Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

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heidelberg
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von heidelberg »

Ganz klare Antwort: Zwänge sind besser geworden. Verbergen müssen führt zu sozialem Druck, dieser zur Freisetzung von Stresshormonen und diese rufen bei mir direkt die Zwänge wach. Auch trifft das Sprichwort "Ist der Ruf erst ruiniert..." nicht zu, da ich zumindest im zwischenmenschlichen Respekt eher hinzu gewonnen habe.
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Silvia
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Re: Verständnis Veränderung

Beitrag von Silvia »

[quote=Yorge post_id=563 time=1534534237 user_id=109]
Verständnis zu haben und etwas mal so anzunehmen, wie es im Moment ist, finde ich auch sehr wichtig, weil sich daran dann auch leichter arbeiten lässt....


....damit tu ich mich sehr schwer, leider.
Ich möchte immer mehr. Das es besser und einfacher ist. Das es leichter wird.
Meine Ungeduld steht mir oftmals im Weg.
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Silvia
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von Silvia »

Mein Umfeld hat sehr unterschiedlich reagiert.
Verständnis kam von Allen. Teilweise waren sie sehr geschockt.
Aber sie konnten jetzt auch erst verstehen, warum vieles bei uns / mir eben anders ist.

Von Allen wird mir Hilfe angeboten (wobei das in meinem Fall, nur sehr schwer ist)

Es ist aber auch eine kleine Gruppe dabei, die zwar einerseits Verständnis zeigt,
es andererseits aber ganz und gar nicht nachvollziehen kann / bzw. auch irgendwie nicht möchte.
Die, die meine Bedürfnisse machmal mit Füßen tritt, wenn auch wahrscheinlich nicht mir voller Absicht.
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michael_m
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Re: Verständnis Veränderung

Beitrag von michael_m »

Yorge hat geschrieben: Fr 17. Aug 2018, 21:30 Mich würde interessieren, wie sich euer Bekenntnis auf euer Zwängeln ausgewirkt hat. Ist es dadurch mehr od. weniger geworden?
Bei mir sind die Zwänge relativ gleich geblieben. Wobei meine Zwänge auf der Arbeit für andere im Allgemeinen gar nicht so sichtbar sind.
Es spielt sich hier z. B. auch viel am Computer ab, wo es ein Außenstehender gar nicht so mitbekommt.

In "Alltagssituationen" im Büro ist bei mir der Druck geringer geworden. Wenn man sich z. B. auf dem Parkplatz begegnet oder wenn man zusammen das Büro verlässt und der andere auf einen wartet.
Ich versuche zwar (teilweise auch aus etwas Scham heraus) mich zu beeilen und die Zwänge zu unterdrücken, aber es ist auch eine gewisse Erleichterung da, dass ich mich nicht komplett verstellen muss bzw. dass ein "Geheimnis" bekannt werden könnte.

Eine Kollegin hat sich später in einem Streitgespräch ziemlich derb benommen. Aber es ist so, dass die ganze Abteilung und darüber hinaus, eigentlich so gut wie jeder nicht mit ihr klar kommt. Es gab auch schon etliche Beschwerten von anderen Personen, bis hin zum Gespräch der ganzen Abteilung mit dem Chef und Personalchef.
Auch aufgrund der Kollegin hab ich das persönliche Gespräch bis hoch zum Personalchef gesucht. Der hat zwar was die Kollegin angeht nicht so reagiert wie ich gehofft hatte, aber bzgl. der Krankheit habe ich Unterstützung zugesagt bekommen. (Auch wenn ich von den vorgeschlagenen Alternativen nicht überzeugt bin ...)

Letztendlich hat meine Mutter (selber Krankenschwester in einer Psychiatrie) mal einen, in meinen Augen, passenden Vergleich angestellt: Mit psychischen Krankheiten ist es ähnlich wie mit schwul sein. Im Grunde ist es von der Allgemeinheit heute akzeptiert, hintenrum getuschelt wird aber von einigen Personen trotzdem.

