Neben Angststörung nun auch Zwänge und Zwangsgedanken

Boehmi79
Beiträge: 15
Registriert: Mo 27. Mai 2019, 11:03

Neben Angststörung nun auch Zwänge und Zwangsgedanken

Beitrag von Boehmi79 »

Hallo zusammen. Ich weiß gar nicht so genau wo ich anfangen soll, da es sehr viel ist. Ich versuche es mal. Bei mir traten in der Kindheit erstmals Zwänge auf. Es wurde aber nie behandelt. Über die Jahre ging es zurück. Ich bin jetzt 39 und leide etwa seit der Jahrtausendwende unter einer generalisierten Angststörung und Agoraphobie. Mittlerweile stark chronifiziert. Ich war in zig Kliniken, Stationär, Teilstationär - dauerhaft hat nichts geholfen. Klar geb es zwischendurch gute Phasen. 2014 war ich beinahe Symptomfrei. Aber etwa ab dem Spätsommer 2014 ging es wieder bergab. Ich war zwischenzeitlich noch ein paar mal in der Klinik aber nichts hilft. Ich bin auch dadurch in die Alkoholsucht gerutscht. Aber seit 2010 nun trocken.

Nun komme ich zu den Zwängen. Die sind etwa seit zwei Jahren wieder da. Es sind zum einen Wiederholungszwänge, zum anderen "darf" ich oft Dinge nicht machen die mir Spaß machen. Das ist schwer zu beschreiben. Beispiel: Ich spiele ein PC Spiel zb Fifa 19. Ich würde gerne mit einem bestimmten Verein spielen. Der Zwang sagt aber klar Nein! Sonst passiert was mit mir oder meiner Familie. Das ganze bezieht sich mittlerweile auf viele Lebensbereiche. So suche ich zb auch lange ein Shirt was ich anziehen kann. Da stehe ich schonmal mehrere Minuten vor dem Schrank bis der Zwang "Ja" sagt. Es ist so anstrengend.
Die Zwangsgedanken sind nicht weniger schlimm. Sie sind leider von Gewalt geprägt. Ich denke zb oft dran das ich mich selber ganz arg verletzte indem ich mit dem Kopf gegen die Wand renne. Auch habe ich immer wieder diese Zwangsgedanken das ich meine Frau oder mein Kind verletzen könnte. Ich bin im März Papa geworden. Ich liebe meine Tochter und meine Frau über alles. Ich würde niemals einem Menschen was antun. Ich hasse Gewalt. Ich bin immer allen Schlägereien aus dem Weg gegangen. Und dennoch sind da die Gedanken. Die fressen mich auf, Ich bin am Ende. Ich habe auch noch nie wirklich über die Zwangsgedanken geredet aus Angst man könnte mich wegsperren.
Ich weiß nicht wo ich jetzt ansetzen soll. Eigentlich müsste ich dringen aufgrund der Ängste noch einmal in Therapie da ich auch die Wohnung kaum noch verlasse. Aber jetzt sind die Zwänge auch so massiv da das ich nicht weiß welche Erkrankung ich zuerst behandeln lassen soll.

Ich hoffe sehr das man mich hier versteht und das es vielleicht jemanden gibt der ähnliches kennt. Ich weiß langsam echt nicht mehr weiter. Wo setze ich an? Doch nochmal Klinik? Meine Tochter ist jetzt 11 Wochen alt. Ich möchte auch keine Zeit mit ihr verpassen. Aber so wie jetzt geht es auch nicht weiter.

Vielen Dank. Liebe Grüße
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OCD-Marie
Beiträge: 262
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Neben Angststörung nun auch Zwänge und Zwangsgedanken

Beitrag von OCD-Marie »

Erst einmal Hallo !

Du warst in "zig Kliniken" bei zig Therapeuten und Ärzten und fragst noch immer, wo du ansetzen sollst ? Wirklich ?

Wenn "nichts" geholfen hat (in 20 Jahren !), dann liegt das mit großer Wahrscheinlichkeit daran, dass Kliniken nicht "helfen". Sie sind vielmehr Hilfe zur SELBST-Hilfe. Oder anders ausgedrückt: DU bist gefragt - und gefordert.

Was erwartest du hier zu lesen, was du nicht schon in den zig Kliniken bei den zig Ärzten gehört hast ?

