Angst vor stationär

Anka
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Angst vor stationär

Beitrag von Anka »

Hallo in die runde,
Da ich nach langem Mitlesen und mittlerweile auch einigen Beiträgen gemerkt habe, wie respektvoll hier miteinander umgegangen wird, möchte ich das gerne nutzen, einmal meine Angst(mit- ) zu teilen...
Ich stehe mittlerweile seit geraumer Zeit auf Warteliste für eine stationäre Aufnahme , die (laut Aussage im märz) wohl im september/Oktober starten könnte... je näher es nun rückt desto mehr wächst meine Angst davor... hinkommen, alles fremd, in fremden zimmern/Betten schlafen, von fremden Besteck essen, dazu Maske abnehmen, Klamotten für so lange hab ich nicht also zwischendurch waschen müssen... ahrg, all das sind, neben den Gedanken und Ängsten vor den therapien an sich, grooooße Herausforderungen, wo ich gerade nicht weiß ob ich denen gewachsen bin... :shock: .... All das sind ja zwangstypische Symptome die doch eher gegen eine Therapie in der Fremde sprechen....?!?
Gibt es jemanden der/die diese Angst versteht oder vielleicht kennt oder vielleicht schon einmal überwunden hat und Tipps geben kann?
Danke schonmal und allen ein schönes, erholsames und friedliches Wochenende,
downtherabbithole
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Re: Angst vor stationär

Beitrag von downtherabbithole »

Oder es sind gerade all diese Ängste die genau dafür sprechen, eine Therapie in der Fremde zu machen.
Du darfst nicht vergessen, dort sind Ärzte die dir helfen können, dort sind Menschen die ähnliche Probleme haben wie du.
Was allerdings nicht passieren sollte, ist dass deine Ängste und Zwänge zu groß sind, so dass du dich gar nicht mehr auf die Therapie konzentrieren kannst, denn dann würdest du nicht von der Klinik profitieren. Das sagte mir mal eine Psychiaterin bei einem Vorstellungsgespräch in einer Klinik.
Aber einen Versuch ist es doch auf jeden Fall wert.

Ich kann deine Ängste verstehen. Ich selber habe schon das Problem, dass ich meinen Ausweis nicht verwenden kann (weil ich ihn nicht sauber bekomme) und deswegen nicht weiß wie ich überhaupt in die Klinik kommen soll, bzw. wie ich das dann machen soll am Empfang etc.
Ich werde mich jetzt aber trotzdem in der Klinik anmelden und dann eben genau mein Problem schildern, und dann schauen ob ich klarkomme. Man ist ja auch nicht gezwungen zu bleiben.

Ich habe allerdings auch eher das Problem, dass ich in der Fremde gut klar komme und mein Zwang das dann eher so macht, dass ich das als externen Ausflug sehe und ich das Problem habe, wenn ich nach Hause komme. Ich halte es lange aus kontaminiert zu sein aber ich kann die Grenze zu meiner eigenen Wohnung dann nicht verwischen. Deswegen frag ich mich immer wieviel mir ein Klinikaufenthalt bringt, im Notfall kann mein Zwang nämlich einfach den Cut zwischen der Klinik und meiner Wohnung machen. Wenn ich zurück komme ist dann aber keiner mehr da, der mich dann betreut, meine Sachen aus der Klinik mit meiner Wohnung zu vermischen. :roll:
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SHG
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Vermischen

Beitrag von SHG »

Ich sehe das auch so: wenn du dir sicher bist, es ist nicht gut hinzufahren, dann nicht. Wenn du sicher bist, es ist gut hinzufahren, dann hinfahren. Wenn du zweifelst, dann hinfahren.

Bzgl. der Sorge, wegen dem Nicht-Vermischen von Klinik und Zuhause.. Dass du das so klar für dich erkennst, das ist ja schon mal klasse. Und das würde ich denen dort auch so klar sagen. Und wenn die meinen, dass es darum dort nicht geht, würde ich denen klar machen, dass es DIR schon genau darum geht. Vielleicht gibt es ja auch noch andere gute Möglichkeiten um die „Welten“ zu vermischen z.B. mit Sachen mitnehmen.
Abgesehen davon, könntest du ja schon mal optimistischer Weise davon ausgehen, dass sich, wenn du von der Klinik zurück kommst etwas an deiner Zwanghaftigkeit geändert hat.
Gutes Gelingen weiterhin, beim jetzt schon an den Zwängen (wenn auch vielleicht mal „nur“ gedanklich) Arbeiten - es ist wsl. gut, wenn du die stationäre Therapie nur als eine Etappe auf deinem persönlichen Weg gegen die Zwänge siehst und nicht als etwas von dem Vorherigen und dem Danach Abgeschlossenes.
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Tim
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Re: Angst vor stationär

Beitrag von Tim »

Hallo Anka.

