Frage an die Partner von Zwangskranken

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SHG
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von SHG »

Würdest du dich, wenn dein Mann Überstunden machen würde, obwohl er eigentlich nicht will, auch so aufregen?
Fisch007
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von Fisch007 »

@OCD-Marie
bei meinem Post hat sich ein Fehler eingeschlichen. Es hätte heißen sollen "...dass es weiter bergauf geht", nicht wieder. D.h. ich habe das Gefühl, dass vieles sich zum Positiven ändert und wir die Talsohle durchschritten haben, wenn auch sehr sehr langsam. Auch den von dir beschriebenen Achterbahneffekt kann ich bei uns nicht feststellen.
Natürlich kann man - theoretisch - über eine weitere Therapie evtl. eine Verbesserung erreichen. Ob diese aber tatsächlich eintritt und wie lange sie anhält kann nicht vorhergesagt werden. Auch hier droht der Achterbahneffekt. Vor allem muss der Kranke aber bereit sein, sich darauf einzulassen. Meine Frau ist derzeit definitiv nicht bereit, sich auf eine weitere Therapie einzulassen. Jetzt kann ich so reagieren, wie du es tun würdest: Wütend sein, dem Partner unterstellen, dass er kein Interesse an der Beziehung hat (und ihn damit u.U. sehr verletzen könntest). Letztendlich müsstest du - wenn dein Partner auch nach deiner "Szene" immer noch keine Therapie machen wollte oder nicht die Kraft dazu hätte - so konsequent sein, dass du dich von ihm trennst.
Ich habe mich für einen anderen Weg entschieden, versuche meine Frau so anzunehmen wie sie ist und sie zu unterstützen, ohne selbst zu sehr in die Fänge des Zwangs zu geraten. Natürlich ist man da manchmal auch traurig und wünscht sich ein anderes Leben - wer tut das nicht - aber dann gibt es auch schöne Momente, wo der Zwang gar keine Rolle spielt, und das baut einen dann auch wieder auf und gibt neue Kraft.
Aber eigentlich schweifen wir auch viel zu weit von der Frage ab, die mich beschäftigt:
Wie kann man damit umgehen, dass man Überstunden/Mehrarbeit leisten muss und dies den (zwangskranken) Partner überfordert ?
Die Lösung, den Partner zu einer Therapie zu zwingen (wie soll das gehen), kann´s meiner Meinung nicht sein.
Den Partner einfach sitzen zu lassen und damit riskieren, dass bisher erreichte Verbesserungen wieder zunichte gemacht werden, auch nicht.
Noch Vorschläge ?
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OCD-Marie
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von OCD-Marie »

Ja Fisch,

seine Koffer zu packen kann eine gesunde Reaktion sein.

Noch Vorschläge ?
* Nun, du könntest deinem Arbeitgeber mitteilen, dass du künftig nur noch bereit bist, in Teilzeit zu arbeiten weil deine Frau sonst überfordert ist.
* Du kannst deinen Job auch ganz kündigen. In der Hoffung, du findest einen "Besseren".
* Oder du lässt die Arbeit gleich ganz und Ihr lebt künftig von Sozialhilfe. Deine Frau wird sich nie wieder überfordert fühlen - und ihr lebt glücklich bis an euer gemeinsames Ende.
* Wenn sie wieder mal "spinnt" gehst einfach mit nem Kumpel ein Bier trinken und machst dir klar, dass es IHR Job ist, damit umzugehen.
* Du kannst dir ne eigene Wohnung suchen und ihr tefft euch nur noch zum Urlaub und zum Sex....
* Du kannst die "schwierigen" Momente auch "ausblenden", indem du dich betrinkst oder Drogen nimmst...

Möglichkeiten gibt es da viele...

Die Frage ist doch: Was willst DU ???

Meine Meinung:
Wenn mein Mann die Probleme deiner Frau hätte. Und er so wie deine Frau nicht bereit wäre, an sich zu arbeiten.
Dann wär es nicht mein Problem, wenn ich mal später von der Arbeit nach Hause komme, als er "plant".
Das wäre dann SEIN Problem. Da müsste nicht ich lernen, damit umzugehen - sondern ER !

Denn mit allem anderen machst du dich aus meiner Sicht nur co-abhängig vom Zwang deiner Frau.

Und im Zweifel:
ist das Forum hier vielleicht nicht der beste Weg, das zu finden, was du suchst. Vielleicht wäre es besser, du holst dir den Rat einer Fachfrau/eines Fachmannes dazu ein.
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OCD-Marie
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von OCD-Marie »

SHG hat geschrieben: So 12. Jan 2020, 19:57 Würdest du dich, wenn dein Mann Überstunden machen würde, obwohl er eigentlich nicht will, auch so aufregen?
Was hat das eine deiner Meinung nach mit dem anderen zu tun ?
Kann man das wirklich 1:1 vergleichen ?
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SHG
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Re: Frage an die Partner von Zwangskranken

Beitrag von SHG »

1:1 vergleichen kann man im Leben fast nie etwas. Der aktuelle Konflikt ist eben der, dass er mehr arbeiten sollte. Natürlich könnte er dann bei allem, was ihr nicht passt, sagen, dass er ja eh schon so wg. ihren Zwängen leidet.. (ich schätze ihn allerdings nicht so ein, nach seinen Schilderungen, aber die Gefahr besteht, v.a. wenn sie wg. ihrer Zwänge verurteilt wird). Menschen/Partner die nicht an Zwängen selbst erkrankt sind können sich oft schwer vorstellen, wie das möglich ist, dass der Betroffene einfach nicht anders kann. Und solche Situationen, wo auch er selbst etwas tun muss, was er eigentlich nicht will, könnten ihm eine Vorstellung davon geben, wie sich störende Zwänge so anfühlen. Wie intensiv sie selbst an ihren Zwängen leidet, geht allerdings für mich aus den Schilderungen (ich habe sie auch nicht so genau gelesen) nicht klar hervor. Er möchte, dass sie nicht mehr werden und fühlt sich schon recht belastet dadurch. Ich halte auch nicht soviel davon, darüber zu spekulieren, wie es ihr geht, was sie (nicht) will/kann oder sollte. Er sollte sich darauf konzentrieren, dass er gesund bleibt und als Arbeiter, Partner,.. so lebt, wie das für ihn passt.

Ich kann auch nicht ganz nachvollziehen, warum du bei Zwängen gar so streng reagierst. Ich denke mir, du möchtest damit motivieren (vielleicht auch dich selbst), sich von ihnen nicht noch mehr vereinnahmen zu lassen und das finde ich auch ok. Wir sollten uns schon bewusst machen, welches Leiden sie verursachen. Dazu gibt es aber noch etwas, was viel Leiden verursachen kann - das sind harte Verurteilungen. Ich denke, es gibt viele Menschen mit Zwängen, die, wenn sie ihre Gedanken beobachten, merken, wie sie sich ständig abwerten, tadeln, verurteilen, an sich selbst zweifeln, auffordern zu mehr als im Moment gerade möglich ist - darüber nachdenken, was früher falsch war und wie sie eigentlich sein sollten, damit sie in Ordnung wären. Ich finde deine kraftvollen Ermutigungen auch gut und wünsche dir, dass du auch erkennst was gut ist. Auch Anerkennung und Liebe können sehr kraftvoll sein.
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