Aber als Fazit: Ich habe den Schritt nicht bereut. Die positiven Reaktionen überwiegen um ein Vielfaches. Auch ist der persönliche Kontakt zu einigen Kollegen viel intensiver geworden. Ich kann mit denen quasi über alles sprechen und auch sie sind eine wertvolle Stütze für mich geworden.
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heidelberg
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von heidelberg »

hi Leute, meine Situation hat sich insoweit verändert, dass ich nun einen Schwerbehindertenausweis erhalten habe. Nun frage ich mich, ob es klug ist, das meinem Arbeitgeber mitzuteilen?

Der Grund warum ich den Ausweis haben wollte, war einzig und allein, dass er die Kündigung erschwert. Denn da müsste das Integrationsamt zustimmen, dass wirklich keine Abhilfe geschaffen werden kann.

Man bekommt aber auch 5 Tage Sonderurlaub. Wenn ich ehrlich bin, könnte ich die allein schon dazu gebrauchen, um meine ambulante Therapie ernsthaft durchzuziehen. Ich habe auch dieses Jahr bereits einige Urlaubstage für derartige Zwecke eingesetzt. Krankgeschrieben war ich etwas über eine Woche insgesamt.

Auf der anderen Seite denke ich über die Message nach, die eine solche Mitteilung - wenn auch unzutreffender Weise - möglicherweise senden könnte: Ich lege mich jetzt auf die faule Haut und ihr könnt mir gar nichts.

Wie seht ihr das, bitte auch den Kontext beachten, den ich in meinen Vorposts gegeben habe.

VG aus Heidelberg
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OCD-Marie
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von OCD-Marie »

Tja, man kann nunmal im Leben nicht immer alles haben...

Frage: Wie sollte der Ausweis deine Kündigung erschweren, wenn dein Arbeitgeber davon keine Kenntnis hat ?

Abgesehen davon sind größere Arbeitgeber mitunter froh, wenn sie genug Leute (mit Ausweis) haben, um ihrer Beschäftigungsverpflichtung gem. § 154 Abs. 1 SGB IX zu erfüllen. Im anderen Fall sind nämlich Ausgleichsabgaben fällig...

Und nicht zuletzt: niemand zwingt dich, die 5 Tage zusätzlichen Urlaub auch tatsächlich in Anspruch zu nehmen. Höchstens dein Arbeitgeber...
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michael_m
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von michael_m »

Hallo Heidelberg,

du hast den Schwerbehindertenausweis nicht "umsonst" bekommen. Und er ist genau dafür da, dir im Alltag eine Erleichterung zu schaffen. Insofern würde es Sinn machen, diesen in Anspruch zu nehmen.

Deine Gesundheit sollte dir vorgehen. Insofern solltest du nicht zu viele Gedanken darüber verschwenden, was die anderen darüber denken könnten.

Natürlich bleibt ein gewisses Restrisiko, dass der Arbeitgeber bzw. die Kollegen seltsam darauf reagieren.
Aber selbst dann sollten sich Wege finden - im schlimmsten Fall z. B. ein Arbeitgeberwechsel.

Daher ist es aber letztendlich eine Entscheidung, die dir keiner abnehmen kann. :roll:

PS: Je nach Firmengröße, müsste es in der Firma eine Schwerbehinderten-Vertretung geben. Vielleicht kannst du mit dieser vertraulich über deine Sorgen sprechen. Ansonsten wäre auch der Betriebsrat noch eine mögliche Anlaufstelle.

Grüße, Michael
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heidelberg
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von heidelberg »

Danke für Eure Antworten!

Wie ist das eigentlich mit der SBV in einem Konzern, wenn ich für eine kleine Tochtergesellschaft arbeite (50 Mitarbeiter)?
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michael_m
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von michael_m »

Hallo Heidelberg,

soweit ich weiß, ist der BR und die SBV meistens der gleiche in einem Firmenverbund.

Aber du könntest ja den SBV der Hauptgesellschaft mal fragen, ob er auch für dich zuständig ist. BR und SBV sind im Normalfall sehr auf Diskretion bedacht, insofern sollte da eine Nachfrage gefahrlos möglich sein.

VIele Grüße, Michael
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heidelberg
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Re: Symptome auf Arbeit erklären ein Eigentor?

Beitrag von heidelberg »

Hi,

was Michael schreibt, kann ich nun aus kürzlich gemachter Erfahrung heraus positiv bestätigen.

Frohe Weihnachten!
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