Konfrontation - Wie steht ihr dazu / Tipps?

Jessi
Beiträge: 284
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Konfrontation - Wie steht ihr dazu / Tipps?

Beitrag von Jessi »

Aber mittlerweile funktioniert es bei dir, so wie du es beschrieben hast, oder ?
Ist es automatisch gekommen, dass du das annehmen konntest?
Ich nehme mal an, um im hier und jetzt zu leben sollte man aufmerksamer für sich selbst und seine Umgebung werden und diese Strategie nutzen: ich sehe, höre, rieche, schmecke usw.
Mir ist gerade der Name dieser entfallen :D
Das klingt auf jeden Fall nach einem sinnvollen Ansatz.
Vielleicht hast du ja noch einige Vorschläge, ich finde deine Ausführungen meist äußerst hilfreich.
Danke erstmal dafür.

LG Jessi
welltemperedmind
Beiträge: 89
Registriert: Di 2. Feb 2021, 11:37

Re: Konfrontation - Wie steht ihr dazu / Tipps?

Beitrag von welltemperedmind »

Aber mittlerweile funktioniert es bei dir, so wie du es beschrieben hast, oder ?
Ich tue mich immer etwas schwer damit zu sagen, ob es bei mir funktioniert oder nicht. Die Zwänge sind alle so verschieden und dem einen helfen die einen Methoden und dem anderen die anderen. Ich versuche, mich immer darauf zu stützen, was anerkannte Experten zu bestimmten Problemen sagen. In diesem Fall würde ich sagen, dass es mir persönlich ganz gut geholfen hat und ich es empfehlen würde. Aber es ist schwierig und ich würde sagen, dass das Problem "Angst vorm Zwang" bzw. "Angst vor negativen Emotionen" nach wie vor meine größte Schwierigkeit ist. Diese Strategie hilft mir aber, trotzdem in meinem Leben die Dinge zu machen, die ich machen will. Vorher war es so, dass ich stundenlang gegrübelt habe, es mir dabei wirklich nicht gut ging es sehr mein Leben beeinträchtigt hat. Das ist heute lange nicht mehr so.
Ich nehme mal an, um im hier und jetzt zu leben sollte man aufmerksamer für sich selbst und seine Umgebung werden und diese Strategie nutzen: ich sehe, höre, rieche, schmecke usw.
Mir ist gerade der Name dieser entfallen :D
Ich glaube, in diesem Fall muss man selbst versuchen, zu experimentieren. Ich unterstütze die Aussage von den meisten Experten, dass Mindfulness / Meditation o.Ä. nicht als Methode zur direkten Entspannung oder Reduktion negativer Emotionen verwendet werden sollte. Dann wäre es als Zwangshandlung einzuordnen. Bei mir funktioniert sowas daher leider in der Regel gar nicht - weil ich es nicht schaffe, das Checken meiner eigenen negativen Emotionen zu unterlassen, wenn ich dabei nichts anderes tue. Dadurch wird es meistens noch schlimmer.

Mir persönlich hilft meistens sehr gut, meine Aufmerksamkeit auf irgendwas zu richten, was ich sowieso gerne machen würde. Bspw. Joggen und dabei einen Podcast hören. Wenn dann ein Zwangsgedanke, ein Trigger oder eine negative Anspannung über mich kommt, dann nehme ich sie zur Kenntnis und richte meine Aufmerksamkeit anschließend wieder auf dem Podcast. Immer mit der Einstellung im Hintergrund: "Es kann sein, dass das Gefühl / der Gedanke für immer bleibt und wenn er das tut, ist es auch ok". Mein Therapiefokus liegt meist auf Reaktionsverhinderung (sprich: nicht mit dem Grübeln anfangen und versuchen, nicht die eigenen Emotionen zu checken). Und dafür taugt mir das ganz gut. Bei Grayson heißt die Technik übrigens "Distraction und Refocusing". Es geht eher darum zu trainieren, "normal" zu funktionieren - auch wenn man sich nicht danach fühlt.

