Aggressive Zwangsgedanken und Kontrollzwang

NiFo
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Aggressive Zwangsgedanken und Kontrollzwang

Beitrag von NiFo »

Hallo zusammen,

heute wende ich mich verzweifelt an euch, um endlich meine Zwänge loszuwerden.
Vielleicht habt ihr da selber positive Erfahrungen gemacht oder Wege gefunden die „Biester“ loszuwerden.

Ich leide jetzt schon sehr lange an aggressiven Zwangsgedanken und den damit verbundenen Kontrollzwängen. Ich habe das Haus seit vielen Jahren kaum noch alleine verlassen, da ich immer Angst habe, ich könnte jemanden ungewollt Schaden zu fügen oder verletzen. Ich gehe die Wege mehrmals auf und ab, um zu sehen, ob da jetzt nicht jemand liegt, dem ich was getan haben könnte.
Die Zwangsgedanken sind sehr hartnäckig und so verfalle ich oft noch lange Zeit danach in einen Grübelzwang und gehe die Situationen noch 1000 mal im Kopf durch.
Ich bin mir immer nicht sicher, ob ich nicht doch was Schlimmes getan habe und ein elendig quälendes Schuldgefühl begleitet mich dabei. Ich weiß, was ich gesehen habe (z.B. dass der Mann an mir vorbei gegangen ist ), aber ich kann es nicht richtig verarbeiten und fange dann wieder an meine Erinnerung in Frage zu stellen.
Ich habe immer den Drang zu kontrollieren, dass jeder in meiner Umgebung gut und sicher an seinem Ziel ankommt. Das überfordert mich natürlich komplett und ist nicht möglich.

Kurz zu mir: Ich bin 33 Jahre und auf Grund der Zwänge verentet.
Ich habe schon einige Therapien gemacht und befinde mich zzt. auch wieder in einer ambulanten Verhaltenstherapie. In den bisherigen Therapien wurde sehr gut herausgearbeitet, was zur Entstehen der Zwänge geführt hat (Kindheit/Jugendzeit), wie diese aufrecht erhalten werden und was genau diese Zwänge sind und bewirken. Ich selber habe mich zusätzlich auch sehr viel dazu belesen und schlau gemacht und hoffe, ihr könnt mir auch noch ein bisschen weiterhelfen.
Rein theoretisch ist mir klar, dass die Gedanken und Schuldgefühle nur vom Zwang ausgehen und eine Krankheit sind, aber ich schaffe es einfach nicht, diese Tatsache auch so zum „empfinden“.
Medikamentös bin ich relativ gut eingestellt.



So nun der Punkt an dem ich wirklich nicht weiterkomme:

In Absprache mit meinem Therapeuten habe ich wieder angefangen vereinzelt rauszugehen zb spazieren, zur Post oder zum einkaufen. Er sagt, durch die Vielzahl an Wiederholungen und Zwangssituationen würde ich lernen, dass einfach nichts Schlimmes passiert.

Wie erwartet sind die Expostionen für mich sehr sehr anstrengend und es kommen sehr viele Zwangsgedanken auf, vorallem gegenüber alten Leuten und Kindern, da diese ja besonders wehrlos sind. Ich kontrolliere viele Wege und zu Hause wird es dann ganz schlimm. Ich erlebe massive Schuldgefühle und extreme Panik, im Gefängnis zu landen , weil ich was schlimmes gemacht habe.
Ich kann mich dann nur ganz schwer davon abhalten, dann nicht sofort wieder rauszugehen, um zu kontrollieren. Die Zwänge sind so hartnäckig, dass die Angst auch über längere Zeiträume (Monaten bis Jahren) bestehen bleiben. Ich erlebe da meist zu Hause danach den blanken Horror mit natürlich auch körperlichen starken Paniksymptomen.

Leider sehe ich bisher keine wirklichen Fortschritte beim rausgehen, da ich nicht verstehe, wie ich lernen soll, dass alles ok ist und nichts passiert, wenn ich ja keinen Beweis dafür habe. Nur weil die Polizei heute nicht vor der Tür steht, heisst das ja nicht, dass sie es morgen nicht tut, weil zb die verletzte Person noch nicht gefunden wurde.