Deine Angst kenne ich.
Ich hatte mich sehr lange davor gesträubt.
Dann wurde ich aber von meinem Arbeitgeber etwas unter Druck gesetzt.
Ich hatte dann aber irgendwie genug "Wut" auf mich und die Zwänge das ich mich jeden Tag so rumschubsen lasse :(.

Bis kurz vorher hatte ich dann große Angst vor dem was du beschreibst.
Wobei ich Gedanken und Handlungszwänge habe.
Doch schon bei der Fahrt zu der Klinik habe ich dann versucht alles nur einmal zu machen.
Das ging dann.

Wie es dann war kannst du hier hier nachlesen.
Dort findest du eben so einen kurzen Bericht über meine Aufenthalte in der Schön Klinik.

Also wichtigsten Tipp kann ich dir empfehlen.

- keine großen Erwartungen
- versuche dich überall einzubringen( Gruppentherapie,Aktivitäten mit Mitpatienten )
- Probleme gleich mit dem Bezugstherapeuten klären und nicht warten

Mittlerweile habe ich gar keine Angst mehr vor einem Klinik Besuch.
Ich persönlich habe nur die Angst das ich kein Einzelzimmer bekomme.
Denn ohne einen sicheren Rückzugsort ist es für mich sehr sehr schwer mich
auf die Therapie einzulassen.

Rückblickend haben mir die drei Besuche alle was gebracht.

Ach so. Im Notfall wenn du denkst es geht gar nicht kannst du auch die Therapie in der Klinik
abbrechen. Dafür musst du dich nicht schämen.
Das habe ich mehrfach erlebt.
In dem Fall ist es wichtig dass du einen ambulanten Therapeut hast der dich auffängt.

Und nach einer Woche hast du dich bestimmt schon an die Situation dort gewöhnt.
Meist entwickelt sich dann eine Gruppe von Leuten denen du dich anschließt.
Dann kannst du sogar versuchen den Aufenthalt als eine Art Erholung zu sehen.

Also ich hoffe du hast genug Mut und Willen!
Lasse dich auf die Therapie ein und wage was Neues.

downtherabbithole schreibt
Ich halte es lange aus kontaminiert zu sein aber ich kann die Grenze zu meiner eigenen Wohnung dann nicht verwischen. Deswegen frag ich mich immer wieviel mir ein Klinikaufenthalt bringt, im Notfall kann mein Zwang nämlich einfach den Cut zwischen der Klinik und meiner Wohnung machen. Wenn ich zurück komme ist dann aber keiner mehr da, der mich dann betreut, meine Sachen aus der Klinik mit meiner Wohnung zu vermischen
Wenn du nicht so weit von der Klinik weg wohnst kann es gut sein daß der Therapeut mit zu dir nach Hause fährt und deine Wohnung für dich kontaminiert. Das habe ich in Bad Bramstedt erlebt. Die machen dort Fahrten bis zu ca. 100km in die Umgebung um die Leute zu besuchen.
Wenn nicht gerade Corona im Wege steht. :roll:

In der ersten Klinik wo ich war konnte man am WE nach Hause fahren.
Da kannst du dann ebenso versuchen die Kliniksachen mit deiner Wohnung zu mischen.

