Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

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heidelberg
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Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von heidelberg »

Liebe Leidensgefährten,

ich grüble seit Wochen darüber, ob ich die Gründe für meine eingeschränkte Leistungsfähigkeit und bisweilen unprofessionelle Reizbarkeit am Arbeitsplatz transparent machen soll. Oder liefere ich damit nur Gründe für eine personenbedingte Kündigung?

Meine Zwänge werden gespeist von dem Zwangsgedanken, ich könnte jemanden begrabschen oder mich exhibitionistisch verhalten (haben).

Während ich allein zu Hause "nur" offene Fenster meide, geht mein Anspannungsniveau deutlich nach oben, wenn ich aus der Haustür trete. Und auf der Arbeit erst: Hier könnten sich ja einige bereits durch Stossbewegungen, die ich über dem Schreibtisch in die Luft mache (auch zwanghaft) belästigt fühlen. Also Kolleginnen hauptsächlich, ich bin ein Mann.

Und dann würde man mir bestimmt kündigen. Letztes Jahr habe ich meinen Arbeitsplatz verloren - allerdings aus Unkonzentriertheit, Dünnhäutigkeit und daraus folgender (verbaler) Aggressivität. Insgesamt wurde ich von drei Kundenprojekten in Folge entfernt.

Vor ein paar Tagen hat mich mein Kollege für einen sachlichen Mangel (in seinen Augen) ziemlich persönlich angegriffen. Der Chef sass auch mit im Raum und stimmte ihm zu. Darauf habe ich ziemlich erregt dagegen gehalten und mich vor allen noch mehr zum Affen gemacht. Aber ich konnte einfach nicht anders. Er hat da einfach einen meiner vielen Knöpfe gedrückt.

Da ich das schon einmal schmerzhaft erlebt habe, wie das ausgehen kann -damals habe ich unter grossem Aufwand einen neuen Job gefunden- habe ich nun grosse Angst. Am Abend des Tages, wo das geschehen ist, war ich sogar so depressiv und hatte Suizidgedanken, dass ich mich selbst für eine Nacht in die Akutstation der Psychiatrie eingeliefert habe.

Ich bin echt am Ende. Obwohl ich mich voll in die Expositionstherapie rein hänge und auch hohe Medikamentdosen einnehme, scheine ich nicht in der Lage zu sein, dauerhaft und aus eigener Kraft meinen Job zu halten. Dabei kann nur ich für unsere Familie Geld verdienen (Gründe führen hier zu weit).

Nun bereite ich gerade einen Antrag auf Schwerbehinderung vor. Aber das dauert auch noch Monate, bis der durch ist. Wenn er denn durchgeht.

Die ganze Sache ist einfach nur Scheisse. Da gibt man sich Mühe, passt in der Schule gut auf, zieht trotz Zwangsgedanken sein Studium durch und letztlich endet man bei Hartz IV. Vielen Dank, liebe intolerante Gesellschaft.

Habt ihr ein paar Tipps für mich, wie ich mich am besten verhalte? Soll ich mich vorne hinstellen und allen sagen, so isses, bähm, deal with it!?

LG
The Guy from Heidelberg
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OCD-Marie
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von OCD-Marie »


Hallo !

Deine Zwänge zu offenbaren muss sich nicht als Eigentor erweisen - es kann es aber ! Von daher wäre ich insoweit eher recht zurückhaltend. Das kommt auch immer auf den Arbeitgeber an.
Und dass du über eine "unprofessionelle Reizbarkeit" verfügst, das wissen die bei der Arbeit ja schon. Da brauchst du nichts mehr "transparent" machen.

Natürlich kannst du dich vorne hinstellen und sagen "so isses, bähm, deal with it!"... Wenn du im Zweifel auch damit klarkommst, wenn die dann sagen: "Gut. Wenn´s so ist, dann biste gefeuert ! So isses, bähm, deal with it!"...

So wie du schreibst hast du deinen letzten Job ja nicht vor allem wegen der Zwänge sondern wegen deiner "Dünnhäutigkeit und daraus folgender (verbaler) Aggressivität" verloren. Aus deiner Schilderung ist für mich jedenfalls nicht ersichtlich, dass deine Reaktionen auf Kritik Folge deiner Zwangs-Ängste sind.
Da du dir ja bewusst bist, dass du überreagiert hast: wie wäre es mit einem "Ich habe überreagiert - es tut mir leid." ? Du kannst dann ja immer noch thematisieren, dass du die Kritik deines Kollegen als unsachlich und persönlich erlebt hast.