Wegen Zwängen wird dich niemand wegsperren. Keine Sorge. Ganz nebenbei: das erledigst du ja ohnehin selbst schon...

So wie du deine Situation beschreibst würde ich grundsätzlich auch sagen: eine Therapie wäre dringend angeraten. Vermutlich auch Klinik. Dennoch zögere ich. Denn ich fürchte, es wird wenig bringen, den "zig" Klinikaufenthalten einfach noch einen weiteren hinzuzufügen...
Vielleicht probierst du es also erst einmal ambulant und findest dort heraus, warum die "zig" Klinikaufenthalte am Ende nichts gebracht haben. Findest heraus, was künftig anders laufen muss.

Und wo du ansetzen sollst ? Liegt das nicht auf der Hand ?
Ob nun Angststörung, Agoraphobie, Zwang... Das ist am Ende alles der gleiche Müll... Es geht immer um Angst. DEINE Angst. Warum also nicht genau an ihr ansetzen ?
Alternativ könntest du auch an deinen (ordentlich ausgeprägten) Schuldgefühlen arbeiten und an deiner Angst vorm Tod...
Und dann könntest du dir auch anschauen, woher dieses Verbot, Dinge zu tun, die dir Spass machen, kommt. Wo / wann / von wem du das gelernt hast.

Und du kannst gleich heute beginnen: indem du dir z.B. wieder in Erinnerung rufst (und aufschreibst ! ), was du alles in den "zig Klinikaufenthalten" erfahren und gelernt hast !

Gerne geschehen.
Boehmi79
Beiträge: 15
Registriert: Mo 27. Mai 2019, 11:03

Re: Neben Angststörung nun auch Zwänge und Zwangsgedanken

Beitrag von Boehmi79 »

Die "zig Klinik Aufenthalte" waren alle im Bezug zur Angststörung. Die Zwänge sind noch nicht behandelt worden daher sind die für mich "neu". Wenn auch schon fast 2 Jahre. Daher mein Hilfegesuch hier.
Hermann1
Beiträge: 69
Registriert: Di 18. Dez 2018, 19:19

Re: Neben Angststörung nun auch Zwänge und Zwangsgedanken

Beitrag von Hermann1 »

Moin Boehmi,

ganz schön vertrackt, diese Kiste. Angst vor der Angst, ohne die Möglichkeit zu haben "wegzulaufen". Bislang hast du dies ja jeweils in eine Klinik getan. Aber nun ist es wohl an der Zeit, an deiner Situation im eigenen Umfeld zu arbeiten. Aber nur wie !? Beginn deine Schritte am besten wieder da, wo alles anfing. Such dir einen guten !! Therapeuten in deiner Umgebung und laß dir zunächst einmal angstlösende Mittel verschreiben.

Ich hoffe für dich, daß du aus deinem Loch heraus kommst !
Boehmi79
Beiträge: 15
Registriert: Mo 27. Mai 2019, 11:03

Re: Neben Angststörung nun auch Zwänge und Zwangsgedanken

Beitrag von Boehmi79 »

Ja es ist in der Tat sehr schwer. Zum Thema Medikamente - ich nehme seit langer Zeit Opipramol. Im Lauf der Jahre hat es seine Wirkung aber verloren was ja auch irgendwie logisch ist. Das Problem ist das ich eine Medikamentenphobie entwickelt habe. Ich habe bei einem Umstellversuch auf Sertralin extrem mit Nebenwirkungen zu tun gehabt. Das waren Angstzustände die ich bis dahin noch nie erlebt habe. Letztendlich war es aber ein Fehler der Ärzte die das Opipramol nach zig Jahren von heute auf morgen komplett auf Null reduziert hatten. Seitdem bekomme ich so gut wie nichts anderes mehr runter. Womit wir wieder mal bei den Ängsten wären...
Ja ich bin dran (Suche nach Therapeut) wie immer und Überall etlich lange Wartezeiten etc. Ich kann auch nicht mal eben locker mit dem Zug 20 KM fahren. Das lassen meine Panikattacken im Moment nicht zu. Ich bin ja schon froh wenn ich zum Einkaufen raus komme.
Mein nächster Termin bei meiner Psychiaterin ist im Juli ( Thema Medikamente ). Bis dahin muss ich irgendwie da durch.
Silvia
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Registriert: Mo 13. Aug 2018, 17:12

Re: Neben Angststörung nun auch Zwänge und Zwangsgedanken

Beitrag von Silvia »

Hallo
und ein herzliches Willkommen hier im Forum!

