[Coronavirus]

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SHG
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[Coronavirus]

Beitrag von SHG »

Wenn ich über CoV2/COVID-19 schreibe, werde ich das nur noch in diesem Thread tun und sonst keinem, damit jede/r für sich entscheiden kann, ob er/sie von mir über das Thema hier lesen möchte.
Ich habe mir mal zusammengeschrieben, was ich in letzter Zeit so darüber gelesen, gehört, gedacht habe..

UNSICHERHEIT und PERFEKTION
In solche schweren Zeiten sollten wir besonders nachsichtig mit uns sein, was es anbelangt nicht unbedingt die perfekte Genesung unseres Zwangen voranzutreiben oder zu erhalten.
Wir haben den Vorteil, dass wir bei der Behandlung gegen Zwänge bereits Werkzeuge kennen gelernt haben, die uns helfen besser mit Unsicherheit und Ängsten umzugehen. Es ist nun mal so (was nicht heißt, dass sich das nicht ändern darf), dass wir etwas wahrnehmen und ihm Bedeutung geben, was anderen gar nicht auffällt – seien es nun Kontaminations-Ketten beim Einkaufen oder mögliche Symptome die auf den Beginn eines schweren Krankheitsverlaufs hinweisen könnten. Es geht darum, mit einer gewissen Unsicherheit und mit Unklarheiten bzw. Graubereichen, dahingehend was schon noch „erlaubt“ ist, trotzdem es ev. ein minimales Risiko birgt, umzugehen – auch selbstfürsorglich. Eine vom Händewaschen kaputte Haut ist auch nicht gesund und ständige Angst oder gestresst sein, weil man sich nichts Ausgleichendes mehr gönnt nicht förderlich für die Psychohygiene und damit auch nicht für eine adäquate körperliche Immunabwehr.

VERNÜNFTIG vs. ÜBERTRIEBEN – was ist im Bereich des Möglichen?
Wir sollten versuchen zu spüren, was wir zwanghaft machen. Wenn wir einen starken Drang spüren oder verkrampft versuchen, ein ungutes Gefühl unbedingt gleich loszuwerden, wird das wohl vom Zwang kommen. Wenn es heißt, man sollte möglichst darauf achten, dass.. dann kann uns passieren, dass wir unmögliches von uns selbst abverlangen. Wenn unsere vermeintlichen Vorsichtsmaßnahmen mit (unserem eigenen) körperlichen oder psychischen Schaden einhergehen, ist das zu viel – dann lässt sich die Handlung von uns vielleicht gerade noch irgendwie ausführen – aber in Wahrheit ist das nicht mehr menschlich, was wir da von uns selbst fordern (wenn meine Haut, mein Schlaf geschädigt ist, wenn ich jeden Handgriff abwäge, wenn ich am Verzweifeln bin, .. ist das unerträglich).

VERWANTWORTUNG und SCHULD
Wir sollten uns und auch nicht den eigenen Zwang dafür verantwortlich machen, dass wir uns in so einer Zeit nicht wohl fühlen – es können harte Zeiten sein momentan für jeden.

INFORMATIONEN und LÄRM
Versuchen das Lesen über CoV2 zu limitieren, so wie es für einen nachhaltig gut passt – z.B. nur von einer guten Informationsquelle nur eine bestimmte Zeit täglich. Versuch wir zu unterscheiden, was sinnvolle Informationen oder Signale sind, die notwendig sind zu beachten und was ist viel unproduktiver Lärm, der einen nicht mehr weiter bringt sondern nur verwirrt und Energie nimmt (So ein Lärm kann sich auch gedanklich abspielen – versuchen wir dann ruhig uns mal davon abzulenken oder ihn mal bewusst zu beobachten – z.B. „Aha, da ist wieder dieses gedanklich kreisen um ein Thema und ich versuche da angestrengt eine Lösung zu finden – gibt es da überhaupt eine klare Lösung, wie ich das gern hätte?..).

Reaktionsmanagement ohne EXPOSITION ist auch eine Möglichkeit, weiter zu üben bzw. d’ran an der Genesung zu bleiben. Es kann auch Expositions-Training sein, sich an die momentan geltenden Leitlinien zu halten, ohne Vorsichtsmaßnahmen darüber hinaus. Mir ist allerdings schon bewusst, dass die Leitlinien auch so formuliert sind, dass sie entweder so schwammig sind, dass nicht klar ist, wie man sich konkret verhalten sollte bzw. so beschränkend, dass es so gut wie nicht möglich ist, sie alle zu 100% einzuhalten. Wir dürfen uns auch klar machen, dass die Leitlinien bestimmt anders formuliert wären, wenn sie für Zwangspatienten geschrieben wären.

