Gedanke sich wichtig zu machen

[PrinzessinInsomnia]

Hallo ihr Lieben.
Ich hatte mich bereits kurz vorgestellt. Unter all meinen Zwangsgedanken und Handlungen: (Oberbegriff Kontroll-und Gesundheitszwänge)
ist mir der Zwangsgedanke, ich könnte garkeinen Zwang haben und mich nur wichtig machen wollen in der ambulanten Therapie in der Tagesklinik am hinderlichsten.
Rein objektiv betrachtet: Ich habe die Diagnose "Zwangsstörung", meine Therapeuten finden es ebenfalls richtig, dass ich in dieser Einrichtung bin und ich habe alles, was man als Symptom einer Zwangsstörung versteht.
Trotzdem geht mir der Gedanke nicht aus dem Kopf, das ganze zu "simulieren". Ich reflektiere jedes meiner Worte und überprüfe sie auf Richtigkeit. (Habe ich diesen Zwang wirklich, von dem ich erzähle? Bin ich berechtigt in dieser Einrichtung zu sein? usw.)


Kennt das jemand der hier Anwesenden? Wie geht ihr damit um?

Vielen Dank für Eure Erfahrungen und Ratschläge im voraus.

Alles Liebe von Insomnia.

[SHG]

Ich habe gerade nicht so viel Zeit zum schreiben, aber das möchte ich dir kurz rückmelden. Ich finde das klasse, dass du darüber schreibst, wie es mir mit der Anmeldung und dem Schreiben hier im Forum (also letztendlich, im Kontakt mit uns) geht. Das find ich immer besonders interessant, weil es direkter ist, als wenn man über seine Zwänge irgendwann irgendwo schreibt. Also, schön, dass du es gemacht hast und dich mitteilst.
Zu deiner Sorge, du könntest gar nicht zwangsgestört genug sein und die Therapie gar nicht dir entsprechen, würde ich sagen: Die Diagnose einer Zwangsstörung stellt ja letztlich jede/r auch für sich selbst - wenn mich meine Zwangsgedanken/-handlungen so stören, dass ich was dagegen machen möchte, habe ich die Diagnose, und wenn nicht, dann nicht. Und du wirst herausfinden, ob du von der Therapie profitierst, wenn, dann ist das die richtige Therapie für dich, wenn nicht, wirst du dir etwas suchen, was besser für dich passt um dein Leiden zu lindern.

[PrinzessinInsomnia]

Hallo SHG!
Erstmal vielen Dank für dein Feedback. Meine Gedanken kreisten schon viel um das Forum, da ich Angst hatte, z.B. jemanden auf die Füße getreten zu sein o.Ä. (Ich weiß ja selbst, dass das Mist ist und wollte mich damit auch nicht rückversichern )

Oh, von der Seite habe ich es noch nicht betrachtet. Es ging in meinem Kopf eher darum, es "richtig" zu machen und nicht darum, wie es mir dabei geht. Mir bringt der Aufenthalt enorm viel, auch wenn es unheimlich anstrengend ist, sich mit sich selbst und seinem Kopf-Wirrwarr zu beschäftigen.
Ich bin aber in den 4 Wochen sehr weit gekommen und verstehe nun auch, was mich da seit Jahrzehnten beschäftigt. Es liegen noch weitere 8 Wochen vor mir und bin guter Dinge noch mehr über meine Zwänge zu lernen. Vor allem, damit umzugehen und auf ein erträgliches Maß zu reduzieren bzw. einzudämmen. Ich möchte wieder ohne Angst arbeiten gehen und am sozialen Leben teilnehmen.

Ich bin auch sehr froh, dass es ein solches Forum gibt und freue mich auf einen Austausch mit euch allen

Alles Liebe von Insomnia

[SHG]

Es ist auch ok, mal jemandem auf die Füße zu treten - das passiert nur demjenigen nicht, der es nie wagt zu tanzen. Und auch mal etwas Angst zu haben ist ok - ich mache Dinge auch, obwohl ich weiß, dass ich mich dabei mit meinen Ängsten konfrontieren muss. Schau gut auf dich - achte gut auf dich - Therapie kann echt sehr anstrengend sein, erlaube dir auch, es dir mal leichter zu machen - auch das kann manchmal noch mehr bringen als das harte Kämpfen. Und weil ich gerade lese, wie du dieses Thema eingeleitet hast - mache dich ruhig ein bisschen wichtiger, das darfst du dir wert sein.

[PrinzessinInsomnia]

Danke für deine Worte!
Ich habe Momentan "Beppo den Straßenkehrer" aus dem Buch Momo vor Augen:
"Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.
Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein."

Das versuche ich mir vor Augen zu halten und auch ein wenig milde mit mir walten zu lassen.

[SHG]

In dem Buch “Achtsamkeit“ von Alois Burkhard und Juliane Stern wird diese Passage auch erwähnt. Mir tut es auch gut, mir so etwas immer wieder zu vergegenwärtigen.

[PrinzessinInsomnia]

Ich höre mir in meiner Schlaflosigkeit gerne Hörbücher an. Es gibt soviele Texte die Kraft geben

[SHG]

Ja, stimmt. Da sind oft viel freundlichere, nachsichtigere einfach nettere Texte, als das, was ich so mit mir selbst denke.

[PrinzessinInsomnia]

Ohhhhja. Das ist auch meine nächste Baustelle.

[SHG]

Ich versuche(!), in so manchem gar nicht mehr so ein großes Problem zu sehen. Das Lesen von so Texten ist vielleicht bisschen wie Sprache lernen.. Also schöne Nacht mit mehr oder weniger Schlaf - so, wie es einem gerade überkommt hinnehmen. Es hilft eh nichts, wenn man es gerne anders hätte.