Mindfulness heißt am Ende des Tages eben nicht, sich "einfach" nur hinzusetzen und zu akzeptieren. Es kann auch heiße, hier im Moment einen Podcast zu hören, fokussiert zu arbeiten, einem Handwerk nachzugehen, ein Instrument zu spielen, einen spannenden Film zu sehen, etc., etc.. Hauptsache: Hier im Moment. Und wenn man rausgerissen wird aus dem Moment, dann versuchen, wieder gemächlich zurückzukehren. Und wenn man ständig herausgerissen wird, dann ist auch das ok. Es geht um das Versuchen, nicht, dass es perfekt funktioniert.
Vielleicht hast du ja noch einige Vorschläge, ich finde deine Ausführungen meist äußerst hilfreich.
Danke erstmal dafür.
Das freut mich wirklich sehr :).
Ich hoffe für Triangel ist das ok, dass wir hier alles vollspammen. Aber wir sind ja noch nah am Thema "Konfrontation" und wie wir dazu stehen :).
Triangel
Beiträge: 23
Registriert: Mi 9. Dez 2020, 13:58

Re: Konfrontation - Wie steht ihr dazu / Tipps?

Beitrag von Triangel »

Hi ihr beiden :)

Ja, klar! Es ist sogar sehr okay.
Ich lese fleißig mit und musste bei einem Beitrag so schmunzeln, da ich mir dachte: Meine Güte ist der Zwang gemein (also auf eine witzige Art ;) )
downtherabbithole
Beiträge: 205
Registriert: Sa 7. Nov 2020, 21:10

Re: Konfrontation - Wie steht ihr dazu / Tipps?

Beitrag von downtherabbithole »

Hallo,

erst mal: hier sind einige Sachen beschrieben, die ich sehr hilfreich finde. Danke dafür!

Ich glaube Konfrontation ist der einzige Weg da rauszukommen. Allerdings tue ich mir selber sehr schwer damit, weil ich in Zwangssysthemen arbeite und deswegen Zwangshandlungen extrem gut aufschieben kann. Expositionen werden bei mir sicherlich über mehrere Tage gehen. Zum Beispiel: Ein Kleidungsstück ist für mich mega "dreckig". Wenn ich es dann als Exposition wasche anstatt wegzuwerfen hängt es ja erst mal ein paar Tage auf dem Ständer. Dann räume ich es in den Schrank und dann liegt es da bis ich es anziehe. Wenn ich es anziehen will fühlt es sich für mich ja aber immer noch dreckig an. Dann ziehe ich es an und laufe damit herum, zwischendurch bekomme ich aber immer wieder das Gefühl das es dreckig ist etc...
Ich weiß nicht ob man dass dann jedes mal als erneute Exposition ansehen kann oder ob das eine Verkettung ist. Fange gerade erst mit Verhaltenstherapie bezüglich des Waschzwanges an, deswegen... mal sehen.
Ich habe auch im Ratgeber für Zwangsstörungen gelesen, dass bei Leuten die das schon sehr lange haben, die Expositionenn teilweise gut durchgeführt werden können, aber nichts bringen, weil man sich nicht richtig drauf eingelassen hat. Könnte mir vorstellen, dass mir das auch schon passiert ist. Etwa so: Naja, ich mach das jetzt mit der Therapeutin und wenns nicht klappt kann ich ja wieder alles putzen. In dem Moment habe ich nämlich keine Angst und brauche sie gar nicht zu überwinden. Allerdings trainiere ich damit mein Gehirn auch nicht um, sondern mache nur was ich sonst für mich auch mache.

Von Overflooding habe ich bisher nur schlechte Erfahrungsberichte gelesen und kann ich mir bei mir selber überhaupt nicht vorstellen. Das würde mich vollkommen überfordern. Ist aber vielleicht Typsache?

@Jessi
Ich muss noch mal nachfragen, spielen sich deine Zänge eher im Kopf ab oder führst du auch Zwangshandlungen durch? Oder vermeidest du einfach Situationen aufgrund deiner Gedanken?
Ich hatte mit 22 starke Zwangsgedanken durch die ich dann Vermeidungsverhalten an den Tag gelegt habe. Ich habe damals Verhaltenstherapie gemacht. Wir haben dann zum Beispiel Übungen gemacht wie Gedanken in eine Kiste legen und die dann in den Fluss werfen. Du merkst, 10 Jahre später weiß ich immer noch dass die da liegen. Sie machen mir allerdings keine Angst mehr, trotzdem finde ich das ein seltsames Verfahren. Ich glaube aber auch meine damalige Therapeutin hat nicht die besten Strategien angewandt.

Ansonsten hat mir bei den Gedanken vor allem geholfen zu lernen, sie nicht zu bewerten. Dabei hilft mir persönlich auch ein gestärktes Selbstwertgefühl, dass ich auch durch ganz andere Sachen erreichen kann. Das Vermeiden von Situationen führt aber immer zur Verstärkung der Zwänge.