Nun war eine meiner Ideen: Meine Mutter hat mir massive Schuldgefühle in meiner Kindheit eingeredet und daher kommen die Zwänge. Wäre es dann nicht sinnvoll, wenn mich nahe stende Personen massiv vom Gegenteil überzeugen würden? Also nicht in Form von einer Rückversicherung für die Situation XY sondern mir generell helfen würden, wieder an mich zu glauben und mir selber zu vertrauen. Quasi das eingeredete Schuldgefühl wieder rückgängig machen.
Ich selber weiss, dass ich ein Friedliebender Mensch bin und nie was tun würde und trotzdem habe ich so massive Angst jemanden zu verletzen. Ich EMPFINDE einfach diese Sicherheit nicht.


Wie seid ihr da rausgekommen?
Hat es euch geholfen, eure Freunde und euer nahes Umfeld in eure Gedanken "einzuweihen"?
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SHG
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Re: Aggressive Zwangsgedanken und Kontrollzwang

Beitrag von SHG »

Ich meine es ginge eher darum, mit einem gewissen Gefühl von Unsicherheit leben zu lernen, anstatt dem Gefühl von absoluter Sicherheit hinterher zu laufen.
vimi
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Re: Aggressive Zwangsgedanken und Kontrollzwang

Beitrag von vimi »

Hallo Nifo,

mich irritiert etwas, das dein ambulanter Therapeut dich da alleine durch die Expositionen schickt.

M.E. ist die Exposition nicht einfach, sich den Zwängen auszusetzen und später zu merken, dass die Welt schon nicht untergegangen ist.

Natürlich ist der Anfang und das Ende der Exposition schon so wie eben gesagt. Aber:

Zwänge sind stressgetriggert, je mehr Stress, desto mehr Zwang. Daher muss die Exposition dies berücksichtigen.

Mein Learning war:
Exposition langsam und entspannt angehen, wenn der Stress grösser wird, zunächst mit Atem- und Entspannungsübungen merken üben und lernen, das der Stress auf diese Weise im Zaum gehalten werden kann, und erst dann, wenn du sicher weisst, das du die aufkommende Angst / Zwang "runterentspannen" kannst, weitergehen mit der Exposition.
Meines Erachtens sollte dafür zu Beginn und solang bis es eingeübt ist, ein Therapeut begleiten.

Vieleicht hilft es dir ja auch, wenn du bedenkst, dass du in anderen Angstsituationen - die nicht zum Zwang gehören - ja auch weisst, wie du mit Mut und Entspannung durch angstbesetzte Situationen durchkommst. Und dies vor allen Dingen, wenn die Ängste ja realer Natur sind.

Das dumme an den Zwängen ist ja, dass die Ängste dabei immer und jedenfalls eingebildete Dauerschleifen im Kopf (Stress verhindert die Kommunikation zwischen Nervenzellen, usw. ) sind und wegen der Persönlichkeitsstruktur des Betroffenen nie Wirklichkeit werden können. Wenn sie das werden könnten, hättest du keine Zwänge. Wenn du Zwänge hast, können Sie nicht Realität werden.
Wer sich Gedanken macht, was er anderen hätte antun können, kann es nicht ausführen. Nur wer da "schmerzfrei" mit ist, kann anderen Schaden zufügen. Deine Zwänge aber zeigen deutlich, das du nicht schmerzfrei bist.
Zwängler sind allerbeste Horrorbuch -Autoren, aber niemals Horrormacher.
Leicht gesagt, aber hoffentlich rettend während der Exposition.

Grüße vimi
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michael_m
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Re: Aggressive Zwangsgedanken und Kontrollzwang

Beitrag von michael_m »

Das was SHG schreibt, trifft recht gut den Kern. Wir werden durch Expos (kurz-/mittelfristig) kein richtiges Sicherheitsgefühl bekommen. Es geht eher um unsere Reaktion auf die Gefühle.

Was vimi schreibt kann ich auch unterstreichen. Auch bei meiner begleiteten Expos waren dazwischen Entspannungsübungen eingebaut ("Emotion Surfing").

Das reine "Sich-Aussetzen" der Situationen ist auch keine Expo, auf diesen Unterschied legte mein Therapeut großen Wert. Ich habe öfters erwähnt, dass ich zwar keine "richtige" Expo geübt habe, aber mich trotzdem den Situationen gestellt habe. Das sei allerdings lediglich ein "Nicht-Vermeiden" gewesen. Und irgendwie stimmt es auch: Denn seit Jahren nutze ich ja die Wasserhähne, die Lichtschalter, verlasse die Wohnung oder fahre Auto, etc. Aber dadurch alleine ist der Zwang nicht besser geworden.

