starker Drang

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Xyz99
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starker Drang

Beitrag von Xyz99 »

Hey,

ich habe immer wieder den Gedanken/Drang Gott etwas zu versprechen. Es fühlt sie so an als würde mich innerlich jemand versuchen dazu zu überreden. Es fühlt sich wie ein starker Drang an ich komme nur mit sehr sehr starker Kraft dagegen an. Ich möchte nichts versprechen, dennoch werde ich dazu gedrängt. So etwas erlebe ich zum ersten Mal, obwohl ich seit Jahren unter Zwang leide. Manchmal komme ich gegen den Drang nicht an und verspreche absichtlichSachen.
Ist das ein Zwang? Ein Zwangsgedanke oder eine Zwangshandlung?
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SHG
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Re: starker Drang

Beitrag von SHG »

Weil die Fragen jetzt schon länger unbeantwortet stehen, fühle ich auch einen gewissen Drang etwas dazu zu schreiben. Wohlgemerkt will ich sie nicht beantworten, weil ich meine, dass das auf diese Weise nicht möglich ist. Du schreibst von einem starken Drang und ich frage mich, was einen Drang von einen Zwang unterscheidet - ja und da würde ich mal sagen, ein Zwang ist noch stärker. Das ist wirklich kaum auszuhalten, dem nicht nachzugehen, wobei ich mir denke, wenn mich etwas/jemand drängt - das geht schon noch.
Ich meine es könnte für dich auch hilfreich sein, dich mal damit mehr auseinanderzusetzten, was Zwangsgedanken vs. Zwangshandlungen sind. Ich finde die Begriffe auch etwas schwer zu fassen - am ehesten konnte ich mit der Erklärung im Achtsamkeitsbuch von von Anne Külz (Dem inneren Drachen mit Achtsamkeit begegnen) was anfangen. Zwangsgedanken - die fallen einem einfach ein (sie "fallen" also fast in einen hinein) - unwillkürlich. Das passiert. Du kannst da, im Moment nicht machen. Da geht es nicht um deine Entscheidung. Es ist einfach so. Der Gedanke ist da (gewesen). Und letztlich kannst du jetzt auch sagen - ja, und jetzt ist es halt einfach so, dass ich mir darüber Gedanken mache. Passiert eben auch. Und mir geht's nicht gut damit - ich fühle mich unwohl dabei.
So wie ich das verstehe, kann man das Fatalismus nennen - eine Anschauung, dass alles schicksalhaft ist. Ich schaue mir also an, was in, um, mit mir passiert - und das ist ja auch eine Achtsamkeitspraxis - sich selbst mal einfach wahrzunehmen.
Und dann kommen ZwangsHANDLUNGEN ins Spiel - gedanklich oder tat(!)sächliches Tun. Und letztlich ist ja dabei nicht das Wesentliche, dass ich eine Handlung ausführe - das machen wir ja einfach so tausendfach ständig. Letztlich geht es darum eine Entscheidung zu treffen. Ich kann so oder so Handeln und nur ich alleine bestimme jetzt, ob ich das oder das mache.

Sorry ist wieder bissi philosophisch geworden, aber vielleicht kann jemand damit was anfangen. Ich entscheide jetzt das abzuschicken. Es gibt auch Entscheidungen, die viel unwesentlicher erscheinen - obwohl ich mir nicht sicher bin, ob sie es wirklich sind, nämlich: Hier etwas zu lesen und ...
... nichts öffentlich zu schreiben (bisher >60 mal gemacht bei dem 1. Beitrag hier)
... einfach weiter klicken, ohne Gedanken darüber zu machen
... mir recht viel darüber Gedanken machen, aber trotzdem nichts zu schreiben
...

Ich frage mich auch, ob ich durch den Austausch hier tatsächlich weniger alleine bin oder ob mir das nur so scheint
AngelaBerlin
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Registriert: Sa 27. Nov 2021, 13:51

Re: starker Drang

Beitrag von AngelaBerlin »

Vielen Dank, SHG, für deinen ausführlichen Beitrag zu einer interessanten Frage.

Ja, gibt es einen Unterschied zwischen Drang und Zwang?