Da du offenbar noch in Therapie bist, besprich das doch am Besten in der Therapie, wie du am geschicktesten vorgehst. Und was bzw. wie du dein Anliegen formulieren könntest.
Und da du es geschafft hast, aufgrund deines Verhaltens gleich aus drei Kundenprojekten hintereinander zu fliegen - ich denke du wärst gut beraten in der Therapie intensiv an deiner Konflikt- und Kritikfähigkeit zu arbeiten. Denn deine Reaktionen sind nicht das Problem einer (vermeintlich) intoleranten Gesellschaft; die hast du zu verantworten !

LG
Marie
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heidelberg
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von heidelberg »

Hallo Marie,

zu allererst: vielen Dank, dass Du dir die Zeit genommen hast, meinen Beitrag zu lesen und ausführlich zu antworten.

Du hast Recht, aus meinem Beitrag wurde nicht klar, wie der Zusammenhang zwischen meinen Zwängen und meinem Aufbrausen bei bestimmter Art von Kritik ist. In 9 von 10 Fällen, wo ich im Laufe einer Woche Kritik einstecken muss, erkenne ich spätestens seit Beginn meiner Therapie, dass diese direkt oder indirekt Folge meiner Zwänge ist.

Mit direkt meine ich, dass tatsächliche Fehler in meiner Arbeit kritisiert werden, welche ich gemacht habe, weil ich durch Zwangsgedanken und Kontrollen abgelenkt war.

Mit indirekt meine ich, dass wenn ein Kollege mein Vorgehen anzweifelt und selbst einen anderen Weg vorschlägt, häufig nicht mehr in Erwägung gezogen wird, dass meine Idee genauso gut funktioniert.

Das ist wie ein verzweifelter Kampf gegen Windmühlen, den man nicht gewinnen kann. Gleichzeitig machen mich meine inneren Schuldgefühle wegen meiner Zwangsgedanken und zusätzlich die Angst vor Entlassung mürbe. Wenn alles zusammentrifft, dann bin ich nicht mehr Herr meiner Gefühle.
Anfangs versuche ich noch sachlich dagegen zu argumentieren, aber geht kaum, ohne den wahren Grund meiner Schwächen aufzudecken.
Dann werde ich emotional und rutsche dadurch noch weiter im Ansehen und im sozialen Gefüge nach unten. Mittlerweile geht es nicht mehr weiter nach unten.

Wenn ich von intoleranter Gesellschaft spreche, dann meine ich: Wenn jemand z.B. von einem Auto angefahren wurde, und körperlich geschädigt ist, dann wünschen ihm alle gute Besserung. Aber im Falle psychischer Erkrankungen, passiert es offenbar häufig, dass an schlechte Ausbildung oder schlechten Charakter der Person gedacht wird. Ich finde das nicht fair. Natürlich ohne in irgendeiner Weise körperliche Leiden bagatellisieren zu wollen. Aber hier muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.

Ich selbst habe meine Zwänge bis vor ca. 1 Jahr nicht als Krankheit erkannt, sondern gedacht, ich sei ein schlechter Mensch. Ich habe meine Zwangskrankheit 15 Jahren lang versteckt. Und jetzt wo ich bereit dazu wäre, offen drüber zu sprechen, muss ich mir Gedanken machen, dass mich Offenheit den Job kosten könnte.

Meine Firma schätze ich als herausragend tolerant und menschenfreundlich ein. Sonst würde ich mir die Frage gar nicht stellen, ob ich es ansprechen soll.
Es ist mir einfach sehr unangenehm und bedeutet täglich zusätzlichen Druck, der wiederum meinen Zwängen Vorschub leistet, etwas verbergen zu müssen. Nicht zuletzt trennt mich das emotional von meinen Kollegen. Das finde ich schade.

LG aus Heidelberg
Selbsthilfe-Gruppe zum Thema Zwänge in Heidelberg, Infos unter www.Jafudi.de
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OCD-Marie
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von OCD-Marie »


Ok, jetzt verstehe ich besser was du meinst und wie deine Situation im Moment aussieht.
An den "indirekten" Folgen kannst du derzeit recht wenig machen. Die Situation hat sich gerade so manifestiert, dass man dir wohl etwas weniger zutraut als anderen Kollegen. Eben wegen der "direkten" Folgen/Fehler...

Wenn es dir gelänge, die "direkten" Fehler zu reduzieren, dann würden mit der Zeit auch die "indirekten" Folgen weniger werden. Das ist u.U. nicht so einfach, ich weiss.
Solange du zwangsbedingt häufiger Fehler machst würde ich an deiner Stelle keinen Kampf führen, den du so nicht gewinnen kannst. Du kannst die anderen nicht "mit Gewalt" davon überzeugen, dass ihre Sicht "falsch" ist - du also viel besser bist als es ihnen erscheint. Das funktioniert am ehesten, wenn du mit der Zeit immer weniger Fehler machst.