Jetzt sind es bei mir vor allem Kontrollzwänge, aber bei mir ist z. B. eine Expo, wenn ich vor dem Verlassen alle Fenster öffne/schließe, Kühlschrank öffne/schließe, Herd an/aus mache, Wasserhähne an/aus mache etc. und dann für min. 1 h die Wohnung verlasse.
Wenn ich mit dem Herd koche, diesen etwas weniger als sonst kontrolliere und anschließend spazieren gehe, ist das keine Expo im eigentlichen Sinne ...

Ich weiß nicht ob es bei deinen Zwängen richtig ist, aber wäre es ggf. nicht als Übung besser, wenn du mal "bewusst" versucht, jemanden "unbewusst" anzurempeln? Sodass du merkst, dass dies gar nicht unbewusst geschehen kann, dass du es merken würdest, wenn du was "angestellt" hättest.

Dass du dich den ZwangssItuationen bewusst aussetzt, ist schon mal gut. Denn dadurch lässt du deinen Bewegungsspielraum vom Zwang nicht weiter einschränken, indem du Sachen immer mehr vermeidest. Aber für eine Expo müsstest du meiner Erfahrung nach einen Schritt weitergehen.

Vielleicht kannst du das nochmal mit deinem Therapeuten besprechen.
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michael_m
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Re: Aggressive Zwangsgedanken und Kontrollzwang

Beitrag von michael_m »

PS: Ist die Definition von aggressiven Zwangsgedanken nicht eigentlich, dass man Gedanken bekommt, dass man dem anderen bewusst Leid zufügen könnte? ("Ich könnte meinen Kumpel jetzt vom Berg schubsen.", "Ich könnte die Person am Nachbartisch im Restaurant mit dem Messer erstechen.")

Beim Autofahren habe ich meine Probleme mit Radfahrern, sodass ich im Extremfall schon mal zurück zur Kreuzung fahre. Nicht, dass ich den Radfahrer versehentlich angefahren habe. Ich (und meine Therapeuten/Ärzte) habe das aber bisher nicht als aggressive Zwangsgedanken eingeordnet.

Aber klar, egal wie man es bezeichnet, es bleibt im Gebiet der Zwangsstörung ...
NiFo
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Re: Aggressive Zwangsgedanken und Kontrollzwang

Beitrag von NiFo »

Hallo ,

erst mal vielen lieben Dank für eure Antworten!

Mein Therapeut sagt auch immer, man müsse lernen mit einer gewissen Unsicherheit zu Leben, so wie auch alle gesunden Menschen. Gesunde Menschen verknüpfen allerdings solche Zwangsgedanken nicht mit Schuldgefühlen und können sich daher davon distanzieren.
Mir selber fällt es schwer, einzusehen, dass diese Gedanken „nur“ Teil des Zwangs sind. Diese Bedrohung fühlt sich so real an und ich scheitere oft an dem Punkt zu verstehen, warum ich mich gerade in Situation xy so massiv schuldig fühle...Und es will dann nicht in meinen Kopf rein, dass ich NIE so etwas schlimmes tun könnte oder würde. Das Vertrauen fehlt in so einem Moment, da ich immer Angst habe, ich könnte das „unbewusst“ machen oder die Kontrolle plötzlich verlieren und das geschehen anschließend verdrängen oder vergessen. Ich traue da meinen Erinnerungen nicht, dass ich z.B. gesehen habe, dass Person xy „nur“ vorbei gegangen ist.


Daran scheitert es ja... Ich weiß nicht, wie ich lernen soll, dass die Welt nicht untergegangen ist so ganz ohne „Beweise“, dass nichts schlimmes passiert ist.
Die Schuldgefühle flachen ja leider nicht einfach so wieder komplett ab und alles ist gut.

Ich habe schon ein paar begleitete Expositionen mit meinem Therapeuten gemacht. Da haben wir dann erst besprochen, was wir machen, sind dann in ein Geschäft gegangen und ich habe im Abstand zu ihm z.B. eingekauft. Anschließend haben wir kurz besprochen, wie ich mich jetzt fühle und ob Zwänge aufkommen. Jetzt versuche ich es mit dem alleine rausgehen aber irgendwie ohne “Aufbau“. Mir fehlt der Teil des „Lernens“. Ich berichte quasi nur kurz, dass ich draußen war und welche Zwangssituation besonders schlimm war. Mein Therapeut glaubt, dass durch die massive Wiederholung der Exposition die Zwänge nachlassen, weil es dann viel zu viele Situationen werden.