Ich habe mich auch schon manchmal gefragt, was der Unterschied zwischen einer Zwangserkrankung und einer Angststörung ist. Irgendwie scheint ja mit einem Zwang auch immer viel Angst einherzugehen. Nachdem ich nun glücklicherweise schon ein paar Mal den Austausch in der Online-Selbsthilfegruppe hatte, komme ich immer mehr zu dem Ergebnis, dass der Zwang oder die Angst oder der Drang entsteht, um Schutz zu generieren.

Vielleicht willst du, Yxz99, Gott etwas versprechen, um von ihm dafür Schutz zu erhalten. Das hätte für mich eine gewisse Logik. Wobei sich die Frage stellt, ist ein Zwang logisch. Ich glaube ja. Eine gute Freundin hat mal zu mir gesagt, für deine Seele ist das plausibel. Ich wusste sofort, das stimmt!

Was wäre, wenn wir uns selbst beschützen könnten... Immer und überall. Vor denen, die uns Angst machen, bei und vor denen, die wir lieben.. und das alles ohne schlechtes Gewissen. Fühlt sich für mich nach einem richtig schönen Leben an...
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SHG
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Auferstehen

Beitrag von SHG »

Ich verspüre jetzt eigentlich kaum mehr einen Drang hier zu antworten - eher ist es jetzt schon etwas, was so im Hinterkopf schlummert, wie eine kleine noch zu erledigende Aufgabe - die mir, denke ich, was bringt und mit dem erhofften Nebeneffekt, vielleicht auch anderen Anregungen zu geben bzw. vielleicht ist es bei mir auch der etwas weniger rühmliche Wunsch, weniger alleine mit den Zwangs-Herausforderungen zu sein.

Wir haben jetzt auch mal darüber geredet, was die Zwangsstörung von der Angststörung unterscheidet und dieser Drang, etwas tuen/denken/verhindern zu müssen ist schon eher beim Zwang noch verstärkt dabei. Bei der Zwangsstörung geht es schon meist auch um ein nicht haben können oder wollen des Gefühls der Angst. Allerdings können auch ganz andere Gefühle dabei sein - etwa Ekel, Scham insbesondere auch Schuld und ganz on Top wünschen sich die meisten ein Gefühl von Sicherheit- also auch eine Intoleranz gegenüber Unsicherheit macht es aus. Vielleicht kommt das dem beschriebenen Schutzbedürfnis am nächsten. Nur, ist es tatsächlich schon ein "richtig schönes Leben" wenn ich mich sicher und beschützt fühle? Für mich ist es eher die Voraussetzung dafür und darüber hinaus darfs schon noch ein bisschen mehr sein ;) .
Im Wort Zwang steckt für mich einerseits hinten die Angst und das "Zw-" am Anfang das steht für mich für das Zweifeln. Während die Angst ein Gefühl ist, ist das Zweifeln das mitunter quälende gedankliche Beschäftigen und Ringen um zu einer richtigen Entscheidung zu kommen. Die "Zwei" im Zweifeln steht für die 2 Möglichkeiten, zwischen denen man sich entscheiden muss - das ist das Schwierige, dass es da keinen guten Kompromiss gibt oder das eine eindeutig falsch/richtig wäre - dann wärs ja einfach. Wir hören desöfteren, dass wir lernen sollten, die Angst auszuhalten - und was ist mit dem Zweifeln, wahrscheinlich sollten wir auch damit ein gutes Auskommen finden - nur nicht verzweifeln.

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag der Auferstehung, woran auch immer du glaubst.
AngelaBerlin
Beiträge: 2
Registriert: Sa 27. Nov 2021, 13:51

Re: starker Drang

Beitrag von AngelaBerlin »

Das sind sehr interessante Aspekte, die hier von dir beschrieben werden und die mich mal wieder aufhorchen lassen.. Ich kann dadurch schon auch die Unterschiede zwischen Angst und Zwang sehen. Habe heute in der Selbsthilfegruppe auch wieder Ausprägungen der Zwangserkrankung gehört, die mir völlig neu waren, die ich aber nachvollziehen konnte. Also wie sich das anfühlt, glaube ich, kann ich mir vorstellen. Die Möglichkeit in den Dialog zu gehen und offen darüber zu sprechen, ist entspannend und führt weiter...
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