Und ob du wirklich schon "ganz unten" bist - na ich weiss nicht. Das klingt mir eher nach einem depressiven Gedanken !

Du hast vielleicht schon davon gelesen/gehört, dass Expositionsübungen allein oft nicht ausreichen. Es kann erfolgversprechender sein, den Zwang ganzheitlich anzugehen. Und da ist die Emotionsregulation - also der Umgang mit Gefühlen - ein wesentlicher Aspekt. Das wird aus deinen Schilderungen auch schön deutlich.
Was meint dein Therapeut dazu ? Arbeitet ihr schon daran ? Oder wie sieht er/sie die Situation ? Und hast du schon einmal darüber nachgedacht, eine stationäre Therapie in einer Klinik zu machen ? Die dauert zwar in der Regel 10-12 Wochen, wäre aber deutlich intensiver und könnte dich vielleicht ein spürbares Stück nach vorne bringen. Bei der Arbeit - falls man dich fragt - könntest du dann z.B. sagen es sei wegen deinen starken Emotionen. Die kennen sie ja schon und das wäre für die sicher nachvollziehbar.

Das mit der Offenheit ist halt so ne Sache. Man weiss letztlich erst hinterher, ob es gut oder schlecht war... Da jedoch heute immer noch Menschen mit psychischen Probleme oft in eine "Schulblade gesteckt" werden, aus der nur schwer wieder herauszukommen ist, bin ich bis heute in dieser Hinsicht sehr zurückhaltend. Ich würde zwar wesentlich offener damit umgehen - aber erst wenn ich mir sicher bin, nun den Zwang weitgehend hinter mir zu haben...
Und wie denkt dein(e) Therapeut(in) darüber ?

LG
Marie



Miranda_L

Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von Miranda_L »

Hallo Heidelberg,
heidelberg hat geschrieben: Sa 12. Mai 2018, 12:23 Mit direkt meine ich, dass tatsächliche Fehler in meiner Arbeit kritisiert werden, welche ich gemacht habe, weil ich durch Zwangsgedanken und Kontrollen abgelenkt war.
Das ist ärgerlich und frustrierend, das ist klar. Ich kenne das auch.
Ich beobachte das aber auch bei anderen Kollegen, wenn man sie auf einen Fehler aufmerksam macht und sie bemerken, dass der Fehler wirklich blöd war. Somit kannst du den Zwang an der Stelle getrost als blödes Etwas sehen, das nicht nur dir passiert, sondern auch anderen.
Wäre es nicht der Zwang gewesen, dann vielleicht der Gedanke an den Streit mit der Ehefrau, der dich nicht klar denken lässt, oder andere Dinge die ablenken.
Vielleicht hilft es, in dieser Situation den Zwang als allgemeine Ablenkung zu sehen. Zwar ärgerlich, passiert aber anderen auch - nur mit anderen Themen. Schwamm drüber, weitermachen!
"Sorry war mein Fehler ... ich Blödmann! " :)
heidelberg hat geschrieben: Sa 12. Mai 2018, 12:23 Mit indirekt meine ich, dass wenn ein Kollege mein Vorgehen anzweifelt und selbst einen anderen Weg vorschlägt, häufig nicht mehr in Erwägung gezogen wird, dass meine Idee genauso gut funktioniert.
Auch das kenne ich gut, und das hat meiner Meinung nach mit dem geringen Selbstwertgefühl zu tun, das viele Zwängler haben.
Im der Regel versuche ich es mit folgendem Denkansatz: "Es ist egal, wessen Lösungsweg verwendet wird. Hauptsache er löst das Problem bestmöglich!"
Ich versuche also, bei der Besprechung des Lösungswegs des Kollegen konstruktiv mitzuarbeiten und vergesse dabei oft schon meinen verletzten Stolz. Manchmal passiert es sogar, dass während dieser konstruktiven Diskussion mein Lösungsweg ganz von alleine wieder auf dem Tisch landet, oder eine Mischung aus dem Lösungsweg des Kollegen und meinem angedacht wird.

Wenn der emotionale Stress zu groß wird und ich merke, dass ich immer gereizter werde, verlasse ich mit den Worten: "Sorry ich brauche mal 5 Minuten" den Raum.
Es ist besser sich aus der Situation herauszuziehen, bevor alles eskaliert, selbst wenn die anderen dann doof gucken.

