Hanka Rackwitz

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michael_m
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Hanka Rackwitz

Beitrag von michael_m »

Wie steht ihr eigentlich zu Hanka Rackwitz?

Ich bin erst über die DGZ auf sie aufmerksam geworden. Als auf einen Fernsehauftritt hingewiesen wurde, wo sie ihre Zwänge ansprach und ihr Buch vorstellte. Vorher habe ich sie ehrlich gesagt nicht gekannt.

Ich habe inzwischen beide Bücher von ihr gelesen und fand die Erzählungen sehr authentisch und konnte ziemlich mitfühlen.

Allerdings gab es über Hanka Rackwitz in der SHG ziemliche Diskussionen über ihre Zwänge und ihre Darstellung der Krankheit.
Auch meine Mutter (selbst Krankenschwester in einer Psychiatrie) hält nicht viel von ihr und sieht es eher als "Show". Zeitweise gab es von der DGZ anlässlich ihrer Dschungelcamp-Teilnahme (habe ich nicht im TV verfolgt ...) sogar eine Stellungnahme.

Ich habe den Eindruck, dass Hanka Rackwitz versucht, ihre Krankheit mit Humor zu überspielen. Selbes mache ich auch oft im Alltag.
Aber genau das scheint die breite Masse wohl bei Hanka Rackwitz so wahrzunehmen, als ob die Zwänge nur gespielt wären.

Viele Grüße, Michael
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michael_m
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Re: Hanka Rackwitz

Beitrag von michael_m »

PS: Ich persönlich bin dankbar, dass Hanka Rackwitz das Thema so öffentlich angesprochen und darauf hingewiesen hat. Allerdings bin ich auch verwundert, dass es bei der Allgemeinheit skeptisch aufgenommen wurde.
Das hat mich zeitweise auch über meinen "Kurs" grübeln lassen. Ich gehe ja allgemein auch sehr offen mit meiner Krankheit um.
Miranda_L

Re: Hanka Rackwitz

Beitrag von Miranda_L »

Ich halte sie schon für authentisch.
Wenn man wirklich in die Zwänge abgerutscht ist, entwickelt man ein Gefühl dafür welches Zwangssystem 'logisch' ist und welches nicht.
So etwas mit Humor zu nehmen ist imho eine gute Sache und hilft mit solchen immensen Einschränkungen wie sie sie durch die Zwänge hatte, zu überleben.
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Antonia
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Re: Hanka Rackwitz

Beitrag von Antonia »

Frau Rackwitz ist ja vor dem Dschungelcamp ein-zweimal bei Stern TV aufgetreten. Was sie dort über ihre Zwänge erzählt hat, war autentisch und nachvollziehbar. Der Fachmann, Prof. Voderholzer, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der DGZ und Klinikchef in Prien, hat aus fachlicher Sicht über ihre Zwänge gesprochen. Er und wir waren doch sehr erstaunt, dass Frau Rackwitz mit ihren schweren Zwängen ins Dschungelcamp gehen wollte. Ich habe mir aus "DGZ Interesse" ;) die Sendungen angeschaut. Abgesehen davon, dass ich diese Sendung einfach furchtbar finde, hat sie sich doch immer sehr in den Vordergrund gestellt hat, brauchte Sonderegelungen So hat sie sich immer zuerst aus dem Essenstopf genommen, wegen der Zwänge. Das ist auch noch nachvollziehbar, aber dann hat sie alle Symptome, Diagnosen (Zwänge, Psychosen, Depressionen und mehr) immer wieder zusammengeschmissen, dass der Zuschauer völlig verwirrt war. Darum haben wir als DGZ auch die Stellungnahme abgegeben. Im Camp hat Frau Rackwitz im Gespräch mit einer weiteren Teilnehmerin gesagt, dass sie auch hier sei, um ihr Buch zu bewerben. Und das fand ich persönlich dann nicht so toll. Konnte das erste Buch von ihr, nur bis zur Hälfte lesen, danach wurde es mir zu viel. Klar bin ich dafür, dass Zwänge bekannter werden. Aber dazu braucht es für mich persönlich keine Hanka Rackwitz. So prominent ist sie in meinen Augen halt nicht, dass sie der Sache weiterhelfen wird. Im Gegenteil, ich habe auch von Betroffenen gehört, dass sie nach dem Camp noch weniger Verständnis für ihre Zwänge erlebt haben. Teilweise hat sie dem Thema eher geschadet. Sie hat sich auch nicht einmal an uns gewandt bzw. in Talkshows auf uns verwiesen. Sie war und ist halt sehr auf sich und ihre Vemarktung aus! Und das hilft der Sache nicht wirklich weiter. Mittlerweile ist es ja recht still um Frau Rackwitz geworden. So, meine Lieben, dass ist meine ganz persönliche Ansicht :!: zu dem Thema Hanka Rackwitz gewesen.
In diesem Sinne,
alles Liebe Antonia. :)
Ich bin nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere mich haben wollen. ;)
wölfin32

