Frage an die Partner von Zwangskranken

Fisch007
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Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von Fisch007 »

Hallo an alle hier im Forum,
ich habe mal eine Frage an die Partner von Zwangskranken:
Wie könnt ihr die Zwangserkrankung eures Partners mit eurer Arbeit/Beruf vereinbaren?
Hintergrund:
Meine Frau hat seit über 15 Jahren Zwänge. Alles, was sie tut, läuft nach bestimmten Regeln und einem Zeitplan ab. Diese Regeln und der Zeitplan müssen auch ziemlich exakt eingehalten werden. Viel Spielraum für Abweichungen gibt es nicht. Sobald sie nur die kleinste Vermutung hat, dass sie ihre Vorgaben nicht einhalten kann, wird sie nervös, ängstlich, z.T. auch aggressiv.
Hier komme ich nun (bzw. meine Arbeit) ins Spiel.
Normalerweise lasse ich sie so werkeln, wie sie möchte, ich weiß ja, dass sie nicht anders kann. Ich setze sie nicht unter Druck, dass sie sich ändern soll, aber ich lasse mich von ihr auch nicht mit in den Zwang ziehen.
Nun gibt es aber Situationen, die ich nicht beeinflussen kann, z.B. bei der Arbeit. Wenn der Arbeitgeber Überstunden anordnet oder Samstagarbeit, muss ich dem ja folgen. Für meine Frau bedeutet es aber, dass sie ihre Regeln und Pläne nicht so umsetzen kann wie gewünscht. Folge: Stress, Streit, sie bekommt wieder Ängste, dass sie alles nicht schafft (das war ursprünglich der Auslöser der Zwänge).
Für mich bedeutet das, dass ich so eigentlich nicht arbeiten gehen kann, zumindest an solchen Tagen mit Überstunden etc. Ich will ja nicht, dass der Zwang wieder schlimmer wird. Andererseits, wo gibt es noch Jobs ohne Mehrarbeit ?
Kennt ihr auch solche Situationen und wie geht ihr damit um ?
Danke für eure Antworten !
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OCD-Marie
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von OCD-Marie »

Fisch007 hat geschrieben: Fr 10. Jan 2020, 07:53 Ich setze sie nicht unter Druck, dass sie sich ändern soll, aber ich lasse mich von ihr auch nicht mit in den Zwang ziehen.
Fisch007 hat geschrieben: Fr 10. Jan 2020, 07:53 Für mich bedeutet das, dass ich so eigentlich nicht arbeiten gehen kann, zumindest an solchen Tagen mit Überstunden etc.
...also lässt du dich doch in ihren Zwang ziehen... :?
Fisch007
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von Fisch007 »

Deswegen habe ich "eigentlich" geschrieben. Normalerweise gehe ich schon arbeiten, auch wenn meine Frau jammert. Ich gebe aber zu, dass mir das zunehmend schwerer fällt, weil ich, wie ich auch geschrieben hatte, Angst habe, dass der Zwang wieder verstärkt wird, wenn der Druck auf sie zu groß wird.
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OCD-Marie
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von OCD-Marie »

Naja, du merkst ja, wie schnell man zum Sklaven des Zwangs wird. Auch als Angehöriger...

Wie ist das eigentlich mit deiner Frau ? 15 Jahre sind ne lange Zeit. Was hat sie in dieser Zeit dafür getan, die Zwänge zu reduzieren ? Und was tut sie zur Zeit in dieser Hinsicht ? War sie mal in der Klinik ? In ambulanter Therapie ? Liest sie Selbsthilfe-Bücher ?

