Bin neu dabei!

irena

Re: Bin neu dabei!

Beitrag von irena »

Hallo Yorge!

Meine Befürchtungen mit dem (meist nur befürchteten) Schimmel ist das "Kontaminieren". Ich fasse an den Blumentopf (s. unten), danach ohne Händewaschen auf meine Couch, dann ist die "suspekt" etc. Also das Verbreiten ist meine Angst, ich habe aber keine Bedenken, dass mich der Schimmel krank machen könnte, ich würde ihn lieber essen, als ihn zu verbreiten. Ist aber eh total bescheuert, weil Schimmelsporen sowieso überall durch die Luft fliegen...

Auf meiner Terrasse habe ich einen dunkelgrauen Blumentopf; da sehe ich plötzlich lauter weiße Punkte außen - da geht die Spirale los - sind das Aussalzungen / Kalk oder ist das Schimmel? Ich könnte ganz konkret diese Pflanzen im Winter nicht wieder reinholen und dann diese suspekten Töpfe im Wohnzimmer haben!

Das mit dem Garten kann ich gut verstehen - aber da habe ich bei mir gleich einen Riegel vorgeschoben - das ist Natur!!! Manchmal macht irgendein Tier auch sein Geschäft in unserem Garten - ein Marder, Igel oder so - kann das aber gut wegmachen, halt mit Gummihandschuhen, und mache mir keine Sorgen darüber, ob noch letzte Spuren zurückgeblieben sein könnten. Man kann es sowieso nicht unter Kontrolle bekommen - es ist Natur, es ist Leben! Gut, dass Du wieder in den Garten kannst und auch mit den Gartenklamotten ins Auto steigst!
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OCD-Marie
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Re: Bin neu dabei!

Beitrag von OCD-Marie »

Auf meiner Terrasse habe ich einen dunkelgrauen Blumentopf; da sehe ich plötzlich lauter weiße Punkte außen - da geht die Spirale los - sind das Aussalzungen / Kalk oder ist das Schimmel?

Was ist "Schimmel" ?
das ist Natur!!!
Man kann es sowieso nicht unter Kontrolle bekommen - es ist Natur, es ist Leben!
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Yorge
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Umdenken

Beitrag von Yorge »

Mir tut das (wiederholte) Lesen und Denken an diesen Thread echt voll gut. Das Verstanden-werden und das Empfinden von Sympathie dabei fühlen sich sehr wohlig an. Auch ich neige dazu, das was ich von den anderen lese, gleich mal v.a. gedanklich richtig zu stellen. Ich versuche es aber trotzdem einfach mal so stehen zu lassen, als etwas, was im Moment eben für die/den anderen so ist. Mir erscheint ja selber manches von dem was ich tue oder denke (v.a. im Zus.hang mit dem Zwang) als unsinnig und trotzdem muss es halt im Moment für mich gerade so sein (so wie an anderer Stelle ja schon über den Un/Sinn des Zw. diskutiert wird).
Was ich dennoch möchte, sorry für mein Oberlehrerhaft-Sein Irena, dass du aufhörst mit dem “total bescheuert“. So sollte niemand und auch nicht du selber mit dir reden. Du hast dir da was Übertriebenes angewöhnt und v.a. gefühlmäßig geht das eben nicht so leicht weg. (Ich würde sagen: Immunkompetente sollen Schimmel meiden/behandeln lassen, wenn sie ihn eindeutig mit freiem Auge sehen. Und Punkt. Aber... - Nein, auch das Zweifeln und die Angst sind zu begrenzen.)
Als der Garten noch komplett Tabu für mich war, ist eine nahe Angehörige, nachdem sie draußen was angegriffen hatte herein und hat den Vorhang zu gemacht. Ich habe 2-3 Jahre lang den Vorhang ausschließlich mit Taschentuch als Barriere od. mit danach Händewaschen Auf- und Zugemacht. Als ich vor einigen Wochen zu Üben begonnen habe, war das eines von dem Ersten, was ich wieder normal tat, den Vorhang normal anzugreifen und auch danach alles anzugreifen ohne Händewaschen. Da musste ich mir aber vorher eingestehen, dass das damals vor ein paar Jahren eine falsche Entscheidung war. Und ich deswegen x-mal den Vorhang nicht berührt habe. Ich habe jetzt mir den damaligen Moment vergegenwärtigt und die Entscheidung nochmals neu - gott-sei-Dank - anders getroffen. Die Anspannung beim Berühren des Vorhangs verging etwas verzögert, ist jetzt aber weg.