Soweit ich das im Kopf habe, bewertest du deine Gedanken bezüglich deiner Familie immer sehr stark (oder bringe ich dich gerade mit jemanden durcheinander), richtig? Ich kann das Buch Overcoming unwanted thoughts von Sally M. Winston empfehlen. (Gibt es glaube ich nur auf Englisch).

Meditation zu lernen, unabhängig von der Zwangsgedankensituation, hilft dabei insofern, dass man beim Meditieren lernt, Gedanken vorbeiziehen zu lassen. Das heißt, man soll diese Entspannungstechniken zwar nicht direkt in der Situation anwenden um daraus keine Zwangshandlung zu bilden, im allgemeinen kann man aber schon Meditieren und dabei eben lernen Gedanken nicht zu bewerten. Was wiederum bei den Zwängen helfen kann.
Mir hilft Meditieren im Allgemeinen zum Wohlbefinden. Aber ich habe auch nicht das Problem dass beim Meditieren Zwangsgedanken auf mich einprasseln. Der Grund warum von Entspannungsmethoden oft abgeraten wird, ist genau der, dass viele dann von ihren Zwangsgedanken eingeholt werden und Ruhe nicht immer die erste Wahl für Zwangspatienten ist.
Jessi
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Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Konfrontation - Wie steht ihr dazu / Tipps?

Beitrag von Jessi »

Hey!

Ich würde das als fortlaufende Kette an Expositionen bezeichnen. Zumindest insofern du zwischenzeitig wieder zur Ruhe kommst, zum Beispiel wenn das Kleidungsstück gewaschen im Schrank liegt und du es dort einige Zeit belässt. Tritt in dieser Zeit ein Gewöhnungseffekt ein? Dann wäre das darauffolgende Tragen des Kleidungsstücks eine erneute Exposition. Ist natürlich nur meine persönliche Ansicht. :D

Nein, du verwechselst mich nicht. Das Thema Familie beschäftigt mich schon sehr. Allerdings ist das nicht direkt der Inhalt meiner Zwangsgedanken, doch ein enormer Trigger.
Das musste ich aber auch erst lernen. Den Umgang damit habe ich aber immernoch nicht so gut zustande bekommen.
Wie hast du es denn geschafft die Bewertung abzulegen?
Meine Zwangshandlung ist das Grübeln an sich. Also es spielt sich alles im Kopf ab.

LG Jessi
downtherabbithole
Beiträge: 205
Registriert: Sa 7. Nov 2020, 21:10

Re: Konfrontation - Wie steht ihr dazu / Tipps?

Beitrag von downtherabbithole »

Hallo Jessi,

mit Anfang 20 hatte ich sexuelle Zwangsgedanken, die heute in der Form mal noch aufploppen aber die ich dann eben vorüberziehen lassen kann ohne dass sie mich beunruhigen. Sie nicht mehr zu bewerten war denke ich ein langer Prozess aus verschienden Sachen: Einmal natürlich Therapie und Konfontation (wobei hier Konfontation einfach bedeutete zwischenmenschliche Situationenn nicht zu meiden, in denen die Gedanken aufploppten) und eben auch das Auseinandersetzen mit der Krankheit und wie Gedanken und das Gehirn funktionieren. Wobei ich sagen muss, dass meine Therapeutin damals glaube ich nicht so gut war was letzteres angeht, da haben mir Bücher deutlich mehr geholfen.
Mir hilft es allgemein von der wissenschaftlichen Seite heranzugehen, also zu wissen wie wahrscheinlich Sachen sind und wie das Gehirn funktioniert oder eben auch wie die Zwangserkrankung funktioniert. Dabei muss ich aber natürlich auch lernen der Wissenschaft zu vertrauen.

Was mir sicherlich auch noch geholfen hat sind andere psychische Probleme in den Griff zu bekommen und mehr Selbstvertrauen zu gewinnen. Ich denke das führt einfach dazu weniger Angst zu haben und sich selber mehr über den Weg zu trauen. Das ist vor allem durch jahrelange Schematherapie und Bücher passiert. Hierbei habe ich folgendes gelernt: Selbstfürsorge, Selbstakzeptanz, Abgrenzung und Nein zu sagen, Beziehungen zu führen. Das ist auch ein dauerhafter Lernprozess bei mir, nach wie vor und ich bin noch lange nicht da wo ich gerne wäre. Verhaltenstherapie ist die Therapie der ersten Wahl bei Zwangserkrankungen und ich denke auch dass man vorsichtig sein muss nicht zu viel herumzuwühlen (ist bei mir in meiner ersten Therapie sicherlich passiert) um die Zwänge nicht zu füttern, aber dennoch hat mir die Schematherapie sicher auch hier an der einen oder anderen Ecke geholfen.