Rausgehen, durchatmen, evtl eine rauchen, einen Kaffe trinken oder eine Runde ums Haus drehen und warten, bis man selbst wieder klar denken kann. Erst dann wieder ins Büro gehen.
Man sollte sich mindestens soweit beruhigt haben, dass man freundlich und sachlich fragen kann, was man verpasst hat, um dann wieder etwas beruhigter in die Diskussion einzusteigen.

heidelberg hat geschrieben: Sa 12. Mai 2018, 12:23 Wenn ich von intoleranter Gesellschaft spreche, dann meine ich: Wenn jemand z.B. von einem Auto angefahren wurde, und körperlich geschädigt ist, dann wünschen ihm alle gute Besserung. Aber im Falle psychischer Erkrankungen, passiert es offenbar häufig, dass an schlechte Ausbildung oder schlechten Charakter der Person gedacht wird. Ich finde das nicht fair. Natürlich ohne in irgendeiner Weise körperliche Leiden bagatellisieren zu wollen. Aber hier muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.
Bei dir ist es ja vor allen Dingen ein Problem, dass deine "Gesellschaft" also deine Kollegen überhaupt nicht tolerant sein können, weil sie nichts von deinen Zwängen wissen.
Bei mir ist es so, dass meine Abteilung bis zu einem gewissen Grad bescheid weiss.
Das nimmt erstmal viel Stress aus der sozialen Situation heraus.
Allerdings handelt es sich bei mir auch nicht um sexuell orientierte Zwänge.

Man muss immer bedenken, dass das was wir über Zwänge wissen, keine Allgemeinbildung ist. Ich weiss, dass dich diese Gedanken quälen und dass Zwangskranke sich mit den Dingen quälen, die sie selbst am meisten abstoßen.
Aber ich habe auch ein paar Bücher darüber gelesen.
Leuten, die nichts über Zwänge wissen, kann eine Schilderung vor allem sexuell orientierter Zwangsgedanken sehr viel Angst machen.

Was für dich vielleicht eine Idee wäre, wäre dass du über ausgewählte Folgen und Aspekte deiner Krankheit mit einigen Kollegen sprichst. Dinge, die nichts mit dem Thema Sex zu tun haben.
Gegenüber einer nicht thematisierten psychischen Erkrankung, die halt zur Folge hat, dass man leicht reizbar ist und Probleme mit dem Selbstbewusstsein hat und sich manchmal nur schlecht konzentrieren kann, kann man viel leichter tolerant sein als gegenüber etwas, das einem Angst macht. Du kannst es ja sogar Zwangserkrankung nennen, ohne das Thema deiner Gedanken zu offenbaren. Es gibt auch Zwangskranke, die nur Zwangshandlungen haben, ohne dass gewisse Ängste/Gedanken bewusst werden.

Wie Marie schon sagte, wäre es wahrscheinlich ein guter erster Schritt, mit deinem Therapeuten zu besprechen, welche Taktik am Arbeitsplatz die Beste ist.

Alles Gute,
Miranda
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PeterAlleinzuhaus
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von PeterAlleinzuhaus »

Hallo Heidelberg,
die Situation an Deinen Arbeitsplatz scheint mir schwierig zu sein, aber wohl auch sehr vielschichtig. Aber ich denke mal, dass Du in deiner Therapie an den entsprechenden Themen arbeitest. Ich wollte hier zwei Dinge aus meiner Erfahrung anmerken:

Soll man seine Zwänge offen ansprechen? Hier kommt es denke ich zunächst ein bisschen drauf an, in welchem Bereich Du arbeitest. Wie hier schon erwähnt, gehört es leider nicht zur Allgemeinbildung, dass die Leute etwas über Zwänge wissen oder das auf Anhieb verstehen. Mit einem öffentlichen Outing hierzu wäre ich also vorsichtig. Ich habe es inzwischen ausgewählten Kollegen näher erzählt, natürlich solchen, mit denen ich mich gut verstehe, und dabei bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Die Leute waren durchaus sehr interessiert und haben auch nachgefragt, wie sich das so äußert und was ich machen kann und was nicht. Und fast alle haben mir auch ihre Hilfe angeboten oder gefragt, wie sie mich unterstützen können.

Wäre eine stationäre Behandlung sinnvoll? Wenn ich Deinen Bericht so lese, ist es ja wohl sehr schwierig bei der Arbeit. Wie hier auch schon angesprochen, könnte man sich fragen, ob eine stationäre Behandlung Sinn macht. Das solltest Du mit Deinem Therapeuten besprechen. Eine Alternative ist aber auch, dass Du zumindest mal krank geschrieben wirst, um aus der akuten Belastung rauszukommen. Bei mir läuft das im Moment so. Ich bin seit einigen Monaten jetzt schon krank geschrieben und gehe zweimal die Woche zur Therapie. So kann ich mich intensiv mit meinen Themen befassen und bleibe aber dennoch in meiner gewohnten Umgebung, um dort zu üben, mit meinen Zwängen klarzukommen. Vielleicht wäre auch das eine Möglichkeit für Dich, als Alternative zu den Möglichkeiten zu Arbeiten oder in stationäre Therapie zu gehen.