Falls wir dazwischen nicht mehr voneinander Lesen, wünsche ich dir einen guten Einstieg in die SHG. Mir tut das Üben eines wohlwollenden Miteinanders in meiner SHG recht gut. Auch, dass ich die davon geprägte “Sprache“ auch mit mir selber nicht verlerne und verbessere.

Wir können uns aber auch gerne noch über den Schimmel austauschen, wenn es hilft damit wir einen Umgang damit finden, der für dich passt. Mich hat bisher Schimmel relativ wenig Sorgen gekostet..
Das gute Leben .. ist eine Richtung, kein Ziel. [Carl Rogers]
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OCD-Marie
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Re: Bin neu dabei!

Beitrag von OCD-Marie »

Stimmt, es ist gerade so.

Das bedeutet aber nicht, dass wir die Augen davor verschließen sollten, was da gerade ist. Ich finde im Gegenteil - wir sollten uns diesen ganzen "Wahnsinn" jeden Tag auf´s neue vergegenwärtigen. Was wir da so tun.
Und ich finde, in Irenas Betrag wurde das auch total offensichtlich. Wir nehmen eine Sache (hier "Natur") und spalten sie gedanklich in zwei Teile auf. Und nennen den einen nun "böse". Oder anders ausgedrückt: Wir nehmen eine Kiste Äpfel, nehmen einen davon heraus und beharren darauf, dass dies nun eine "gefährliche" Orange sei. Dabei ist und bleibt der arme Apfel einfach nur ein Apfel... Aber wir wollen darin künftig eben eine Orange sehen. Verrrückt, nicht ?

"...es muss halt im Moment für mich gerade so sein" ?

Es muss ? Wirklich Yorge ? Vielleicht sagen wir besser: "es ist im Moment gerade so für mich".
Aus Sicht des ("kranken") Denkens ist unser Tun weder blödsinnig, noch übertrieben, noch total bescheuert. Wir glauben wirklich, dass da eine Gefahr bestünde, die unter allen Umständen vermieden werden muss. Aber es ist eben nur ein Glaube.

Wer´s nicht glaubt: probiere einfach mal, auf etwas was du für total blödsinnig hälst mit Angst zu reagieren. Es wird dir nicht gelingen.

Das liegt ganz einfach daran, dass Gefühle nicht "einfach so" entstehen, sondern die Folge von Gedanken, Beurteilungen/Bewertungen sind. Meist sind wir uns dieser Gedanken, Beurteilungen/Bewertungen jedoch nicht bewusst. Weil sie oft automatisch und vor allem sehr schnell geschehen. Und bevor wir uns im klaren darüber werden können, was da gerade gedankentechnisch abgelaufen ist, sind wir schon damit beschäftigt, auf unsere dadurch hervorgerufenen Gefühle zu reagieren...

Hey Yorge, noch´n Tip: nach drei Jahren Vorhang nicht mehr anfassen darf man den auch ruhig mal in die Waschmaschine stecken. Du wirst dich vielleicht wundern - er ist nicht wirklich grau ! :D
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Yorge
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Zwang vs. Realitätsverlust

Beitrag von Yorge »

Eine Verkennung der Realität, wie du sie ein deinem Apfel-Orangen-Vergleich darstellst, sehe ich (und auch andere :roll: ) weder bei mir noch bei dem was ich bisher von Irena gelesen habe.
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OCD-Marie
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Re: Zwang vs. Realitätsverlust

Beitrag von OCD-Marie »

Hallo Yorge,

Toxoplasmose. Dein Orangen-Apfel heisst Toxoplasmose.