Und mir hilft es durch Techniken wie Achtsamkeit und Meditation zu lernen, dass Gedanken wie Wolken sind, die vorbeiziehen wenn man sich nicht daran festklammert und das man diese wie die Formen von Wolken bewerten und interpretieren kann, aber letzendlich sind es eben einfach nur Wolken (in deren Formen übrigens jeder ein anderes Tier oder Gegenstand reininterpretiert).

Ich merke übrigens gerade auch sehr stark, dass mir der Austausch mit anderen Zwangspatienten gut tut, weil ich lerne dass Zwänge ganz unterschiedliche Formen annehmen, aber das nicht bedeutet, dass sie irgendetwas bedeuten, nur weil man denkt, meiner ist viel zu speziell, ist das überhaupt ein Zwang. Und weil der Austausch neue Lösungansätze bietet.

Ich bin es aber auch nicht losgeworden, ich hänge ja immer noch an einem Gedanken fest, der sich dann mit meinem Waschzwang verknüpft hat. Wobei mir jetzt beim Schreiben, gerade etwas gekommen ist. Ich habe Angst dass ich als Kind ein Trauma erfahren habe, dass ich vergessen habe. Darum drehen sich meine Zwangsgedanken. Das nicht zu bewerten fällt mir extrem schwer, weil ein tatsächliches Trauma für mich natürlich negativ zu bewerten wäre. Allerdings ist mir jetzt gerade gekommen, dass ich eigentlich lernen muss den als Flashback empfundenen Traum und die Angst und meine Zwangserkrankung an sich nicht als Zeichen für ein Trauma zu bewerten und zu interpretieren und mit der Unsicherheit und geringen Wahrscheinlichkeit zu leben, dass eben evtl. etwas passiert ist.

(Ich schreibe zuviel, ich muss doch unbedingt ein Buch schreiben :D).

Darf ich denn fragen, worum genau sich deine Zwangsgedanken und das Grübeln dann drehen?
Jessi
Beiträge: 284
Registriert: Fr 22. Mai 2020, 19:55

Re: Konfrontation - Wie steht ihr dazu / Tipps?

Beitrag von Jessi »

Hey!

wie sah denn die Schematherapie bei dir aus?
Mir hilft aktuell der Sport sehr gut um einen Ausgleich zu haben und einen freien Kopf zu bekommen. Hin und wieder treten dann auch Zwangsgedanken auf, welche ich aber automatisch nicht bewerte bzw die emotionale Beweisführung nicht durchführe. Zum Glück hat es auch einen anhaltenden Effekt. :)

Ist dein Waschzwang eine neue Art deines Zwangs, welcher sich herausgebildet hat oder ist er damals "übrig geblieben"?
Man liest/hört schließlich des Öfteren, dass der Zwang sich immer wieder neue Wege sucht.
Das kenne ich rückblickend auch von mir selbst.
Meine Gedanken beziehen sich immer auf meine eigenen Gefühle oder meine körperlichen Regungen. Zum Beispiel interpretiere ich in Bauchschmerzen eine Reaktion auf ein unangenehmes Telefonat mit einem Kunden, anstatt auf naheliegende Gründe wie eine zu große Mahlzeit. :lol: Oder ich bin nervös vor einem Treffen mit einer Freundin und weiß nicht wieso, ich überlege dann stundenlang woher das kommt und bekomme Angst. Das steigert sich im schlimmsten Fall so weit, dass ich das Treffen absage.

Mir hilft das Forum auch sehr, man bekommt so viel Input und verschiedene Sichtweisen. Am meisten hilft mir aber, dass man sich nicht alleine fühlt und eine Hoffnung bekommt durch zahlreiche positive Erlebnisse.

LG Jessi
downtherabbithole
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Registriert: Sa 7. Nov 2020, 21:10

Re: Konfrontation - Wie steht ihr dazu / Tipps?