Gruß Peter
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heidelberg
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von heidelberg »

To all of my [company name] friends,

What the heck is going on with me? I have asked myself that question for a time…

There is a couple of situations where I haven’t quite been myself, to put it mildly. I really want to express my sincere apologies to any affected person.

My special apologies go to K. and S., for overreacting on some of their comments last week. Guys, you just pushed a lot of my buttons at the same time. I hate nothing more than aggression, especially in myself. Thus I feel the only way to prevent situations like this in the future is to expose my buttons to you and ask for your understanding.

Actually, I suffered from severe depression the whole last week.

Today I would like to ask you for 15 minutes of your precious time, because during the last days I finally got into a position as to be able and share some insights with you about the underlying cause. These are not meant as an excuse but as an explanation.

And I do this in GOOD FAITH, although 4 in 5 people have advised me against revealing my diagnosis. I am simply tired of hide and seek, and what is more, I trust that none of you will exploit this information. Not only because we strive to be a diverse, open and whole company. But because I know you are personalities with a wide heart.

So first by email, because honestly I would feel too ashamed to talk in person without this prior intro, ashamed to an extent I would have never imagined to be possible years ago.

Short version:
As per current diagnosis, I am suffering from a neuro-psychological disorder called OCD=Obsessive Compulsive Disorder. Among other symptoms, this causes me an extremely high level of internal stress. A type of distress that is very hard to explain to anyone else, even to my wife. Hence my emotional instability.

I have put together on the weekend a number of videos that I consider very well done. The first one is like a brilliant management summary. However, I recommend to at least have a glimpse into the second one as well, because it gets across the emotional side fo it far better.

[Link to Youtube]

I am now receiving the best treatment available and also I myself am doing EVERYTHING to overcome this condition as fast as possible. But I am not there yet, and sometimes certain situations can be a trigger and render me rather helpless.

The forced exit from [project name] before the Christmas holidays certainly did not help - although I do not accuse anyone in there. I did not know the name for what I have or even that it is an illness myself, and might have never known if it wasn’t for Google. I actually thought I was a bad person for — let’s put it like that — a much too long time.

I hope that I do not need to say this, but I have, I am and I will be contributing to our firm with all the energy and creativity that my current condition leaves me with.

Thank you for taking the time and...

Looking forward to meeting you tomorrow!

P.S.: O., S. and anyone interested, feel free to approach me for a one-on-one conversation. I do not, however, want to make my problems your problems more than necessary.
Zuletzt geändert von heidelberg am Mo 13. Aug 2018, 16:26, insgesamt 1-mal geändert.
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heidelberg
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von heidelberg »

This email I sent on May 21. And I received only positive feedback.
Some people even admitted having prior experience with depression themselves.

Cheers from Heidelberg
Selbsthilfe-Gruppe zum Thema Zwänge in Heidelberg, Infos unter www.Jafudi.de
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michael_m
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von michael_m »

Hallo Heidelberg,

es freut mich, dass du den Schritt gewagt und positives Feedback bekommen hast!

Auch ich habe mein Arbeitsumfeld weitgehend eingeweiht und überwiegend positive Rückmeldungen bekommen.
Einige haben mir auch von ihren bzw. von Menschen im näheren Umfeld erzählt, die entweder sogar selber Zwänge oder aber Depressionen etc. haben.

Der große Vorteil den ich merke ist, dass ich mich nicht groß verstellen muss bzw. ich nicht aufpassen muss, dass "mein Geheimnis" bekannt wird.
In schlechten Zeiten habe ich auch in der Firma einige gute Freunde, die ein offenes Ohr und Ratschläge für mich haben.

Grüße

Michael
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Yorge
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Registriert: Fr 1. Jun 2018, 23:36

Verständnis Veränderung

Beitrag von Yorge »

Verständnis zu haben und etwas mal so anzunehmen, wie es im Moment ist, finde ich auch sehr wichtig, weil sich daran dann auch leichter arbeiten lässt.
Mich würde interessieren, wie sich euer Bekenntnis auf euer Zwängeln ausgewirkt hat. Ist es dadurch mehr od. weniger geworden?
Das gute Leben .. ist eine Richtung, kein Ziel. [Carl Rogers]
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