Wie haben sich die Zwänge über die Jahre bei ihr entwickelt - also im Hinblick auf deren Intensität ?
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SHG
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von SHG »

Der Arbeitgeber will was von dir. Die Frau (wobei ihr sagt ihr Zwang - das macht es noch komplizierter) will was von dir. Es beiden ganz recht zu machen, scheint sich für dich nicht wirklich gut auszugehen. Vielleicht helfen mal Kompromisse. Jedenfalls wirst du selbst Entscheidungen treffen müssen. Ich schätze dich, von dem was du geschrieben hast, auch als einen recht verlässlichen Arbeitnehmer ein (vielleicht auch bisschen übertrieben). Und, wie einem Betroffenen manchmal der Zwang anzeigt, dass man zu wenig auf sich selbst geachtet hat, so könnte es vielleicht auch indirekt der Zwang deiner Frau es für dich tun und auch deshalb willst du eigentlich nicht wirklich, dass ihr Zwang mehr wird. Ich möchte dich ermutigen, öfter mal nachzuspüren, was du selbst, ganz für dich selbst möchtest - weniger abhängig davon was dir der Zwang deiner Frau oder dein Arbeitgeber vorschreiben. Denn, wie geschrieben, leben die auch ein Stück weit davon, wieviel Beachtung wir ihnen geben. Um gesund zu bleiben/werden müssen wir mehr auf unsere innigsten Bedürfnisse und weniger auf erzwungenen Vorgaben achten.
Fisch007
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von Fisch007 »

@OCD-Marie
Natürlich hast du recht, ganz kann man nicht aus den Fängen des Zwangs entkommen. Aber mir ist wichtig, dass ich nicht ihre Zwangshandlungen mitmache. Wenn ich etwas tue, dann so, wie ich es für richtig empfinde (z.B. putzen). Und ich finde es gut, dass sie mittlerweile in der Lage ist, es auch zu akzeptieren, also sie putzt dann nicht mehr hinterdrein, weil ich es nicht gut genug gemacht habe.
Ansonsten beschäftigt sie sich nicht mehr damit, ihre Zwänge zu reduzieren. Sie will genommen werden wie sie ist. Sie hat vor ca. 9 Jahren eine stationäre Therapie gemacht, nachdem viele Versuche zuvor fehlgeschlagen waren. Diese Therapie war wirklich erfolgreich gemessen an dem, wie sie sich zuvor verhalten hat. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Zwänge eher zurückgehen. Aber in den von mir beschriebenen Situationen sind sie leider eben doch voll da.

@SHG
Ich habe ein paar Nachfragen an dich, weil ich nicht so richtig verstehe, wie du es meinst:
SHG hat geschrieben: Fr 10. Jan 2020, 21:17 Ich schätze dich, von dem was du geschrieben hast, auch als einen recht verlässlichen Arbeitnehmer ein (vielleicht auch bisschen übertrieben).
Was meinst du mit "übertrieben" ? Ich bin kein Arbeitstier, das morgens als erster kommt und abends als letzter geht. Aber was ich nicht mag, sind Leute, die das Wochenende durchfeiern und sich dann montags krank melden (zum Beispiel). Ich denke, man hat einen Arbeitsvertrag, und den sollte man so gut wie möglich erfüllen.
SHG hat geschrieben: Fr 10. Jan 2020, 21:17 Und, wie einem Betroffenen manchmal der Zwang anzeigt, dass man zu wenig auf sich selbst geachtet hat, so könnte es vielleicht auch indirekt der Zwang deiner Frau es für dich tun und auch deshalb willst du eigentlich nicht wirklich, dass ihr Zwang mehr wird.
Ich verstehe nicht genau, was du meinst. Glaubst du, dass sich eine evtl. Überforderung meinerseits auf die Zwänge meiner Frau auswirkt ? Bitte erkläre es mir.
SHG hat geschrieben: Fr 10. Jan 2020, 21:17 Ich möchte dich ermutigen, öfter mal nachzuspüren, was du selbst, ganz für dich selbst möchtest - weniger abhängig davon was dir der Zwang deiner Frau oder dein Arbeitgeber vorschreiben. Denn, wie geschrieben, leben die auch ein Stück weit davon, wieviel Beachtung wir ihnen geben. Um gesund zu bleiben/werden müssen wir mehr auf unsere innigsten Bedürfnisse und weniger auf erzwungenen Vorgaben achten.
Das hört sich so an, als ob ich mehr auf meine Bedürfnisse achten soll und die Forderungen von meiner Frau und dem Arbeitgeber weniger nachgeben soll. Bei meiner Frau mache ich das auch tatsächlich - wenn ich z.B. verreisen will und sie kann nicht mit (wegen Zwang), dann geh ich halt alleine. Aber beim Arbeitgeber glaube ich nicht, dass es gut ankommt, wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden.
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OCD-Marie
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo Fisch,
Fisch007 hat geschrieben: Sa 11. Jan 2020, 10:00 Aber mir ist wichtig, dass ich nicht ihre Zwangshandlungen mitmache. Wenn ich etwas tue, dann so, wie ich es für richtig empfinde (z.B. putzen).
Das ist gut ! Daran scheitert schon so manche(r) Angehörige(r)....
Fisch007 hat geschrieben: Sa 11. Jan 2020, 10:00 SHG hat geschrieben: ↑
Fr 10. Jan 2020, 21:17
Und, wie einem Betroffenen manchmal der Zwang anzeigt, dass man zu wenig auf sich selbst geachtet hat, so könnte es vielleicht auch indirekt der Zwang deiner Frau es für dich tun und auch deshalb willst du eigentlich nicht wirklich, dass ihr Zwang mehr wird.

