast. Und auch eine Motivation, warum die den Plan befolgen sollst.

Bei mir stehen z. B. meine Mutter und gute Freunde darauf. Außerdem der telefonische Krisendienst mit Telefonnummer und die Notfallambulanz mit Adresse und Telefonnummer.

Zusätzlich habe ich von meinem Psychologen ein Beruhigungsmittel für solche Fälle verschrieben bekommen (Tavor 1 mg).

Bei mir ist aber die Stimmung, was die Suizidgedanken angeht, seit Anfang des Jahres zum Glück sehr stabil.

Grüße, Michael
Rolli

Re: Zwangserkrankung - Zwangsselbstbefriedigung

Beitrag von Rolli »

Hallo Marie, vielen lieben Dank für deine schnelle Rückantwort. Sucht oder Zwangshandlung tu ich mich sehr schwer. Wenn es mir psychisch gut geht, meldet sich mein Körper nicht, wenn es mir schlecht geht, dann sendet er sofort Signale. Hat mit Pornos usw., überhaupt nichts zu tun. Die Selbstbefriedigung war für mich in der Kindheit eigentlich ein Ventil, um Entspannung oder so zu erreichen. Ich weiss, es ist schwer zu verstehen, ich glaub dass ist ja auch das Problem, sinnvolle Hilfe zu bekommen. Vielen Dank und beste Grüße
Rolli

Re: Zwangserkrankung - Zwangsselbstbefriedigung

Beitrag von Rolli »

Hallo Michael,
vielen herzlichen Dank für deine Information und auch Sorge Du hast mein Text genau durch gelesen. Für deinen Ratschlag bzw. Vorschlag herzlichen Dank.
Tut einen gut, wenn man weiß, es gibt noch Menschen, die die Probleme anderer verstehen und auch helfen möchten. Bezüglich meiner Gedanken habe ich mir bereits einen Notfallplan zugelegt, da ich weiß, dass ich schon längere Zeit in einem kritischen Zustand bin. Nochmals Danke, beste Grüße
Silvia
Beiträge: 205
Registriert: Mo 13. Aug 2018, 17:12

Re: Zwangserkrankung - Zwangsselbstbefriedigung

Beitrag von Silvia »

Hallo Rolli,

ich kann und möchte auch gar nicht beurteilen, ob es bei Dir eine Zwangserkrankung oder eine Sucht ist, dass sollten wir dann doch lieber einem Fachmann überlassen.

Aber ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen,...
Du musst darüber sprechen und Dir Hilfe diesbezüglich holen, egal in welcher Form.
An der Motivation scheint es bei Dir ja nicht zu liegen, sondern eher an der Charme über so intimes und privates zu sprechen.
Aber ich bin mir sicher, dass Du gewiss nicht der einzige Mensch mit diesem Problem auf dieser Erde bist und garantiert Hilfe und auch Verständnis finden wirst.

Spring über Deinen Schatten und sprich es an!
Vielleicht hilft Dir das auch bei Deinen anderen Problemen weiter.

Liebe Grüße,
Silvia
Nichts kann existieren ohne Ordnung,
nichts entstehen ohne Chaos.
Silvia
Beiträge: 205
Registriert: Mo 13. Aug 2018, 17:12

Re: Zwangserkrankung - Zwangsselbstbefriedigung

Beitrag von Silvia »

michael_m hat geschrieben: Do 4. Okt 2018, 20:56 Hast du einen Notfallplan?....
Hallo Michael,

über einen Notfallplan habe ich noch nie nachgedacht.

Hast Du Deinen mit therapeutischer Unterstützung zusammengestellt, oder alleine?

Du hast mich ganz schön zum nachdenken gebracht...

Liebe Grüße,
Silvia
Nichts kann existieren ohne Ordnung,
nichts entstehen ohne Chaos.
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michael_m
Beiträge: 613
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: Zwangserkrankung - Zwangsselbstbefriedigung

Beitrag von michael_m »

Hallo Silvia,
Silvia hat geschrieben: Fr 5. Okt 2018, 12:55 über einen Notfallplan habe ich noch nie nachgedacht.

Hast Du Deinen mit therapeutischer Unterstützung zusammengestellt, oder alleine?

Du hast mich ganz schön zum nachdenken gebracht...
Wenn man mit Suizidgedanken zu tun hat, ist ein Notfallplan hilfreich.
Ich habe dies im Rahmen einer Hausaufgabe von meinem Therapeuten aufbekommen.

Er besteht aus 4 Teilen:
  • Was sind die Frühwarnzeichen?
  • Was kann ich tun?
  • Wo bekomme ich Hilfe? (mit konkreten Anschriften/Telefonnummern)
  • Wie motiviere ich mich dazu, diesen Plan zu befolgen?

Anwenden musste ich den Plan bisher noch nicht, da ich was das angeht seitdem stabil bin. Aber es ist trotzdem auch hilfreich für mich, diesen zu haben.

Generell möchte ich auch darauf hinweisen, dass ein offenes Gespräch mit dem Psychiater und Therapeuten hier hilfreich ist. Ich hatte ganz am Anfang die Befürchtung, dass mir vielleicht eine Zwangseinweisung droht, wenn ich die Gedanken schildere. Psychiater und Therapeut haben aber - wie man eigentlich hätte vermuten können - sehr professionell reagiert.

Daher mein Appell an jeden, der mit Suizidgedanken zu tun hat: Sprecht zumindest mit den Ärzten/Therapeuten darüber!
Ich konnte aber auch darüber hinaus mit meiner Mutter und mit Freunden darüber sprechen.
Generell hat mir auch das Reden darüber, sehr über die dunklen Zeiten geholfen.