Re: Hanka Rackwitz

Beitrag von wölfin32 »

DIe Allgemeinheit nimmt immer alles skeptisch auf ,was nicht ins Bild passt.Die meisten haben nie was von dieser Erkrankung gehört ,ziehen sie ins Lächerliche oder tun das als Aufmerksamkeitsgehasche ab.Das sind die Unwissenden.Was es nicht geben darf,gibt es eben so auch nicht und ist dann geschauspielert.Aber für mich war es sehr authetisch wie bestimmt für viele (Ex) Erkrankte.Ich finde das gut,dass sie damit in die Öffentlichkeit ging.Diese Krankheit ist noch nicht sehr bekannt im Vergleich zu anderen psychischen Störungen,wird verharmlost oder belächelt.Daher denke ich ist Aufklärung umso wichtiger.Es muss dennoch ein Schlag ins Gesicht sein zu sehen,dass man dennoch von einigen nicht ernst genommen wird..bis die es selbst mal durchleben.Und das kann jeden treffen.
Miranda_L

Re: Hanka Rackwitz

Beitrag von Miranda_L »

michael_m hat geschrieben: Do 15. Nov 2018, 20:25 Auch meine Mutter (selbst Krankenschwester in einer Psychiatrie) hält nicht viel von ihr und sieht es eher als "Show". Zeitweise gab es von der DGZ anlässlich ihrer Dschungelcamp-Teilnahme (habe ich nicht im TV verfolgt ...) sogar eine Stellungnahme.
Ich bin immer etwas skeptisch wenn Menschen mit dem Argument: "Ich bin Arzt, Krankenschwester, sonstiger Experte, ich kann das beurteilen",
Menschen als unglaubwürdig betiteln.
Diese Leute haben immer nur einen Blick von aussen, kennen aber die innere Logik einer Zwangserkrankung gar nicht.
Selbst meiner Therapeutin muss ich manchmal erklären, wie der Zwang funktioniert und was logisch und unlogisch ist.
Das müsste ich euch gegenüber gar nicht, denn ich weiss, dass ihr das ohne Probleme nachvollziehen könnt.

Ein unglaubwürdiger Zwangskranker ist aus meiner Sicht beispielsweise Monk. Kennt ihr die Serie?
Ich finde sie großartig. Und sie ist in vielen Dingen sehr gut rescherschiert, vor allem wenn man bedenkt, dass sie aus einer Zeit kommt, in der Zwänge gar nicht bekannt waren.
Das Problem ist halt nur, dass Monks Zwangssystem nicht ganz schlüssig ist. Er tut manchmal Dinge, die ein Zwangskranker mit diesen Ängsten niemals ohne Zögern und ohne sichtbare Selbstüberwindung tun könnte.
Ausserdem ist er für einen Zwangskranken viel zu rücksichtslos anderen Menschen gegenüber. Er hat um seine Mitmenschen viel zu wenig Angst.
Aber gut. Er ist halt eine Fantasiefigur die in der Serie hin und wieder für Komik sorgen soll.

lieben Gruß
Miranda
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michael_m
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Re: Hanka Rackwitz

Beitrag von michael_m »

Hallo Miranda,

da ist schon was dran. Die Therapeutin meiner 1. Therapie sagte auch zu mir: "Sie sind der Fachmann, was die Zwänge angeht."

Bei den Suizidgedanken ist es mir ganz extrem aufgefallen. Früher dachte ich, man müsste den Leuten nur gut zureden und sie unterstützen. Als ich dann selber damit zu tun hatte, bemerkte ich erst, wie groß der Unterschied ist, wenn man dann selbst betroffen ist. Das es aus der Sicht des Betroffenen doch ganz anders ist, als ich es mir vorher vorgestellt habe. Und ich würde mich dabei eigentlich als schon empathisch einschätzen.
(Die Suizidgedanken habe ich aber wohl nun doch inzwischen zum Glück langfristig wegbekommen.)

Lustig war auch ein Allergologe von mir. Der mir erzählt hat, das er wohl jetzt im hohen Alter (war Vertretung meiner eigentlichen Ärztin) noch eine Allergie bekommen hat. Er hat mich dann gefragt, welche Augentropfen ich nutze. Danach meinte er leidlich, er hätte diesen Wirkstoff auch schon probiert, aber die Augen jucken ja trotzdem noch ... ;)

Liebe Grüße, Michael
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