Deine Geschichte hört sich alles andere, als schön an und sollte meiner Meinung nach unbedingt genauer unter die Lupe genommen werden.

Auf der Suche nach einem passenden Therapeuten hilft Dir auch gerne die DGZ.
Vielleicht wirst Du ja dadurch schneller fündig.

Was ich nicht so ganz verstehe ist, warum die Wirkung Deines Medikaments im Laufe der Zeit verloren ging?

Liebe Grüße, Silvia
Nichts kann existieren ohne Ordnung,
nichts entstehen ohne Chaos.
Boehmi79
Beiträge: 15
Registriert: Mo 27. Mai 2019, 11:03

Re: Neben Angststörung nun auch Zwänge und Zwangsgedanken

Beitrag von Boehmi79 »

Ja ich denke wenn man das über einen so langen Zeitraum nimmt irgendwo normal ist. Es könnte auch einfach zu "schwach" für meine Problematik sein. Das weiß ich nicht genau. Die ersten zwei Jahre hat es super geholfen.
Wie nehme ich da genau Kontakt zur DGZ auf?
Silvia
Beiträge: 205
Registriert: Mo 13. Aug 2018, 17:12

Re: Neben Angststörung nun auch Zwänge und Zwangsgedanken

Beitrag von Silvia »

Hier steht alles was Du brauchst, um Kontakt mit der DGZ aufzunehmen:
http://www.zwaenge.de/dgz/frameset_dgz.htm

Liebe Grüße!
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nichts entstehen ohne Chaos.
tzak
Beiträge: 29
Registriert: Mi 27. Feb 2019, 17:08

Re: Neben Angststörung nun auch Zwänge und Zwangsgedanken

Beitrag von tzak »

Hallo Boehmi,

ich lese so viel heraus, was ich aus meinen Alltag kenne. Vieles davon kannst du hier im Forum nachlesen. Vom Zwang am Morgen, dass man das korrekte T-Shirt für den Tag wählen muss und man dann bei der Wahl des Shirts einen bösen Zwangsgedanken hat und dann doch lieber das andere nimmt, bis hin zu den "ich darf Dinge nicht machen, die mir Spaß machen". Ich kenne es es. Jeden Tag.

Ich programmiere und zeichne und jedes mal wenn ich etwas Neues angehe will und das vorab im Kopf plane, "krallt" sich das der Zwang und redet es schlecht und man sollte diese Sache ja lieber nicht angehen. Es ist dann jedesmal eine riesige Überwindung das zu machen, was man selber eigentlich will und einen Spaß macht. Aber Dir muss eines klar werden: wenn du heute dem Zwang nachgibst, dann wirst du es auch morgen wieder tun und nächste Woche wieder und so weiter. Schaffst du es den Zwang auszuhalten, dann wird es mit der Zeit leichter und du kannst den Gedanken im Kopf ignorieren, der Dir vorschreiben will, was du zu tun hast.

Ich bin seit einiger Zeit in Therapie und mir hat es sehr geholfen.

Du kannst das packen!
Miranda_L

Re: Neben Angststörung nun auch Zwänge und Zwangsgedanken

Beitrag von Miranda_L »

Hallo Boehmi79,

Angststörung und Zwangsstörung liegen nahe beieinander und möglicherweise waren deine Ängste von früher bereits Zwangsängste.
Das ist aber nicht schlimm.
Diese Angst, dass deinen Lieben etwas passiert wenn du eine bestimmte Handlung nicht, oder falsch ausführst, nennt man "magisches Denken".
Das kenne ich gut, habe es aber mittlerweile überwunden.

Die Lage ist beherrschbar, auch wenn du vielleicht jetzt anders fühlst.

Auch die anderen Ängste die du beschreibst sind typisch für Zwänge. Wegsperren wird man dich deswegen nicht.

Ich persönlich denke auch, dass nichts immer gleich eine Klinik sein muss.
Aber vielleicht wäre es bei immer wiederkehrenden Angstproblemen Sinnvoll, über einen Wechsel der TherapieForm nachzudenken.

Warst du schon mal tiefenpsychologisch in Behandlung?

Lieben Gruß
Miranda
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