Beitrag von downtherabbithole »

Hi,

nein ich habe seit ich ca. 7 bin einen Waschzwang (bezogen auf Personen, nicht Viren o.Ä.), ich weiß aber nicht warum ich das gemacht habe. Das war auch nicht besonders stark, ich konnte immer alles machen, habe mir nur einfach mehr die Hände gewaschen als andere. Irgendwie haben die sich dann während dieser Phase mit sexuellen Zwangsgedanken mit dem Waschzwang leicht verknüpft. Hab dann Therapie gemacht und war die Gedanken los bis auf eben dieser Trauma-Gedanke und dann kam noch mal eine unsichere Zeit im Leben in der sich dann auf einmal der Waschzwang total verschlechtert und komplett verknüpft hat. (Hatte damals erneut Hilfe gesucht aber keine bekommen, weil ich von den Kassen noch für Verhaltenstherapie geblockt war). Hab das dann mit Sport wieder halbwegs in den Griff bekommen und jahrelang so weiter gelebt und Zwangssysteme aufgebaut, um weiterhin Sachen machen zu können (unter extremen Anstrengungen). Im Nachinein sehe ich, dass ich es dadurch eigentlich weiter chronifiziert habe. Aber ich wusste selber zu wenig darüber wie die Zwänge funktionieren und habe wahrscheinlich auch nie die richtige Hilfe bekommen.

In private Schematherapie bin ich dann erst mal aus anderen Gründen gegangen (Beziehungsprobleme). Am Anfang alle zwei Wochen, später dann 1 x im Monat. Da geht es ja im Endeffekt darum, welche Mechanismen/Verhaltensweisen man sich als Kind so aneignet um zu "überleben" und warum ich so Probleme habe Beziehungen zu führen. Ich habe dadurch mich und andere wesentlich besser kennen gelernt und verstanden und das hilft mir selbstbewusster zu sein und bessere Beziehungen zu führen und im Job hilft es mir auch. Also es hilft mir besser durchs Leben zu navigieren. Übrigens hilft es mir auch dabei nicht immer alle Gefühle die ich hab sofort negativ zu interpretieren oder wenn jemand etwas macht das negativ auf mich zu beziehen. Könnte mir deswegen vorstellen, dass es dir vielleicht auch hilft. ABER das muss ich trotzdem sagen: meine Zwänge haben deswegen nicht einfach aufgehört, weil das Verhaltenstraining fehlte. Und das scheint zumindest bei mir richtig wichtig zu sein, vor allem weil ich mich über Jahrzente konditioniert habe.
Moneypenny85
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Re: Konfrontation - Wie steht ihr dazu / Tipps?

Beitrag von Moneypenny85 »

Ich finde Expositionen alleine durch zu führen sehr schwierig, für mich zum Teil nicht machbar. Als ich stationär war, saß mein Therapeut bei mir und ich hatte ein Gefühl von Sicherheit zurück. Zuhause ist es anders. Da hab ich schon so dermaßen Angst vor der Expo also Angst vor der Angst, dass ich es nicht aushalte, gar nicht erst beginne, also weiter vermeide, oder ich mache es und halte 5 Min aus und das ist dann das höchste der Gefühle. Man sagt ja immer, die Angst vergeht. Aber ich will nicht zuhause mit Angst sitzen, da ich Angst habe, dass die Angst immer doller wird, ich es nicht mehr aushalte und dann verrückt werde. Das ist immer meine grosse Angst, dass ich verrückt werde. Viele meiner Zwänge beziehen sich auch genau darauf.
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michael_m
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Re: Konfrontation - Wie steht ihr dazu / Tipps?

Beitrag von michael_m »

Also nüchtern betrachtet gibt es einen Punkt, wo die Angst nicht mehr größer wird, sondern eben wieder mit der Zeit abflacht.
Das hätte eigentlich eine Erkenntnis sein sollen, während deiner Expos in der Klinik. Aber anscheinend hat dir da der Therapeut (unterbewusst?) doch zu viel Sicherheit gegeben.

Wie dem auch sei, ich denke, dass du noch mal von einer ambulanten Therapie mit Expo in deinem Umfeld profitieren könntest.

Bei mir war es z. B. so, dass der Therapeut während der jeweiligen Expo im Nebenraum war. Bei meinen Kontrollzwängen hätte also wirklich noch z. B. der Herd an sein können - denn er hat auch nicht mehr nachgeschaut.
(Was aber im Umkehrschluss nicht heißt, dass ich heute problemlos Expos alleine durchführe ... Sie bleiben dennoch eine Herausforderung.)
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