In einer Zwangssituation alleine draußen, schaffe ich es nicht zb auf Achtsamkeit zu achten. Da überflutet mich alles. Besonders schlimm wird es, wenn ich Wege mehrfach gehe zum kontrollieren. Versuche daher es durch „Umschauen“ zu lösen und nicht wieder zurück zu gehen.
Das rausgehen ist ja das eine aber die schlimmen Zwangsgedanken und Schuldgefühle später zu Hause das andere...Damit fühle ich mich noch viel mehr überfordert. Ablenkung hilft da nur bedingt.. und die Schuldgefühle werden zt auch immer schlimmer anstatt besser je länger ich wieder zu Hause bin. Die Spannungskurve steigt hier leider anstatt zu sinken!


Rein theoretisch weiss ich, wie Zwänge entstehen, welche Funktion sie haben und dass es nicht meine eigenen Gedanken, sondern die der Krankheit sind, aber es kommt halt einfach irgendwie nicht an. Ich EMPFINDE diesen Abstand nicht und kann mich daher nicht distanzieren.


Die Idee jemanden anzurempeln werde ich mal in der Therapie besprechen, wobei das eine echte Horrorvorstellung ist!


Noch mal zu dem Thema aggressive Zwangsgedanken... Also wenn ich rausgehe habe ich nicht die Vorstellung den Mann da drüben gerade zu erwürgen/anzugreifen zu müssen oder wollen etc.
Ich habe eher Angst „versehentlich“ jemanden zu verletzen. Angst die Kontrolle zu verlieren und sich dann z.B. nicht mehr daran zu erinnern oder es zu verdrängen. Und genau das möchte ich dann dadurch kontrollieren, dass ich die Wege Xmal lang gehe. Einfach um zu sehen, dass da keiner liegt.
Wenn es ganz schlimm ist, google ich auch Tage später die Polizeiberichte, ob in meiner Nähe was passiert ist. Eben als Beweis, dass nichts passiert ist. Oder ich versuche mit meinem besten Freund logisch an die Situationen heranzugehen und mich so rückzuversichern, dass da einfach nichts passiert sein kann.
Ich weiß, dass das falsch ist und daher versuche ich die beiden letzten Varianten so gut es geht zu vermeiden. Wenn es mir ganz ganz schlecht nach einer Exposition geht, hilft meistens nur so viel zur Beruhigung zu nehmen, dass ich früh einschlafe. Natürlich ist das keine Dauerlösung.
NiFo
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Registriert: Di 16. Jun 2020, 12:30

Re: Aggressive Zwangsgedanken und Kontrollzwang

Beitrag von NiFo »

Eine Frage habe ich noch... hilft es euch nach der Exposition die Zwangssituationen und Befürchtungen aufzuschreiben, damit sie quasi "aus dem Kopf" sind? Ich erlebe, dass mir schon das blosse darüber reden (auch wenn das Gegenüber natürlich nicht auf den Inhalt eingeht) ein bisschen des "Drucks" nimmt.
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SHG
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Wohnort: Linz

trotzdem jetzt

Beitrag von SHG »

Der Begriff Exposition ist gar nicht so passend. Es geht ja in erster Linie nicht darum, sich absichtlich einer Gefahr auszusetzen, sich/jemand anderen absichtlich zu schaden oder ein übertriebenes Risiko einzugehen. Geübt sollte werden, etwas, was ich gerne tun will, mir sinnvoll erscheint, einen Wert für mich hat, zu tun oder wieder tun zu können, TROTZDEM es mit einer gewissen Gefahr, einem kleinen Risiko einhergehen könnte – und diese kleine Ungewissheit, dann aushalten lernen und einen guten Umgang mit den damit einhergehenden Gefühlen und Gedanken zu erarbeiten.

Womit wir uns, wenn wir Zwangshandlungen ausführen befassen ist meist nicht das, worauf es im Moment wirklich ankommt. Meist geht es darum, dass wir uns gedanklich damit beschäftigen, wie es uns in der weiter weg liegenden Zukunft damit gehen könnte, wenn uns etwas Schlimmes passiert wäre. Also wir möchten etwas verhindern (z.B. durch Rituale, Sicherheitsvorkehrungen, Vermeiden…), damit etwas nicht passiert, damit es uns damit dann nicht unglaublich schlecht geht – in der noch ferneren Zukunft. Wir vergessen dabei womöglich, den Schaden den wir mit dem übertriebenen Sicherheitsverhalten (sehr wahrscheinlich) verursachen, nur um zu verhindern, dass etwas (sehr Unwahrscheinliches) passiert und noch dazu gehen wir davon aus, dass wir damit dann unmöglich gut umgehen könnten (auch das ist ja nicht gewiss).
vimi
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Registriert: Mi 8. Apr 2020, 22:02