Ich hoffe das dies Euch hilft :)

LG Tim
Anka
Beiträge: 37
Registriert: Mo 17. Jan 2022, 21:24

Re: Angst vor stationär

Beitrag von Anka »

...puh, mein erster Gedanke:Gott sei Dank Wohn ich Recht nördlich und warte auf nen Platz in Bayern...das wird wohl (hoffentlich)zu weit sein für einen kontaminierungshausbesuch :o :lol: dafür,das kann ich mir jetzt so vorstellen,bin ich selbst nach einem stationären Aufenthalt nicht bereit/stark genug... :oops:
Und trotzdem habe ich mich bewusst für eine Klinik, weit entfernt, entschieden-um wirklich "RAUS" zu sein und eben,wenn ich erstmal dort bin,nicht so schnell zurück zu kommen....nebenbei hat die Klinik einen für mich vielversprechenden Internetauftritt...
Anka
Beiträge: 37
Registriert: Mo 17. Jan 2022, 21:24

Re: Angst vor stationär

Beitrag von Anka »

@downtherabbithole
Das mit dem Ausweis kenne ich auch,hatte das gerade erst wieder bei meiner Therapie-neues quartal = kv-Karte abgeben... :shock: aber es ging...genauso halt immer am Terminal mit der EC-Karte ... :evil: von Bargeld will ich gar nicht erst anfangen... :sick:
PetraPetra
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Re: Angst vor stationär

Beitrag von PetraPetra »

Deine Angst kenne ich nur zu gut.
Ich bekam kein Einzelzimmer und eins mit Teppich(geht für mich nienienicht) dann bin ich wieder abgereist. Eine Woche später, danke meiner Ärztin hat dann das EZ ohne Teppich geklappt. Jedoch war es die falsche Klinik für meine Zwänge.

Darf ich fragen wie die Klinik in Bayern heißt?
PetraPetra
Beiträge: 57
Registriert: Mi 22. Jun 2022, 01:27

Re: Angst vor stationär

Beitrag von PetraPetra »

Also wenn ich meinen Ausweis desinfiziere bin ich auf der Sicheren Seite. Das mach ich auch mit der Bankkarte.
downtherabbithole
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Re: Angst vor stationär

Beitrag von downtherabbithole »

Hallo,

ja das mit dem Ausweis klappte auch immer gut, bis die Dame als ich mich ummeldete den Adressaufkleber das erste mal seit Jahren komplett abgezogen hat. Darunter war dann Papiergefussel. Leider hat sie dann zusätzlich den neuen Aufkleber nicht richtig platziert. Das heißt da sind jetzt noch Papierfusseln. Da ich ja keine Angst vor Viren habe sondern vor mentaler Kontamination krieg ich das nicht desinfiziert. Also Papier krieg ich nicht sauber. :( Das ist auch das allerschlimmste, weil ich so ja nicht in den Urlaub fahren kann. Das gleiche ist mit meinem Führerschein passiert und der Reisepass ist ja sowieso aus Papier. Ich verfluche es, dass da so Aufkleberkram draufgeklebt wird, der nicht richtig abgeht. :?

Das mit dem Teppich ist auch ultra fies. Ich hatte mal eine Psychiaterin bei einem Vorstellungsgespräch in der Klinik, die hatte selber zu mir gemeint, dass die Klinik vermutlich ungeeignet wäre, weil sie leider nur Gemeinschaftsbadezimmer zum Duschen haben. Und dass sie das selber ganz schlimm findet, dass man Menschen wie uns nichts anderes anbieten kann. Weil es eben nichts bringt, wenn man dann so gelähmt vor diesen Sorgen ist, dass man sich erst gar nicht auf die Therapie einlassen kann.
PetraPetra
Beiträge: 57
Registriert: Mi 22. Jun 2022, 01:27

Re: Angst vor stationär

Beitrag von PetraPetra »

Hallo downtherabbithole,

das mit dem Papier kenne ich.....jedoch das kleine bisschen bekomme ich desinfiziert und dann ist es für mich wieder gut. Jedoch Post, Briefe usw. anzulangen ist echt ein graus.....wenn ich das säubern würde wäre ja alles kaputt. Hilft es dir wenn du den Ausweis in eine Hülle steckst die du dann abwaschen kannst?

Also Teppich ist echt der reinste Horror. Im Therapiezimmer achtete ich immer darauf das sie ja nicht den Teppich berührt und dann das Therapiebuch. Sie stellte auch immer ihren Wecker unten am Teppich ab. Beim nächsten mal wollte sie ihn auf mein Nachtisch stellen und da bat ich sie es zu lassen. Natürlich musste ich ganz genau erklären wieso und weshalb.

:roll:
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