Ehemann hat Angst vor Schadstoffen Umbau - Hilfe

Antworten
saa

Ehemann hat Angst vor Schadstoffen Umbau - Hilfe

Beitrag von saa »

Hallo zusammen

Ich möchte mich gerne mit euch austauschen und von andern Tipps, Tricks und Erfahrungswerte erfahren.

Mein Mann und ich sind seit bald 20 Jahren zusammen (seit der Jugend). Er hat 2 traumatische Erlebnisse (Mord eines Elternteils und tödlicher Unfall der Freundin des Bruders) erlebt. Vor ca. 5-6 Jahren hatte er eine leichte Depression welche mit Medis und Therapie gut bewältigt wurde.

Letztes Jahr wurde ich dann schwanger und er hatte grosse Ängste um das ungeborene Baby. Er wollte mich kontrollieren was ich esse damit dem Baby jaa nichts geschieht. Irgendwann wurde es mir zuviel und ich wurde so wütend, dass er aufhörte mich zu kontrollieren. Gleichzeitig mit meiner Schwangerschaft bauten sie in seinem Büro Asbest ab. Dies stresst ihn immer mehr und er entwickelte eine Angststörung. Ein paar Beispiele:

-Er putzte seine Schuhe, Hände etc. nach der Arbeit im Fluss, putzte dann nach Betreten der Wohnung den Boden, duschte, putzte wieder den Boden (Dauer ca. 1h)
- Sein Mobiltelefon verschloss er in einem Sack während der Arbeit, putzte es dann zuhause mit Wasser bis es schliesslich kaputt war
- Er macht um alle Baustellen einen Bogen
- Als wir letzten Sommer in die Ferien fuhren, putzte er vorher alles penibel damit er sich sicher fühlt und keine Baustellen Giftstoffe mitkommen - wir fuhren los, das Fenster im Auto war offen und plötzlich war eine Baustelle. Mein Mann war so gestresst und musste weinen - er hatte das Gefühl alles sei nun "verseucht"

Wir suchten dann eine Therapeuten und seit Sept. 19 geht er wöchentlich dorthin

Es wurde aber trotzdem noch schlimmer nach der Geburt des Kindes.

- Unser Hund fand er "verseucht" weil er am Boden liegt und der ev. Baustellen Giftstoffe sind
- Wenn ich meine Socken abziehen wollte, hätte ich Hände waschen müssen
- Ich kam mal am Staubsauger an und hätte alle Kleider wechseln müssen
etc.

Es wurde so schlimm, dass ich dem Therapeuten schrieb,ich halte es nicht mehr aus. Er nahm dann Medikamente, dies seit Januar.

Allmählich wurde es besser - aber immer noch ist der Alltag recht eingeschränkt.
- Er putzt immer noch Schuhe, Boden nach der Arbeit
- Ich habe alle Wäsche gemacht für die Ferien - da aber der Nachbar den Boden neu verlegte und schliff, hat er alles nochmals gewaschen (die Wäsche war im Waschraum und der Nachbar ist ev. mit dem Parket vorbei gelaufen)
- Das Packen für die Ferien ist kompliziert, Sachem aus dem Estrich werden zuerst abgewaschen

Ich finde den Alltag mit dieser Krankheit anspruchsvoll - wie viel soll ich mitmachen, wo sage ich nein. Immer wieder eine Gratwanderung und auch viel Konfliktpotenzial.

Ich schrieb hier mal unsere Geschichte in der Hoffnung auf Austausch, Erfahrungswerte etc.
Ich bin zum Teil etwas ungeduldig und finde, der Heilungsprozess sollte schneller gehen. Der Therapeut macht kein Expositionstraining.

Vielen Dank für Antworten, Zuspruch und Erfahrungen
liebe grüsse
saa
Benutzeravatar
OCD-Marie
Beiträge: 262
Registriert: Di 17. Apr 2018, 19:44

Re: Ehemann hat Angst vor Schadstoffen Umbau - Hilfe

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo,

Wilkommen im Forum !

Tipps, Tricks und Erfahrungswerte also ....
Erfahrungswerte wirst du hier im Forum finden. Einfach auch mal im Bereich "Angehörige" stöbern. Mit Tipps und Tricks wirds schon schwieriger. Tricks gibts keine - und Tips für Angehörige: dich normal verhalten und dich nicht zum Teil seiner Zwangswelt machen (lassen). Das ist wohl der wichtigste. Und gleichzeitig auch problematisch, weil damit das Konfliktpotential und der Stress für alle steigt... aber das weisst du ja schon.

Das Grundproblem ist klar. Nicht jedoch eure Situation.
Arbeitet er in einer Baufirma? Hat selbst mit Asbest-belastetem Material zu tun beruflich? Oder habt ihr die Wohnung umgebaut bzw. seit noch am umbauen ?
Was meinst du mit "Sachen aus dem Estrich" ?
Und wenn in seinem Büro Asbest abgebaut wurde (wie du schreibst), dann hat er in dieser Zeit ganz sicher nicht dort gearbeitet ?!?
Geht es nur um Asbest oder generell um "Giftstoffe", aber hat damals mit "Asbest" begonnen ?
Vielleicht kannst du das noch etwas mehr präzisieren...

Ungeduld bringt freilich niemand weiter. Weder dich, und schon gar nicht ihn... Das ist vielleicht ein Punkt, an dem du an dir selbst arbeiten könntest. Generell kann man sagen: Tips für Angehörige beziehen sich vor allem auf sie selbst. Weniger auf den Betroffenen. Die Schwierigkeiten, die ein Betroffener für sein Umfeld bereitet sind für sein Umfeld mitunter auch ein "Weg zu sich selbst"... (in dem Fall also dir).

Der Heilungsprozess wird so lange dauern, wie es eben braucht. Und das ist für gewöhnlich eher mehr Zeit als weniger. Und um nicht missverstanden zu werden: wir reden hier über Jahre - nicht Monate... Und noch etwas muss dir von Anfang an klar sein: es gibt keine Garantie !
Expositionstraining alleine würde auch nicht wirklich viel bringen. Jedenfalls nicht dauerhaft. Viel wichtiger ist es, an den Hintergründen der Zwänge zu arbeiten. Und das kann viele Bereiche betreffen: der Umgang mit Emotionen, mit Stress, eigene (problematische/destruktive) Sicht- und Verhaltensweisen (außerhalb des Zwangs), Überzeugungen, bestimmte Kindheitserfahrungen, möglicherweise Traumata, der Umgang mit dem (eigenen) Tod / Sterben, usw....
Das braucht Zeit. Und Durchhaltevermögen und Einsatz des Betroffenen.

Sollte die ambulante Therapie mit der Zeit keine spürbaren Verbesserungen mit sich bringen, so gibt es auch die Möglichkeit eines stationären Klinikaufenthaltes in bestimmten Kliniken.

Es tut mir leid, dass ich dir keine Zeilen schreiben kann, welche mehr aufmuntern... aber je eher du dich mit der (harten) Realität auseinander setzt, desto besser.

Liebe Grüsse
Marie
Antworten