Waschzwang in der Schwangerschaft

Maja_83
Beiträge: 8
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Waschzwang in der Schwangerschaft

Beitrag von Maja_83 »

Hallo,
ich bin neu hier im Forum. Ich bin zurzeit das 1. Mal schwanger und habe einen massiven Waschzwang entwickelt. Das macht mir unheimlich Angst, weil ich Angst habe, dass das nie wieder weggeht und ich kein „normales“ Leben mehr leben kann und ich so mit mir und dem Zwang beschäftigt bin, dass ich nicht weiß, wie das mit einem Baby werden soll. Hat hier irgend
jemand ähnliche Erfahrungen in der Schwangerschaft gemacht. Ansonsten möchte ich in der Schwangerschaft eigentlich keine Medikamente nehmen und ein Klinikaufenthalt ist bzgl. Corona und Schwangerschaft auch schwierig und die Therapeuten sind sowas von voll. Das macht mir auch Angst. Mich hat jetzt eine Therapeutin auf die Warteliste gesetzt, die sich mit Zwängen auskennt. Und ich hoffe inständig, dass ich schnellstmöglich daran komme. Mich hat dieser Zwang in kürzester Zeit so verändert. Gibt es die Hoffnung, dass das mit einer Therapie wieder in den Griff zu kriegen ist? Ich bin zurzeit so verzweifelt und manchmal habe ich Angst, verrückt zu werden. Heute war jedenfalls ein ganz mieser Tag.
Danke, dass ich hier meine Situation schildern kann. Vielleicht gibt es ja noch jemanden, der erstmals in der Schwangerschaft erkrankt ist oder bei dem es in der Schwangerschaft schlimmer wurde?
Ansonsten freue ich mich wirklich über jeden Beitrag. Vielleicht kann mir jemand die Angst nehmen, dass das nie wieder besser wird.
Schöne Grüße an Alle 😊
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SHG
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Eins-sein

Beitrag von SHG »

Ich habe das schon öfter mal gehört und auch das eine oder andere Mal im Forum gelesen, dass sich Zwänge in der Schwangerschaft oder mit dem Kinderkriegen manifestieren oder verstärken. Das dürfte also nicht so ungewöhnlich sein.
Es gibt gute Therapiemöglichkeiten, das würde ich schon sagen und die Pharmakotherapie ist dabei gar nicht so relevant, wie das bei anderen psychiatrischen Krankheiten (z.B. Schizophrenie, Depression) der Fall ist. Also Psychotherapie ist wesentlich und “von alleine“ geht das eher nicht - also da würde ich insbesondere bei schwerer oder längerer Symptomatik schon damit rechnen, dass dies einen gewissen Aufwand zusätzlich erfordert. Eher kurzfristig die Symptome mal zu bessern ist gar nicht so kompliziert mit Verhaltenstherapie.
Was meine ich schon auch dazu gehört, ist sich selbst über die Krankheit zu informieren und damit kannst du ja auch schon mal “alleine“ beginnen. Literatur-Tipps gibt es im Forum und auf der DGZ Homepage (dort auch eine Telefon-Beratung), zum Beginnen würde ich mal z.B. das Mutmachbuch Zwänge bewältigen von Ciupka-Schön oder das Achtsamkeitsbuch von Külz empfehlen.

Als kleinen Einstieg melde ich dir noch kurz zurück, was du und ich gerade gemacht haben (ist natürlich auch etwas gewagte Interpretation dabei, die viell. auch mit mir u. weniger mit dir zu tun hat):du hast darum gebeten, beruhigt zu werden und ich habe das auch ein bisschen getan - wobei ich das Geschriebene schon wirklich so meine. Das wird dir nur vorübergehend was bringen - ähnlich wie beim Zwang, da machst du auch etwas um dich zu beruhigen - längerfristig hältst du ihn aber aufrecht und kannst nur noch kurz Ruhe finden indem du dich wäschst z.B. Und wenn es darum geht, dass man die Sicherheit möchte, dass es da eh eine Therapie gibt, du nicht verrückt wirst und du holst dir die Bestätigung dafür bei anderen, da machst du dich auch von anderen abhängig, was du aber auf lange Sicht selbst erlernen solltest. (Im übrigen ist die Sorge (!) verrückt zu sein/werden - also damit ist wohl gemeint psychotisch zu sein/werden - auch nicht so ungewöhnlich für Zwangskranke - ist allerdings kaum der Fall, dass diese Krankheiten kombiniert oder aufeinander auftreten.)
Also achte darauf andere Wege zu finden um mit Ängsten klar zu kommen, anstatt Rituale, Rüchversicherung,.. z.B. kann Achtsamkeit, Selbstfürsorge gut helfen oder ich könnte mir auch vorstellen, wenn ein Baby unterwegs ist, sich mal ganz ehrlich damit auseinanderzusetzen, wie viel Eigen-sein möchte ich mir bewahren..