Grüße, Michael
Ulrike
Beiträge: 56
Registriert: Mi 18. Apr 2018, 20:07

Re: Zwangserkrankung - Zwangsselbstbefriedigung

Beitrag von Ulrike »

Hallo Rolli,

ich merke dass ich immer wieder an Dein Posting denke und dass ist jetzt für mich ein Hinweis darauf, Dir jetzt auch wirklich zu antworten.
Du schreibst dass sich Dein Problem seit Deiner Kindheit durch Dein Leben zieht und Du schon viel versucht hast, um Dir helfen. Auch schreibst Du, dass Du in Deiner KIndheit geschlagen wurdest und viel Angst vor Deinen Eltern hattest.

Du schriebst:
"Die Selbstbefriedigung war für mich in der Kindheit eigentlich ein Ventil, um Entspannung oder so zu erreichen. Ich weiss, es ist schwer zu verstehen, ich glaub dass ist ja auch das Problem, sinnvolle Hilfe zu bekommen."
Also für mich ist es nicht schwer zu verstehen , sondern ziemlich gut nachzuvollziehen.

Ich habe in meiner Kindheit und Jugend auch Gewalterfahrungen gemacht und bin schon sehr früh in meiner inneren Sicherheit erschüttert wurden. Ich hatte schon sehr viel und große Angst , schon als ganz kleines Kind, fortgesetzt bis in die Jugend.

Ich habe in der Therapie gelernt, dass meine schwere Zwangserkrankung (ich habe insbesondere mit Zwangsgedanken zu tun, aber auch mit Zwangsverhalten) eine Traumafolgestörung ist. Also schon ein eigenständiges Krankheitsbild (ich bin schon sehr lange zwangserkrankt) , neben der posttraumatischen Belastungsstörung, die richtig akut im Jahr 2014 ausbrach.

Ich wollte jetzt aber nicht von mir schreiben. Das ist aber in gewisser Weise der Vorspann zum Verständnis zu dem , was ich Dir schreiben möchte.

Ich habe gelernt, dass meine Zwänge (die Gedanken und das Verhalten) eine Funktion haben. Und bei mir ist es so, dass sie so quälend und belastend sie letztlich sind, sie aber eine von meiner Seele gewählte Strategie darstellen, um Angst und Unsicherheit zu bewältigen. Das war für mich lange schwer zu akzeptieren, da ich so sehr unter den Zwängen leide. <br/>

Ich habe mir eine stationäre Therapie gesucht, wo ich mit einer Therapeutin arbeiten konnte , die sich mit beiden Bereichen richtig gut auskennt. Also mit der Zwangserkrankung und der Posttraumatischen Beastungsstörung.<br/>

Ich habe dort auch viele andere Patienten kennengelernt, die unter einem zwanghaften Verhalten leiden , was sehr schambesetzt war. Sie haben in der Therapie gelernt, andere Strategien für Spannungszustände zu finden , um sich in solchen Phasen anders zu regulieren. Dahingehend ist aber noch zu sagen, dass es um ein anderes Verhalten ging. In dem Fall um die Tendenz zu Selbstverletzungen. Aber letztlich geht es ja immer um die Funktion, warum ein zwanghaftes Verhalten auftritt. Und auch die Selbstverletzungen können wie ein süchtiges Geschehen wirken. Ich selbst habe damit im Alter von 10 Jahren begonnen , aber noch nicht so exessiv. Richtig ausgeprägt war das als ich circa 25 Jahre alt war. Und es war für mich wirkich ein langer Prozess (bis circa vom Alter bis 30 Jahren) , dieses Verhalten abzubauen und es war wie gegen eine Sucht zu kämpfen. <br/>

Was immer man als Kind oder Jugendlicher gelernt hat, um mit den Lebensbedingungen, welche von großer Angst und Bedrohung gekennzeichnet waren, man tat es um bestmöglich mit der Situation zurecht zu kommen. Und man hat weiter gekämpft. Bis zum heutigen Tag. Und schon allein das verdient Respekt und Wertschätzung eines jeden, der Hilfe sucht. Und jetzt als Erwachsene versuche ich mein Bestes, um mein Leben schrittweise zu verbessern.

Wenn ich mit meiner ambulanten Therapeutin bzw. mit den Therapeuten und Ärzten in der Klinik über meine Zwangsgedanken gesprochen habe, habe ich immer Respekt und Anteilnahme erlebt. Leider habe ich auch Probleme in der Sexualität , die ebenfalls lebensgeschichtlich bedingt sind und für die ich mich sehr schäme. Es hat gedauert bis ich in der ambulanten Therapie) den Mut hatte es anzusprechen, aber auch hier habe ich absoluten Respekt und Mitgefühl erfahren.

Ich möchte Dich ermutigen Dich zu trauen.

Viele Grüße sendet Dir Ulrike
Rolli

Re: Zwangserkrankung - Zwangsselbstbefriedigung

Beitrag von Rolli »

Liebe Ulrike,
vielen vielen herzlich Dank für deine Worte. Ich kann Dir es nicht in Worte umschreiben, wie gut deine Antwort mir tut. Mir geht es momentan sehr sehr schlecht, weil ich selbst merke, ich kann von dieser Problematik nicht mehr davon Laufen, mich nicht mehr verbergen oder verstecken. Über 45 Jahre normal für andere funktionieren, aber ständig mit sich selbst ein zerstörenden Kampf führen. Jetzt bin ich einfach an Scheidepunkt angelangt, so oder so. Du hast mir sehr viel Mut gemacht, doch den einen Weg zu gehen, und Hilfe zu suchen.
Vielen herzlichen Dank für deine Unterstützung und für deine Hilfe. Wenn ich mir vorstellen würde, Du würdest gerade vor mir stehen, würde ich dich ganz fest herzlich drücken. Viele liebe Grüße Roland
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