Was kann alles ausufern?
Nachforschen bzgl. CoV2, Vorausplanen bzgl. zukünftige Entscheidungen, Versuchen sich oder andere zu 100% nicht anzustecken (es geht immer „nur“ darum Wahrscheinlichkeiten zu mindern), die Maßnahmen strikt einzuhalten und sich danach nicht wieder abzugewöhnen


Sollte ich die Pandemie überleben, muss das nicht heißen, das wieder alles wie zuvor sein muss. Jede besondere Situation kann auch dafür genutzt werden gute Veränderungen beizubehalten.
Und sollte ich daran sterben, so möchte ich meine letzten Wochen auch noch gut gelebt haben.
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SHG
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Waschen und Hautgesundheit

Beitrag von SHG »

Ich möchte ein wenig konkreter werden.
Da ich mich frage, wie es sich vereinbaren lassen sollte, wie man die derzeitigen Empfehlungen zum Händewaschen einhält und sich eine einigermaßen gesunden Haut erhält, zitiere ich die (meines Erachtens durchaus dem dzt. Stand der Wissenschaft entsprechende) Aussage eines leitenden Lungenfacharztes zur möglichen Ansteckung über Essensverpackungen:

"...Ausgeschlossen sind Infektionswege über Oberflächen nicht. Regelmäßiges Händewaschen kann hier eine vorbeugende Wirkung haben. D.h. vielleicht nach dem Auspacken solcher Produkte, nach der Entsorgung der Verpackung sich die Hände zu waschen ehe man dann das Essen zubereitet, das ist jedenfalls sehr empfehlenswert und man kann da einen wesentlichen Beitrag zur Risikominimierung leisten.
30 Sekunden Händewaschen ist ein Faktor, vielleicht muss man gar nicht die Zeit unbedingt erhöhen – die wirklich ganz akribische Reinigung aller Stellen an den Händen ist vielleicht noch wichtiger – Fingerzwischenräume, Handinnenseite und -rückseite gründlich reinigen. .."

Eine Ansteckung ist ja ein einmaliges Ereignis somit müsste man jedes Mal so vorgehen und nicht ab und an und dazu kommen noch die Vorsichtsmaßnahmen, die man sowieso einhalten sollte - ich denke ihr versteht was ich meine. Das geht sich meiner Erfahrung nach schlicht nicht aus. Ich habe jetzt begonnen alles, auch Gebäck.. mit Besteck zu essen oder fasse es nur mit Taschentuch an, damit ich mir nicht so oft die Hände waschen muss. Aber das ist auch mitunter sehr kompliziert

Hat schon jemand von Therapeuten, Ärzten,.. da eine gute Stellungnahme bekommen oder gibt es z.B. vom Beirat der DGZ Empfehlungen. Ich weiß schon, dass da auch niemand sagen darf, man solle sich nicht an die gültigen Leitlinien halten, aber wie kann man als Zwangspatient ohne Verzweiflung schaffen?
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SHG
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SchonWaschGang

Beitrag von SHG »

Leider gehen momentan Beiträge nicht mehr nachträglich zu ändern kurz nachdem sie veröffentlicht sind. Ich wollte noch ergänzen, dass ich natürlich auch sehr dankbar wäre, wenn jemand schon selbst einen guten Weg gefunden hat damit umzugehen und das mitteilen möchte.
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admin_zf
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Re: SchonWaschGang

Beitrag von admin_zf »

Hallo SHG,
SHG hat geschrieben: Fr 3. Apr 2020, 09:58 Leider gehen momentan Beiträge nicht mehr nachträglich zu ändern kurz nachdem sie veröffentlicht sind.
kurzer technischer Hinweis:
Ich habe vor einiger Zeit die Einstellungen im Forum geändert, sodass eigene Beiträge selber nur noch 1 Stunde nach Erstellung geändert werden können. Es kann sonst etwas unübersichtlich werden, wenn bereits Antworten auf einen Beitrag existieren. Die Forensoftware kann leider nur anzeigen, dass ein Beitrag geändert wurde, nicht aber, was sich geändert hat.

