Umgang mit Partner

Birgit
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Umgang mit Partner

Beitrag von Birgit »

Hallo Zusammen,

mich würde mal interessieren wie Eure Partner mit Eurer Zwangserkrankung umgehen.
Ich hab leider ständig Streitereien weil nach 2 Jahren meiner Zwangserkrankung anscheinend immer noch nicht angekommen ist... wie es mir geht. Mein Hauptproblem an Zwängen ist die Angst vor Blut (bring das mit HIV in Verbindung) .
Somit sind Sachen auf dem Fußweg wie ein gebrauchtes Taschentuch das evtl. voll Blut sein könnte oder ein gebrauchtes Pflaster oder evtl. rote Flecken auf dem Boden ein riesen Problem für mich. Werfe dann meine Sachen in die Wäsche und meine Waschzwänge fangen an.... im schlimmsten Fall werden die Schuhe entsorgt.
Jedes mal in so einer Situation darf ich mir von meinem Mann anhören.... was würdest du machen wenn ein Kind ein Unfall hat.... würdest du dann auch daneben stehen und es verbluten lassen..... oder wenn sich irgendjemand andres verletzen würde. Würdest dann auch nichts unternehmen?
Ich Versuch im jedes mal die Situation zu erklären, dass ich helfen möchte... es aber nicht könnte.
Ich würde helfen indem ich den Notruf anrufen würde.... aber zu mehr wäre ich einfach nicht fähig.
Mein Mann ist ansonsten ein Lieber und unterstützt mich auch viel. Aber in den Zwängen was Blut betrifft hat er so wenig Verständnis.... das ich einfach nicht mehr weiter weiß.
Oft sage ich dann.... wär ich mal im Rollstuhl und könnte nicht laufen.... wäre das ganz natürlich das ich nicht zu dem verletzen hinlaufen könnte.
Aber solche Vergleiche bringen leider gar nichts.
Wie geht ihr mit solchen Situationen um?
Mir tut es einfach nur weh und macht mich traurig.

Gruß
Birgit
downtherabbithole
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Registriert: Sa 7. Nov 2020, 21:10

Re: Umgang mit Partner

Beitrag von downtherabbithole »

Hallo Birgit,

schön wieder von dir zu hören. Ich habe mich schon gefragt, wie es dir geht.
Hattest du eigentlich den Klinik Aufenthalt gemacht oder habe ich das falsch in Erinnerung?

