Morgens habe ich keine Chance

[Miranda_L]

Ich habe einen niedrigen Blutdruck.
Wenn ich morgens aufstehe ist es so, als seien Teile meines Gehirns noch nicht eingeschaltet.
Spricht man mich zeitnah nach dem Aufstehen an und drängt auf eine Antwort, wird man entweder keine, oder eine sehr unfreundliche bekommen.
Der Grund dafür ist: Ich brauche morgens extrem viel Energie um Sprache in Sinn umzuwandeln. Das ist anstrengend! Dagegen wehrt sich das Gehirn.

Seit die Zwänge schlimmer geworden sind, merke ich, dass sie morgens ganz besonders mächtig sind.
Bringt jemand die von mir erwartete Reihenfolge von Tätigkeiten durcheinander, wird es schwierig. Konfrontiert mich jemand dann auchnoch mit etwas Angstauslösendem, ist es ganz vorbei.
Die Angst -> Zwangshandlungs - Kette beginnt und ich habe nicht die Ressourcen, sie zu stoppen.

Heute morgen hat mich mein Freund in einem Raum, der Angst auslöst, aufgehalten um sich schnell zu verabschieden. Mein Plan war, einfach schnell den Raum zu durchqueren und mir dann die Hände zu waschen.
Ich wollte also lieber einen Raum weiter gehen und da dann Tschüss sagen. Da sagt mein Freund: "Ok, ich geh dann noch man schnell aufs Klo!"
Und huscht vor mir ins Bad.
Und ich steh da mit einem halb eingeschalteten Gehirn im Flur und habe das Bedürfnis, mir die Hände zu waschen.

Als ich dann endlich ins Bad konnte, fing es dann mit dem Waschzwang richtig an. Die Seifenschale kontaminiert, die Seife kontaminiert, nicht das Gefühl alles richtig abgewaschen zu haben, dann das Handtuch kontaminiert, das Handuch austauschen, das Gefühl, mit dem neuen Handtuch irgendetwas dreckiges berührt zu haben. Neues Handtuch holen ... etc ....

Um diese Uhrzeit scheine ich autistische Tendenzen zu haben. Dinge, die mit Reihenfolge zu tun haben, sind extrem schwierig. Wird eine geplante Reihenfolge unterbrochen, finde ich erstmal keinen Plan B.
Ich kann dann sehr gut jeden Zweijährigen verstehen, der in lautes Geschrei ausbricht weil der Becher, den er sich gerade kletternderweise selber vom Tisch holen wurde, einfach von Mama in seine Hand gedrückt wird.

Das Gehirn kommt so schnell nicht mit, das verursacht Stress und durch Stress verstärken sich die Zwänge. Das vermindert einsatzfähige Gehirn kann dann die Zwänge erst recht nicht mehr handlen.

Kennt ihr sowas auch?

[OCD-Marie]

Ja.

Müdigkeit ?! Ich schätze mal, du hast keinen wirklich erholsamen Schlaf. Bist morgens nicht richtig ausgeruht. Das spielt dem Zwang in die Hände.

Und wie ist es mit Frühstück ? Vielleicht wenig oder gar nichts ? Ein niedriger Blutzucker-Spiegel lässt die Angstschwelle zusätzlich sinken.

[Collie95]

geht mir ähnlich, morgens sind meine Zwänge auch besonders schlimm, besonders wenn ich morgens Zeit habe, also zum Beispiel später an die Uni muss oder arbeiten muss, wenn ich in Eile bin dann ist es meist nicht so schlimm...auch ich habe Blutniederdruck übrigens , komme morgens auch nur sehr sehr schwer in die Gänge. Du musst dir einen "Plan B" sozusagen zurecht legen, wenn sowas wie "das Bad ist besetzt" nochmal passiert. Mir hilft es ganz gut wenn ich 20 mal nen Hampelmann mache(nicht lachen) oder du sagst deinen Freund das du die mit dem ersten Anrecht auf das Bad bist xD
was mir auch ganz gut hilft , dann sind allgemein morgendlich sportliche Betätigungen auch ohne Essen im Magen weil mein Körper dann sehr viel schneller in Schwung kommt. Auch anregende Tee's kannst du ja mal versuchen, die du dir von deinem Freund ans Bett bringen Lässt mit Rosmarin zum Beispiel hilft bei mir ganz gut. Mit Schlaf hat das ganze eigt realtiv wenig zu tun, eher im gegenteil je länger ich schlaf desto so schlimmer wirds bei mir mit der miesen Laune und diesem" Zombie" -Verhalten morgens früh...auch mit dem Blutzucker Spiegel hat das rien gar nichts zu tun, ich hab Blutniederdruck seit ich kleines Kind bin und das mit Zucker ist ein Märchen. Wie gesagt pflanzliche Sachen die anregend sind helfen mir da ganz gut morgens.

[Miranda_L]

Vielen Dank für die Antworten.

Mit wenig Schlaf hat das auch meiner Ansicht nach auch wenig zu tun.
Wenn ich nur wenige Stunden geschlafen habe, und der Körper gar nicht ganz 'runterfahren' konnte, komme ich auch nicht in diesen Zombiezustand.
Das müssen schon mindestens 6-7 Stunden sein, damit die Zombifizierung eintritt.

Ich muss morgens frühstücken, weil ich leicht in eine Unterzuckerung laufe. Habe Diabetiker in der Familie und da scheine ich etwas empfindlicher zu sein, was Unterzuckerung angeht. Deswegen scheidet Unterzuckerung als Begründung auch aus.
Allerdings ist mir bei anderen Gelegenheiten aufgefallen, dass dann, wenn eine Unterzuckerung durch ist und die Leber ihr Notfallprogramm abgespielt hat, die Zwänge reduziert sind.

Eigentlich habe ich nach dem Essen eher das Problem, dass die Zwänge stärker sind. Möglicherweise, weil mehr Energie für die Verdauung gebraucht wird.

[Collie95]

ja auch vielleicht weil du dann in eine Art Zustand des Wohlbefindens fällst und die Zwänge dann auch "leichter von der Hand gehen".
Oder es hat mit dem Essen selbst zu tun. Unter Studierenden kennt man ja in Lernphasen das Phänomen des "Schnitzelkomas". Das heißt das nach Mittagmalhzeiten die sehr kalorienund energiereich und auch fettreich (z.B Fleisch oder auch allgemein viel Fett) man danach sehr müde wird und in eine Art KOma verfällt und das Lernen nicht mehr funktioniert , weil das Gehirn abschaltett, weil wie du schon gesagt hast mehr Energie für die Verdauung verbraucht wird...dann vllt eher häufiger etwas essen und dafür leichter. Und morgens evt eine Art Ritual erfinden dass dich vom Zwang ablenken tut.