Viele Grüße

Franz
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SHG
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Digitale Perfektion

Beitrag von SHG »

geht klar, danke für die Info! Ich lese manchmal meine eigenen Beiträge nochmal um mir das Geschriebene selbst wieder zu vergegenwärtigen und da fallen mir dann öfter Tippfehler oder Rechtschreibfehler auf, seltener auch Ausdrucksverbesserungen, die ich dann gerne ausbessern möchte, oder eben wie hier, dass ich nochmal drüber nachdenke und ergänzen möchte - also bitte ich die Leser darum, hier nicht zu pingelig zu sein, mir ist manches selbst im Nachhinein aufgefallen. Bei wesentlicher Inhaltlicher Änderung, insbesondere wenn bereits geantwortet wurde (was dzt. leider ohnedies selten vorkommt), würde ich einen neuen Beitrag schreiben.
Bei der Gelegenheit möchte ich mich auch wieder mal über die stete, hervorragende Administration des Forums lobend äußern - das ist wirklich perfekt gemacht und gerade in solchen Zeiten, in denen wir weniger in direkt körperlich anwesendem Kontakt mit anderen sein können, ein klasse Hilfsmittel, das ich nicht missen möchte.
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admin_zf
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Re: [Coronavirus]

Beitrag von admin_zf »

Vielleicht sind die 60 Minuten gerade für ein Zwangsforum etwas zu klein angesetzt, habe es jetzt auf 24 h erhöht. :) Ich wollte vermeiden, dass vor allem Uralt-Beiträge komplett verändert werden.

Danke auch für das Lob! :)
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SHG
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Entscheidungen

Beitrag von SHG »

Bzgl. Händewaschen und Verpackung:
Ich habe mit einem erwachsenen Mitbewohner darüber gesprochen. Er hat keine Zwangsstörung und ist ein vernünftiger, intelligenter Mensch. Ich habe ihn gefragt, wie wir das handhaben – ob wir nun nach dem Anfassen von Waren aus dem Geschäft, uns die Hände waschen, bevor wir etwas anderes, wie Türgriffe berühren. Nicht um die Verantwortung an ihn abzugeben (allenfalls mit ihm zu teilen), sondern auch, weil, wenn nur ich es mache und er nicht, bleiben die danach angefassten Gegenstände ohnehin nicht rein und damit ist es auch zwecklos, wenn ich jedes Mal die Hände wasche. Es war für ihn gar nicht so leicht zu verstehen, wie das gemeint sein sollte – mein Eindruck war, er hatte sich diesen Kontaminationsweg noch gar nicht so überlegt: von Packung auf Hand, auf Türgriff, dann wieder von Türgriff auf Hand, auf Essen das man dann in den Mund nimmt in den Rachen. Es hat ihn dann gar nicht so recht interessiert, sich das ausführlicher und länger zu überlegen. Die Reaktion war in etwa: Ja, wir können uns nachdem der Einkauf in Kühlschrank und Kästen eingeräumt ist die Hände waschen. Und als ich nachhakte, ob er schon versteht, wie ich das meine – dass es mir eben auch darum geht beim Essen Packungen zu berühren und dann mit den Händen Gebäck, Schokolade.. zu essen, war die Reaktion: das ist einfach nicht durchführbar.
Ich finde das mal ok und werde mir noch überlegen, wie ich das weiterhin handhabe, wobei ich auch dem Tipp in dem YT-Video, das ich zuletzt verlinkt habe was abgewinnen kann: nicht all zu viel Zeit/Energie zu verwenden mit Abwägungen, was nun vernünftig sei und was nicht. (Danke trotzdem an den geschätzten Admin für die Zeitverlängerung zum Ausbessern - ein Groß/Klein-Schreibfehler ist mir in meinem letzten Beitrag schon wieder aufgefallen)

Letzten Endes wird es nicht ausbleiben, dass wir selbst Entscheidungen treffen müssen - und das fällt uns vielleicht manchmal schwerer, als anderen (selbst das stimmt eher nicht: ich denke, dafür, was wir alles bedenken und mit welchen Ängsten wir konfrontiert sind, sind wir oft viel mutiger im Entscheiden, als andere). Das werden die Ersteller der Leitlinien und auch keine Therapeuten oder Hilfesteller für uns machen.. auch weil sie mit der damit einhergehenden Verantwortung wsl. überfordert wären.
Ich will nicht sagen, dass ich das was gerade los ist vorausgesehen habe und auch nicht, dass Zwangspatienten nicht in mancher Hinsicht übervorsichtig sind und dadurch Leid verursachen - aber übermäßig viele Menschen haben diese Gefahr, die uns jetzt zu schaffen macht, auch nicht richtig eingeschätzt - nämlich unterschätzt und ich wünschte, das würden jetzt auch einige von ihnen beherzigen.
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michael_m
Beiträge: 613
Registriert: Di 17. Apr 2018, 20:01

Re: [Coronavirus]

Beitrag von michael_m »

Hallo SHG,

vielen Dank für deine interessanten Beiträge in diesem Thema!