Es gibt nahezu unzählige Möglichkeiten anderen zu schaden. Durch unzählige Handlungen. Durch die Freisetzung oder Übertragung unzähliger Viren, Bakterien, Parasiten... Aber während 99,999999999999999 Prozent als normales Lebensrisiko betrachtet werden, die die eigene Lebensführung nicht oder nicht nennenswert einschränken, gibt es da dieses eine Risiko unter allen, für das man bereit ist sein Leben einzustellen, nur um es zu vermeiden.

Klar, dieses Risiko gibt es. Das ist real. Aber wie hoch ist es wirklich ? Rechtfertigt die Möglichkeit die Einschränkungen, die man dafür in Kauf nimmt ? Ist das wirklich eine realistische Betrachtung ?

Ich habe mal nachgeschaut, was das Robert-Koch-Institut zu Toxoplasmose so schreibt.
Der Parasit ist recht verbreitet. Antikörper haben etwa 20,0% in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (18-29 Jahre) und 76,8% der Senioren (70-79 Jahre). Also kommen mehr als 3 von 4 Menschen im Laufe ihres Lebens mit diesem Parasiten in Kontakt.
Das ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der Hauptinfektionsweg der Verzehr von rohem oder ungenügend behandeltem, zystenhaltigem Fleisch bzw. Fleischprodukten ist, gefolgt von der Aufnahme über kontaminierte Nahrung (äußerlich) bzw. Erde (z.B. bei der Gartenarbeit).
Als wichtigste Infektionsquelle gelten Fleisch vom Schwein, von kleinen Wiederkäuern (Schaf, Ziege), von Wildtieren und Geflügel.
"Genügend" behandelt wäre Nahrung aber erst bei einer Frostung von -21 °C bzw. ein 20-minütiges Erhitzen mit Kerntemperatur von mindestens 50 °C.
Anders ausgedrückt: so gut wie jedes frisches Stück Fleisch, welches man zu Hause oder im Restaurant zubereitet ist nur ungenügend "behandelt" und damit potentiell infektiös !

Man geht ferner davon aus, dass sich lediglich ca. 1% der Schwangeren während der Schwangerschaft erstmalig infizieren, was bei etwa 27 % der Kinder zu klinischen Symptomen führt - also gerade einmal bei 0,27 % aller Schwangerschaften !

Berücksichtigt man dann auch noch, dass für eine "Ketten-Infektion" (Gartenerde -> Kleidung/Hände -> Geld/Vorhang/Fahrstuhl -> ? -> ... -> Schwangere am Ende auch noch genügend "Material" vorhanden sein muss (ein Parasit genügt nicht, es müssen schon hunderte oder tausende sein...) und sich die Schwangere auch nicht die Hände waschen darf... dann lässt sich die Wahrscheinlichkeit noch nicht einmal mehr im Promillebereich messen.
Ganz abgesehen davon, dass sich die "Verursacher-Kette" niemals zu dir zurückführen liese. Was ja eigentlich auch notwendig wäre, da Angst ein höchst egeoistischens Gefühl ist. Denn die Angst dreht sich letztlich immer um einen selbst (auch wenn manche geneigt sein mögen zu entgegenen, dass man auch Angst um andere haben kann - aber das ist dann vielleicht doch mehr Sorge), um den eigenen Verlust von Geld, Gesundheit, geliebten Menschen, dem eigenen Leben.

Und trotz all dieser Fakten schränkt man sein eigenes Leben so massiv ein ? Geht nicht mehr in den Garten. Hat Probleme mit der normalen Lebensmittel-Zubereitung. Probleme, Geld anzufassen. Die Verpackung von Lebensmittel (Eis) anzufassen. Probleme mit dem Aufzug zu fahren. Vorhänge jahrelang nicht mehr normal anzufassen. Und sicher noch einiges mehr...

Und all das entspringt einer realistischen Sichtweise ? Wirklich ?
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