Re: Aggressive Zwangsgedanken und Kontrollzwang

Beitrag von vimi »

Hallo NiFo,

du beschreibst da, dass du deinen eigenen Beobachtungen misstraust. M.E. ist dies ein Teil der Zwangsstörung. Ich kenne das auch. Meine Hilfe, die oft klappt, nicht immer, ist dann halt langsam und genau hinzuschauen, also ruhig bleiben, dem Stress keine Chance geben.

Ich kenne viele von deinen Symptomen, bin aber mittlerweile durch die Kombi aus VT und SSRI schon ziemlich lange wieder gut lebensfähig.

Ich frage mich gerade, ob ich es irgendwo überlesen habe, ob du SSRI nimmst. Üblicherweise sollten da bei der Heftigkeit ca. 60 mg am Tag nach ca. 6-8 Wochen deutliche Besserung zeigen. Nicht nachhaltig, das muss klar sein. Absetzen von SSRI ohne VT bringt dich gerade wieder in den alten Zustand vor deren Einahme zurück. SSRI machen nicht abhängig, das habe ich auch schon probiert, stimmt so bei mir. Eine VT sollte auch erst beendet werden, wenn du wieder aus den SSRI raus bist, damit du die Besserung nicht auf die SSRI schiebst. So kann die nachhaltige VT heilend wirken und du bleibst auf der richtigen Schiene, wenn es mal wieder schlimm werden könnte, muss nicht sein !!!

Ich bin mir da ziemlich sicher, dass SSRI helfen, weil sie genau an der Stelle im Kopf eingreifen, die die Störung verursacht - stressgetriggerte fehlende Kommunikation zwischen Nervenzellen des Kopfes. So dass dann Kreisgedanken - jeglichen horrorhaften Inhalts - entstehen und der Rest des Kopfes wegen Kommunikationsverlust nicht beruhigend eingreifen kann. Genau dies lösen die SSRI auf, die SSRI stellen die gestörte Kommunikation wider her, sie flicken quasi die Kabel zwischen den Nerven. Aber nur VT hilft nachhaltig und du lernst dabei durch eigene Aktion die "Kabel zu flicken", sowie die Lebenssituationen zu erkennen, die evtl zu "Kabelbrüchen" führen können. Die Psychologen nennen das glaube ich, deine Verletzbarkeit zu erkennen und wo geht zu vermeiden.

Ich habe horrorhafte Zwangsgedanken ca. 20 -25 Jahre mit mir rum getragen, erst deren korrekte Diagnose und der Einsatz von SSRI und VT haben mich wieder lebensfähig gemacht.
Ich wünsche dir alles Gute und viel Hoffnung, man kann da raus kommen.

Grüße vimi
Lara
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Registriert: Mo 17. Sep 2018, 11:36

Re: Aggressive Zwangsgedanken und Kontrollzwang

Beitrag von Lara »

Hey Hey lies mal gerne meine Fäden hier!
Mir ging es auch so in der Art. Immer die Angst Dinge tun zu können ohne es bemerkt zu haben. Ohne es bemerkt zu haben im Supermarkt geklaut zu haben, oder ohne es bemerkt zu haben jemanden beschimpft und und und...
Es war so schlimm dass ich nur noch „mit Handy gefilmt hab“
Teilweise die kompletten Strecken und Einkäufe!
Und wehe Akku war leer oder Video brach ab!!! Das war die Hölle. Hatte Kurzzeitthera gemacht, aber am meisten hab ich mich selbst da wieder raus gezogen. Letzes Jahr im Nov der Klick im Kopf. Handy weggelegt. Mache seitdem alles ohne filmen!! Ohne Fotos!!! Gaaanz selten dass ich noch mal kurz n Bild mache...
Gibt immer noch sehr viele Situationen wo ich das Gefühl habe ich müsse zurück laufen um zu kontrollieren.
Habe mittlerweile gelernt die Angst auzuhalten und mich in diesem Moment des Angstzustandes dennoch am Leben zu erfreuen!! Weil ich irgendwo doch vertrauen in mich habe.
Das schaffst Du auch. Wir können uns gerne austauschen wenn Du möchtest!

Liebe Grüße und fühl Dich umarmt🙂
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