Ich habe das derzeitige Glück, dass ich keine Waschzwänge habe. Aber ich weiß, dass hier eine Quelle lauert, die gerne ein neuer Zwang werden möchte.

Zur Zeit bin ich aber was das angeht, entspannter als durchschnittlich/"gesunde" Menschen. Ich verwende z. B. kein Desinfektionsmittel (Ausnahme: nach dem Skinpicking an den "behandelten" Stellen, das ist aber eine alte Verhaltensweise von mir) und auch das Händewaschen versuche ich nicht komplett zu übertreiben.

Mich als Kontrollzwänger würde es aktuell sehr stark reizen, mit der Stoppuhr die Hände zu waschen (damit die Zeit stoppen, nicht die Uhr als Wasserersatz ;)). Aber ich versuche, wie du oben den Experten zitiert hast, mehr auf eine gründliche Durchführung zu achten, als auf die genaue Zeitdauer.

Wenn ich z. B. vom Einkaufen komme, wasche ich mir schon immer als erstes die Hände. Für mich als Kompromiss, wasche ich nun, nachdem ich meinen Einkauf eingeräumt habe, noch einmal (etwas kürzer) die Hände. Dabei belasse ich es aber. Also ich betrachte die Sachen, die ich eingeräumt habe, danach als "nicht kontaminiert". Wobei ich zugeben muss, dass mir da trotzdem manchmal Gedanken hochkommen, dass sich da Krankheitserreger befinden könnten.

Wie geschrieben: Ich habe bisher keine Wasch-/Kontaminationszwänge, insofern fällt es mir auch leichter, das Ganze nicht zu übertreiben ...
Ich habe dafür aktuell an anderen (Zwangs-) Baustellen mehr zu kämpfen, als ausgleichende Gerechtigkeit sozusagen. ;)

LG, Michael
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Anne
Beiträge: 5
Registriert: Sa 4. Apr 2020, 23:37

Re: [Coronavirus]

Beitrag von Anne »

Hallo.

Ich war bis jetzt immer nur eine stille Mitleserin....
Aber die derzeitige Situation empfinde ich schon als sehr erschreckend. Ich habe das Gefühl, in einem schlechten Traum gefangen zu sein. Und das nervt mich extrem.

Kurz zu mir: ich bin 35 Jahre alt und leide seit 2008 an Waschzängen. Nach einer ambulanten Therapie ging es mir bis Ende 2012 relativ gut. 2013 hatte ich dann einen "Rückfall" und war für 3 Monate in stationärer Behandlung. Bis Ende 2017 lief dann zum Glück alles erstmal wie gewünscht: Master Studium beendet, mit meinem Freund zusammengezogen, erster Job, Heirat... alles lief doch eigentlich gut... Anfang 2018 war ich leider ein 2. Mal für 2 Monate in stationärer Behandlung, daraufhin noch 2 Monate in einer Tagesklinik und danach bis heute in ambulanter Therapie. So heftig wie da hatte es mich noch nicht vorher erwischt. Seit 2018 bin ich nun krank geschrieben. Da ich als Selbstständige gearbeitet habe, bekomme ich kein Arbeitslosengeld und kein Krankengeld. Ich lebe somit seit 2 Jahren von meinen Ersparnissen, von der Unterstützung meines Mannes und meiner Eltern. Auch musste ich die Kosten für die Klinik selbst tragen (das Verfahren mit der Krankenkasse läuft immer noch).

Und seit Anfang des Jahres geht es mir eigentlich wieder so gut, dass ich wieder durchstarten wollte. Dieses Jahr sollte mein Jahr werden. Neue Arbeit und Kinderplanung und vieles mehr.
Und jetzt?!? Steht alles still. Es ist wie ein schlechter Scherz. Vieles, was ich so mühsam durch Expositionen umgelernt habe, wird jetzt empfohlen, zu machen. Die mühsam zurückgewonnene Freiheit wird mir einfach wieder entrissen.
Ich habe solche Angst, dass die letzten beiden Jahre umsonst waren und ich durch die jetzige Situation wieder komplett zurückgeworfen werde... Ich habe zum Glück meinen Mann, der für mich da ist, aber sein Beruf trägt derzeit auch nicht gerade zu meiner Beruhigung bei: er ist im Rettungsdienst tätig und hatte heute während der Arbeit zum ersten Mal Kontakt mit einem COVID-19-Patienten.