Ein schönes Jahr wünsche ich dir und mit Kindern kommt unglaublich viel Freude, ganz bestimmt und eben auch Sorgen und Herausforderungen, das gehört einfach auch dazu - nimm auch das neugierig und liebevoll an. Du und dein Kind ihr gehört jetzt einfach zusammen und das heißt gut auf dich zu schauen bedeutet auch gut auf das Baby zu schauen und umgekehrt.
Zuletzt geändert von SHG am Sa 2. Jan 2021, 05:43, insgesamt 1-mal geändert.
Maja_83
Beiträge: 8
Registriert: Do 31. Dez 2020, 22:00

Re: Waschzwang in der Schwangerschaft

Beitrag von Maja_83 »

Vielen Dank für deine liebe Antwort. Mit der Rückversicherung hast du tatsächlich Recht und ich musste etwas lachen dabei. Auf einer Art möchte man natürlich die Erfahrung anderer Betroffener nutzen. Aber du hast Recht. Es beruhigt einen ja nur für kurz. Und genau das muss man ja lernen. Da habe ich direkt eine Frage. Wenn ich mir nicht sicher bin, ob etwas okay und normal ist und ob ich mich zu etwas überwinden sollte, dann frage ich meinen Mann. Wenn er sagt, dass es okay ist, dann fällt es mir leichter. Sollte man das machen?
Ich habe mir tatsächlich jetzt schon drei Bücher bestellt. Unter anderem ein Arbeitsbuch. Das ersetzt natürlich keine Therapie, aber um mich mit dem Thema auseinanderzusetzen ganz gut. Oder vielleicht, damit es einfach nicht schlimmer wird. Klitzekleine Erfolge haben sich eingestellt. Ich habe es z.B. vermieden meinen Hund zu streicheln. Das klappt seit zwei Tagen mal mehr , mal weniger gut. Aber ich denke, dass das eine Übungssache ist. Ich merke auch, dass es hilft die Reaktion heraus zu zögern. Ich bemerke aber, je später der Abend und je müder ich werde, desto schwieriger wird es. Ich hoffe wirklich inständig, dass die Therapeutin sich bald meldet.

Vielen Dank nochmal für deine Einschätzung und Rückmeldung.
Jessi
Beiträge: 284
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Waschzwang in der Schwangerschaft

Beitrag von Jessi »

Hey :)
Erstmal Frohes Neues !
Ich schließe mich der Meinung bezüglich des Rückversicherns an. Tatsächlich ist das ständige beruhigen und beschäftigen mit der Thematik auch der Nährboden der Zwänge.
Mir hat das Buch "Kobold im Kopf" für den Anfang sehr gut geholfen und das würde ich auch definitiv noch mehrmals lesen, da es einem die wesentlichen Punkte gut vor Augen führt und meiner Meinung nach Mut macht ohne den Zwang zu füttern. Ein Arbeitsbuch hatte ich auch angefangen aber bisher noch einiges offen.
Wenn du schreibst, dass es sich bei dir seit der Schwangerschaft entwickelt hat und du jetzt schon dagegen vorgehst dann glaube ich dass du schnell sehr gute Fortschritte machen kannst.
Am effektivsten soll ja die Konfrontation sein, also versuche am besten dich gegen die zwänge zu stellen oder hinauszuzögern.
Medikamente sind auch nicht immer notwendig.