Ich verstehe nicht genau, was du meinst. Glaubst du, dass sich eine evtl. Überforderung meinerseits auf die Zwänge meiner Frau auswirkt ? Bitte erkläre es mir.
Ich denke, was SGH damit meint ist einfach, dass der Zwang des Partners auch den Nicht-Betroffenen dazu zwingen kann, sich mehr mit sich selbst zu beschäftigen. Nicht weil man es möchte, sondern weil man mit Problemen konfrontiert wird, die anders nicht zu lösen sind...

Und deshalb möchte ich dir erst einmal mit weiteren Fragen "antworten":
Fisch007 hat geschrieben: Sa 11. Jan 2020, 10:00 Ansonsten beschäftigt sie sich nicht mehr damit, ihre Zwänge zu reduzieren. Sie will genommen werden wie sie ist.
Fisch007 hat geschrieben: Fr 10. Jan 2020, 07:53 Für mich bedeutet das, dass ich so eigentlich nicht arbeiten gehen kann, zumindest an solchen Tagen mit Überstunden etc.
Fisch007 hat geschrieben: Sa 11. Jan 2020, 10:00 Bei meiner Frau mache ich das auch tatsächlich - wenn ich z.B. verreisen will und sie kann nicht mit (wegen Zwang), dann geh ich halt alleine.
Wie geht es DIR eigentlich mit der Situation ?
Damit, dass dir deine Frau regelmässig (viell. täglich ?) Schwierigkeiten bereitet. Das Leben erschwert. Aber sie nichts weiter an ihrem Verhalten verändern will, weil sie eben so genommen werden will, wie sie "ist" ?
Damit, dass du inzwischen sogar Schwierigkeiten bekommst/siehst, ganz normal deiner Arbeit nachzugehen ?
Damit, dass du am Ende öfter auf dich alleine gestellt bist - sogar alleine verreisen musst ?
Und das sind jetzt nur drei Beispiele. Ich denke, da findet sich noch manches mehr...

Wie ist das für dich ? Welche Gefühle lösen diese Situationen in dir aus ?
Und was wünschst DU dir eigentlich von eurer Partnerschaft ?
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SHG
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von SHG »

Ich habe die Situation so verstanden: Du willst mehr arbeiten, als sie will, dass du arbeitest. Du sagst, du kannst nicht so wenig arbeiten, wie sie es möchte, wegen deinem Boss. Und das, was sie will, wird vom Zwang bestimmt. Damit scheint es für mich so, dass das, was du letztlich machst, zu wenig von dem bestimmt ist, was du willst und was dir gut tut, und zuviel von den Übermächten Chef und Zwang. Ob das so ist, weißt oder eher spürst du besser als ich natürlich. Jedenfalls würde ich empfehlen, dass du weniger versuchst am Zwang deiner Frau zu “arbeiten“ und auf dich/eöuch schaust.