Ich fühle mich derzeit so hilflos und verloren. Versuche mit aller Kraft, das Erlernte beizubehalten, aber wenn alle um einen herum sich so "zwanghaft" verhalten, fällt es mir sehr schwer und ich merke wie sich der Kobold in meinem Kopf immer wieder bemerkbar macht. Ich fühle mich so erschöpft und kraftlos. 2 Jahre harter Kampf mit vielen Höhen und Tiefen liegen hinter mir und jetzt das... es fühlt sich gerade einfach nur so ungerecht an.
maprilia
Beiträge: 9
Registriert: So 16. Feb 2020, 23:03

Re: [Coronavirus]

Beitrag von maprilia »

Hallo Anne,

sehr schön, dass mit dem erstmal nur still mitlesen, war bei mir auch so. Das haben bestimmt die meisten gemacht.

Was mir sofort bei Deinem Beitrag aufgefallen ist!!!

Was Du am Schluss schreibst. Wenn sich alle anderen plötzlich um einen herum "zanghaft" verhalten...

Du schreibst mir gerade aus der Seele. Dieses super Erlebnis, hatte ich letzte Woche Donnerstag, beim Lebensmitteleinkauf. Es hat mich so nervös gemacht. Von ca. 15 Kunden im Laden, hatten knapp 10 Mundschutz und Handschuhe an. Und jetzt ich... der Mensch, der über Jahre mit unheimlichem Aufwand gelernt hat, dass z.B. das Anfassen des Einkaufswagen, nicht zu einer infizierung führt, egal was sich für Viren etc. gerade darauf befinden...

Und jetzt um mich herum die sog. "NORMALEN" Menschen... Vollkommen hysterich... Apokalypse...

Jetzt sage ich Dir, was ich versucht habe und ich konnte es einigermaßen erfolgreich umsetzen...

Eine Tatsache ist, dass es nunmal diese Anwendungen sind, die Du und auch ich und viele andere auch, in den vergangenen Jahren gelernt haben.

Ich habe diesen Tag erstmal weiter sehr chaotisch erlebt und war innerlich extrem aufgewühlt. Trotzdem habe ich unter schwierigsten aufkommenden Zwangsgedanken den Schalter (meinen Schalter) umlegen können. Ich habe den Zwang angefangen zu durchbrechen.
Es war lange nicht so einfach, wie es gerade klingen mag.

Und ich beschreibe an dieser Stelle ausdrücklich, was mir geholfen hat!!!

Heißt nicht, dass es Du es genauso schaffen sollst. Allerdings, ich habe gelernt, dass ich meine Ängste nur verdrängen kann, in dem ich dem Zwang Nachgeben nicht nachgebe!!! Also gegen alle aufkommenden, quälenden Gedanken Widerstand halten!!!

Es ist, wir wir alle wissen, genau das Scheierigste!!!

Es ist mir dann innerhalb der nächsten zwei Tage soweit gelungen, dass ich die Angst beherscht habe und nicht sie mich!!!

Natürlich muss man dieses RISIKO gehen...

Vielleicht bin ich ein wenig in meinen Erfahrungen voraus... Ich nehme auch seit ca. 4 Jahren ein Antidepessiva und bin ein paar Jahre älter als DU...

Wir können uns gerne weiter austauschen...

Ich habe auch jede Menge Höhen und Tiefen durch, das ganze Programm... Scheidung, von beiden Kindern getrennt, Firma insolvent, Pleite usw.

Aber... und das ist für mich immer entscheident!!! Ich liebe dieses/ mein Leben so sehr, dass ich jeden Tag dafür kämpfe...

Aufgeben, ist für mich keine Option!!!

Und nochmal kurz darauf zurück gekommen, auf die Menschen um mich herum im Supermarkt. Ich habe meienem Therapeuten gesagt, es macht mich wahnsinnig, dass die alle aufeinmal in meiner Welt auftauchen. Vorher war ich der "bekl. panische" und sie waren alle "normal"...

Und mir wurde bewusst, dass ich jetzt mehr Erfahrung habe, als die meisten von denen und ich wende jetzt meine Taktik an, die ich gelernt habe. Durchbreche die Angst der Zwänge (der Kobolde in meinem Ohr) !!!

Ich möchte mein Leben selbst bestimmen und nicht die Angst mich!!! Ich will und kann autark sein!!!

Vielleicht hat es Dir nun an diese Stelle schon mal ein wenig geholfen, allein ein bisschen Ablenkung nur durch das Lesen zu bekommen?!?

Du bist damit nicht allein!!! Schreibe, wenn Du Luft brauchst... bei mir hilft das enorm...

Kämpfe!!! Denn es lohnt sich!!!

Dir liebe Grüße, Jörg
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