LG Jessi
Maja_83
Beiträge: 8
Registriert: Do 31. Dez 2020, 22:00

Re: Waschzwang in der Schwangerschaft

Beitrag von Maja_83 »

Hallo Jessi 😊
Frohes Neues! Danke auch dir für deine Rückmeldung zur Rückversicherung. Ich habe heute morgen mit meinem Mann mal darüber gesprochen. Diese Rückversicherung habe ich schon mein ganzes Leben lang. Im Beruf z.B. musste ich mich öfters rückversichern, dass ich alles richtig gemacht habe und nichts schlimmes passiert. Ich bin im medizinischen Bereich tätig. Das ist mir jetzt erst bewusst geworden. Meistens hat mein Mann mich unbewusst darin bestärkt mich rückzuversichern, damit man nicht ständig grübelt. Also denke ich, dass ich alles mitgebracht habe, um diesen Zwang in der Schwangerschaft zu entwickeln. Ich habe jetzt viel über verzerrte Denkweisen gelesen und erkenne mich total wieder. So, als wenn ich endlich wüsste, wo auch vorher mein Problem lag und es jetzt nur sichtbar geworden ist. Ich habe immer versucht es jemanden zu erklären, dass ich wahnsinnige Angdt habe, dass etwas Schlimmes passieren könnte.
Das Buch „Kobold im Kopf“ habe ich tatsächlich zuhause. Ich nehme ja zurzeit Paroxetin, aber sehr niedrig dosiert und möchte es in der Schwangerschaft nicht unbedingt hochdosieren. Vielleicht eher nach der Geburt. Was ich aber sagen wollte... als einmal ein Wechsel zu einem anderen Medikament anstand, da habe ich Zwangsgedanken entwickelt, die aber nach der Rückkehr zum Paroxetin wieder verschwanden. Von daher ist es ja garnicht so richtig, dass es jetzt erstmals auftrat. Das ist mir jetzt wieder eingefallen. Und da habe ich das Buch bestellt. Das werde ich jetzt wieder raus kramen.
Heute morgen war es schon wieder ganz schlimm. Irgendwas muss mich getriggert haben, was ich so noch nicht kenne. Was macht ihr denn, wenn es ganz schlimm wird? Für mich ist es so schlimm, dass der Zwang mir so viel Zeit raubt und ich keine Zeit für die wirklich schönen Dinge habe. Wie ist das bei dir Jessi?
Tut gut, sich die Sache mal von der Seele zu schreiben. Was hat Euch denn geholfen in Sachen Zwänge?
Liebste Grüße!
Jessi
Beiträge: 284
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Waschzwang in der Schwangerschaft

Beitrag von Jessi »

Das ist doch auch schonmal eine super Erkenntnis. Ich habe lange Zeit nicht bemerkt, dass es überhaupt trigger gibt, ich dachte immer ich reagiere willkürlich so. Allerdings habe ich durch die Therapie gelernt aufmerksamer zu werden. Ich habe jedoch immernoch nicht festes in der Hand, irgendwie passiert das mehr unterbewusst bei mir. Ich würde aber auch lieber wissen, was ich aktiv tun könnte. Insgesamt lernt man wahrscheinlich die Dinge anders wahrzunehmen und zu bewerten. Wenn es bei mir besonders schlimm war habe ich versucht es auszusitzen oder mich irgendwie abzulenken. Ich habe aber auch viel darüber gesprochen, welche komischen Gedanken in mir vorgingen.
Irgendwann habe ich mich dann mit dem Thema beschäftigt und allein das Wissen, dass es eine Krankheit ist und man ihr nicht ausgeliefert ist hat schon einen großen Schritt zur Besserung bewirkt.
Gibt es bei dir denn irgendwelche Hobbys, die du derzeit aufgreifen oder vertiefen könntest ?
Maja_83
Beiträge: 8
Registriert: Do 31. Dez 2020, 22:00

Re: Waschzwang in der Schwangerschaft

Beitrag von Maja_83 »