Marie, hast du die Erfahrung gemacht, dass so etwas wie “Ach, was tust du uns/mir mit deinen Zwängen nur Schreckliches an..“ recht hilfreich ist? Ich würde sagen gegenüber jemandem, der sich selbst als zwangsgestört sieht eher nicht.
Fisch007
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von Fisch007 »

@OCD-Marie
Ich habe keinen Hass oder Wut auf meine Frau. Ich werfe ihr die Krankheit nicht vor, sie kann nichts dafür, dass sie krank geworden ist. Ich kritisiere sie nicht, weil sie keine weiteren Anstrengungen unternimmt, den Zwang zu minimieren - was würde dies auch schon bringen ? Zumal es ja auch keineswegs sicher ist, eine Reduktion des Zwanges zu erreichen.
Ich versuche, sie so anzunehmen, wie sie ist, auch wenn dies nicht immer einfach ist. So wie man den Partner, falls er durch Unfall oder Krankheit plötzlich körperlich eingeschränkt sein sollte, auch nicht einfach - bildlich gesprochen - "entsorgen" sollte, auch wenn eine Trennung oft als der einfachste Weg erscheint (ich lese so viele negative Untertöne aus deinem Post heraus, als ob du insgeheim zu einer Trennung raten würdest - sorry falls ich falsch damit liege).
Bzgl. "normal" arbeiten gehen - auch für mich ist es nicht "normal", zusätzlich zu einer 40 Std.-Woche auch noch Überstunden und Samstagsarbeit leisten zu müssen, zumal diese Mehrarbeit ja (zumindest bei meinen beiden letzten Arbeitgebern) ausschließlich auf die Unfähigkeiten der Vorgesetzten zurückzuführen sind. (Teile fehlen, zu spät bestellt, Kunde wollte Liefertermin der voraussehbar unter normalen Bedingungen nicht einhaltbar war etc.)
Ich könnte mir vorstellen, dass es hier auch Probleme mit einem "normalen" Partner gibt, die dann aber nicht in Ängsten und Überforderung enden.
Ich ärgere mich eher darüber, dass es bis heute keine gesetzliche Regelung gibt, welche es Kinder erziehenden, Alte pflegenden oder eben Leuten wie mich, die einen kranken Menschen zu Hause haben, es ermöglicht, dies besser mit der Arbeit zu verbinden.
Bzgl. verreisen - es ist schade, wenn sie nicht mit kann, aber ich verzichte deswegen nicht darauf. Manchmal klappt es ja doch und das ist dann wie ein kleiner Hoffnungsschimmer.
Insgesamt wünsche ich mir, dass es mit unserer Partnerschaft wieder bergauf geht - kleine Anzeichen gibt es, wo sie etwas dem Zwang entsagen kann und auch mal "fünfe grade" lassen kann.
@SHG
ich WILL nicht mehr arbeiten, ich MUSS. (siehe auch oben was ich bei OCD-Marie geschrieben habe). Insofern würde es mir tatsächlich gut tun, wenn ich weniger (also nur die normale Arbeitszeit ohne Mehrarbeit) arbeiten könnte. Nur sehe ich keine Möglichkeit, dies bei meinem Arbeitgeber durchzusetzen.
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OCD-Marie
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo Fisch,

jetzt hast du viel geschrieben - bist den Antworten auf meine Fragen jedoch geschickt ausgewichen.
Ich habe nicht danach gefragt, was du versuchst oder tust.
Ich habe gefragt, wie es dir damit geht. Was du fühlst. Was du dir wünschst.

Du sagst nur, du hast weder Hass noch Wut. Du findest nur manches "schade" (also bist du vermutlich manchmal traurig).
Und du wünschst dir, dass es mit der Partnerschaft "wieder bergauf geht". Das ist eine sehr neblige Formulierung. Was bedeutet das konkret ? Mehr Zeit füreinander ? Weniger Stress ? Mehr gemeinsame Aktivitäten ? ... ?
Und wo siehst du eure Partnerschaft derzeit. Wenn es wieder "bergauf" gehen soll ? Auf halbem Weg ins Tal - oder doch schon ganz weit unten in der Schlucht ?
Fisch007 hat geschrieben: So 12. Jan 2020, 10:20 Manchmal klappt es ja doch und das ist dann wie ein kleiner Hoffnungsschimmer.
[...] kleine Anzeichen gibt es, wo sie etwas dem Zwang entsagen kann und auch mal "fünfe grade" lassen kann.
Weisst du, auf der einen Seite ist es ja schön, wenn es kleine Hoffungsschimmer gibt. Aber gleichzeitig sind diese "Hoffnungsschimmer" auch süsses Gift für dich !

"Süss", weil vermeintlich positiv für dich.
Und "Gift", weil diese Erfahrungen eine Art von Abhängigkeit, von Sucht bei dir erzeugen. Das ist ähnlich wie bei Frauen, die von ihren Partnern geschlagen und misshandelt werden. Da sagen die Partner oftmals danach, wie sehr ihnen alles leid tut. Und dass sie sich bessern wollen. Und manchmal tun sie das auf für eine gewisse Zeit. Die Frauen haben auch die Hoffnung, dass die Partnerschaft besser wird. Und sie wünschen es sich oft so sehr. Doch dann passiert es wieder. Und der Kreislauf beginnt von vorne.... Viele fahren jahrelang auf dieser Achterbahn aus Schmerz, Leid und Hoffung... Und vielen fällt es schwer, auszusteigen. Weil, es scheint sie ja zu geben, diese Hoffungsschimmer...

Du schreibst von "negativen Untertönen". Nein, negativ nicht. Kritisch sehr wohl !
Zu einer Trennung raten tue ich dir nicht. Es ist dein Leben. Es ist an dir, die Anworten auf die Fragen deines Lebens zu geben. Ich kann dir höchstens sagen, welche Antworten ich geben würde.

Du hast schon recht. Es ist keineswegs sicher, dass man den Zwang reduzieren kann. Aber oftmals gelingt das.
Wenn ich jedoch nicht an mir arbeite, dann habe ich hingegen nahezu die Sicherheit, dass sich auch nichts ändern wird. Dann wird alles weitgehend so bleiben wie es ist. Und oftmals wird es mit der Zeit noch schlechter.
Das ist die Realität, der du ins Auge sehen solltest. Hoffnungen und Wünsche alleine bringen hier niemanden weiter...

Weisst du, der Punkt ist, dass man psychische Krankheiten nicht ohne weiteres mit körperlichen Gebrechen gleichsetzen kann. Wenn das Bein ab ist, dann wächst es nicht mehr nach. Ängste und Depressionen - das ist ein Verhalten. Und daran kann man arbeiten.
Und wenn du es doch vergleichen möchtest. Angenommen, jemand verliert beide Beine. Dann ist es das Eine, zu sagen: "Ich habe keine Beine mehr. Ich kann nicht mehr laufen. Nimm mich wie ich bin und bringe mir das Essen ans Bett."
Nein ! Da kann man immer noch lernen, mit dem Rollstuhl zu fahren oder Prothesen zu benutzen. Man kann immer noch etwas tun !

Denn Partnerschaft lebt von beiden. Nicht nur von einem.

Wenn zu mir mein Mann sagen würde: Ich habe ausgeprägte Zwänge. Ich will nicht mehr daran arbeiten. Nimm mich gefälligst wie ich bin. Weisst du, wie es mir damit gehen würde ? Ich würde kotzen ! Weil er damit letztlich zum Ausdruck bringt, dass es ihm egal ist, wie es mir mit der Situation geht. Und weil er offenbar kein Interesse daran hat, dass die Situation wieder besser wird...

Mit ausgeprägten Zwängen einfach zu sagen "Nimm mich so wie ich bin !" ist keineswegs reif und konstruktiv. Das ist kindisch und dysfunktional.

Ich wäre ziemlich wütend darüber, dass ihm so wenig an uns liegt.
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