Hey Jessi,
ja, ich habe einen Hund mit dem ich rausgehe. Wenn es aber besonders schlimm ist, kriege ich nicht mal das hin. Obwohl ich eigentlich weiß, dass es gut wäre dann aus der Situation rauszugehen. Weil ich draußen auch wirklich frei im Kopf bin. Das ganze Spiel geht dann nur wieder los, sobald ich an Zuhause denke. Hilft dir die Therapie? Ist es eine VT? Gibt es da auch Expos? Wie lange hast du schon diese Zwänge? Hast du schnell eine Therapie begonnen? Ich denke aktiv gegen die Krankheit vorzugehen, ist schon mal ein Schritt. Und man hat nicht dieses Gefühl „dem ausgeliefert zu sein“. Heute hatte ich tatsächlich auch einen Erfolg. Mein Mann darf nämlich eigentlich nicht an dem Schrank mit dem sauberen Geschirr (soweit ist es schon 😢). Heute habe ich mir aber fest vorgenommen, dass er den Tisch deckt. Vorher hat er natürlich seine dreckige Wäsche gewaschen und Müll rausgebracht. Für mich eigentlich ein No-Go und absolut „gefährlich“. Und er hat trotzdem den Tisch gedeckt. Zwar mit viel Heulerei 🙈 Bin aber schon stolz, dass ich DAS geschafft habe. Jetzt muss er es aber natürlich öfter machen, damit ich wirklich merke, dass da nichts schlimmes passiert.
Ich denke, dass es eine Art umlernen ist. Ich fühle mich, als müsste ich mein Leben neu erlernen. Und die Bahnen, die mein Gehirn zurzeit nutzt, müssen umgelenkt werden. Jetzt bedeutet ja nich jede Türklinke Gefahr.
Nimmst du eigentlich Medikamente? Bei dir sind es Zwangsgedanken ohne Handlungen?
Hast du eigentlich auch einen Thread? Da würde ich mal gerne reinschauen, wenn ich darf. Ich geh nachher mal gucken, ja?
Schöne Grüße
Jessi
Beiträge: 284
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Waschzwang in der Schwangerschaft

Beitrag von Jessi »

Anscheinend hast du dich schon viel mit der Thematik auseinander gesetzt. Das Wissen wie der Zwang funktioniert und wie man es sich abtrainiert hat mir zu Beginn sehr geholfen.
Ich bin seit einem Jahr in VT, allerdings eher ohne Expos. Mir hilft es eher unterbewusst sehr viel. Ich merke im Nachhinein häufig, dass es eine Weile besser war und das geht relativ stetig bergauf. Expos sind aufgrund der aktuellen Situation kaum möglich und in meinem Fall auch nicht immer umsetzbar. Bei mir bezieht es sich nur auf Gedanken, die habe ich leider bereits seit meiner Jugend. Mal mehr und mal weniger ausgeprägt. Medikamente nehme ich keine, ich habe lange darüber nachgedacht und bin manchmal immernoch unschlüssig ob sie noch zusätzlich helfen würden aber andererseits ist es wohl immer besser etwas nicht zu nehmen wenn man es auch anders bewältigen kann.

Die Situation mit deinem Mann ist eine klassische Konfrontation und je öfter du sie durchziehst, desto einfacher wird es. Wie du schon selbst schreibst, es ist eine Art umlernen und das wird von Mal zu Mal leichter werden. Es ist doch schon ein riesen Fortschritt.

LG Jessi
Maja_83
Beiträge: 8
Registriert: Do 31. Dez 2020, 22:00

Re: Waschzwang in der Schwangerschaft

Beitrag von Maja_83 »

Ja, das mit den Medikamenten ist so eine Sache. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass es „schöner“ ist, wenn man ohne Medikamente auskommt. Würde das aber nicht kategorisch ablehnen, wieder aufzudosieren, wenn sonst nichts mehr geht. Finde es nur mal wieder super, dass viele mir raten die Medikamente in der Schwangerschaft hochzudosieren, aber mir keiner sagt, was ich denn eigentlich sonst gegen Zwänge tun kann. Nur Medikamente halte ich definitiv falsch. V.a. weil man dann wohl eher eine hohe Dosis nehmen müsste.
Das hört sich gut an, dass dir die Therapie hilft 😊 Ich habe vorletztes Jahr eigentlich erst eine Therapie beendet. Aber es ist so wichtig, dass es auch die „richtige“ Therapie ist. Die hätte ich mir jedenfalls schenken können. Ich vermute aber, dass ich dieses „zwanghafte” schon länger habe und dieses Mal möchte ich einen Therapeuten, bei dem ich mich gut aufgehoben fühle. Das war jetzt bei der, die mich auf die Warteliste gesetzt hat. Das stimmte die Chemie direkt und sie hat mir auch direkt nützliche Tipps am Telefon gegeben. Wir werden sehen.
Mänju
Beiträge: 25
Registriert: Fr 30. Nov 2018, 15:38

Re: Waschzwang in der Schwangerschaft

Beitrag von Mänju »

Hallo Maja,

Ich bin in einer ähnlichen Situation wie du damals!
Ich bin Schwanger und habe eine Rückfall was meine Kontrollzwänge angeht.
Ich habe dir mal eine PN geschickt. Ich hoffe das ist OK.

LG Mänju
Antworten