Wie du ja weißt gibt es bei mir und meinem Freund auch öfter Streitereien wegen der Zwänge. Es kann auch so nicht weiter gehen, da ich ihn viel zu sehr in die Zwänge mit einbeziehe. Er versteht leider schlecht, dass er mit meinem Zwang nicht diskutieren sollte. Wenn er etwas unlogisch findet fängt er an darüber zu diskutieren, aber das macht ja alles nur schlimmer. Eigentlich findet dann eine riesen Diskussion zwischen ihm und meinem Zwang statt. Das ganze ist sehr anstrengend für uns beide. Ich habe ihn auch schon ein Buch lesen lassen, aber das hat nicht lange gehalten. Er tendiert aber generell dazu Sachen auszudiskutieren und ich glaube es fällt ihm einfach sehr, sehr schwer es sein zu lassen. Das ist ein Automatismus, dass er da jedes mal so reagiert. Er müsste sich das eigentlich abtrainieren, aber das würde natürlich auch Arbeit für ihn bedeuten.
Jedes mal in so einer Situation darf ich mir von meinem Mann anhören.... was würdest du machen wenn ein Kind ein Unfall hat.... würdest du dann auch daneben stehen und es verbluten lassen..... oder wenn sich irgendjemand andres verletzen würde. Würdest dann auch nichts unternehmen?
Ich Versuch im jedes mal die Situation zu erklären, dass ich helfen möchte... es aber nicht könnte.
Ich würde helfen indem ich den Notruf anrufen würde.... aber zu mehr wäre ich einfach nicht fähig.
Im Endeffekt weißt du nicht, wie du reagieren würdest. Ich würde deinem Mann in einem ruhigen Moment unanbhängig von der Situation sagen, dass er bitte diese Aussage und den Vergleich lassen soll. Damit ist weder dir noch ihm geholfen. Du hast eine Krankheit, da kann es durchaus vorkommen, dass man jemand anderen nicht helfen kann, du muss momentan vor allem Dingen eins: dir helfen. Es gibt auch Leute die können kein Blut sehen und kippen einfach um. Es gibt auch Leute die kippen nach der Ersthilfe an einem Unfallort um. Also was ich damit sagen möchte, letzendlich weiß keiner von uns, wie er in so einer Extremsituation reagieren würde. Allein deswegen ist es unnötig damit moralisch Druck aufzubauen (denn im Endeffekt kommt das so rüber, oder?). Ich musste übrigens mal ins Krankenhaus weil ich umgekippt bin, da ich auf dem Boden lag, war ich dreckig, also ganz schlimm für meinen Zwang. Trotzdem habe ich es in der Notsituation geschaft mich ins Bett zu legen, mich vom Krankenwagen abholen zu lassen und in einem Rollstuhl zu sitzen. Mich haben zwar in dem Moment an allen Ecken die Zwänge getriggert aber gleichzeitig war es auch ein bisschen egal.
Mein Mann ist ansonsten ein Lieber und unterstützt mich auch viel. Aber in den Zwängen was Blut betrifft hat er so wenig Verständnis.... das ich einfach nicht mehr weiter weiß.
Oft sage ich dann.... wär ich mal im Rollstuhl und könnte nicht laufen.... wäre das ganz natürlich das ich nicht zu dem verletzen hinlaufen könnte.
Ich glaube das fiese an Zwangsstörungen ist, dass es für Menschen denen ihr Gehirn anders tickt einfach gar nicht verständlich ist. Und für uns ist es manchmal gar nicht verständlich, warum die das nicht verstehen, weil unser Gehirn ja eben anders tickt. Wenn jemand nie klebrige Gedanken erlebt hat oder Ängste in einem höhren Ausmaß, wie will der das dann nachvollziehen können? Ich kenne aber auch wenige Leute, die sich ein klein bisschen besser reinversetzen können, weil sie selber sehr ängstlich sind und viel nachdenken. Ich habe eine Freundin die ist so, die ist auch selber fast leicht hypochondrisch, die kann meine Gedankengänge besser nachvollziehen (nicht in die Tiefe, aber einen Teil). Die interessiert sich aber auch für Psychologie und ich denke deswegen kann sie auch besser annehmen, dass es keinen Sinn macht dem Zwang was zu erklären. Die kommt gar nicht auf die Idee mit mir zu diskutieren oder irgendetwas blödes dazu zu sagen. Allerdigs wohnen wir natürlich nicht zusammen, vielleicht ist man dann auch irgendwann so angenervt das man selber gar nicht mehr kann. :(

Den Vergleich mit dem Rollstuhl habe ich auch schon gebracht. :?
Birgit
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Registriert: Di 5. Okt 2021, 19:17

Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Birgit »

Liebe Downtherabbithole,

schön auch von Dir zu hören und danke für Deine schnelle Antwort die ich übrigens sehr gut finde.
Genau so werde ich es machen... ihn in einem ruhigen Moment erklären, dass er mit solchen Aussagen nur Druck aufbaut und keinem geholfen ist und man nicht weiß wie man wirklich in so einer Situation reagieren würde.

Ja, Du hast es richtig in Erinnerung.
Ich war jetzt 11 Wochen stationär in Behandlung.
Bin seit 5 Wochen wieder zu Hause.
Leider war der Therapieerfolg nicht so wie gewünscht.
Insgesamt würde ich sagen eine minimale Verbesserung. Vielleicht 5%.
In meinem Abschlussbericht wurde mir empfohlen in einem halben Jahr wieder zu kommen.

Da ich ihn soviel Bereichen Zwänge habe und die Zwänge soviele Std. am Tag beanspruchen, hat mir die Sozialstation in der Klinik empfohlen Erwerbsminderungsrente zu beantragen.
Mein Krankengeld läuft dieses Jahr im Nov. aus und wenn es blöd läuft und ich tatsächlich nicht vermittelbar bin, würde ich auch kein Arbeitslosengeld bekommen. Deswegen soll ich die Erwerbsminderungsrente beantragen.
Die mir dann hoffentlich für ein oder zwei Jahre genehmigt wird.... in der Hoffnung, dass es mir dann irgendwann besser geht und ich wieder arbeiten kann.
Leider muss ich laut der Rentenversicherung vor Antrag eine Reha machen und kann somit nicht wieder zurück in die Klinik.
Erst dann kann ich den Antrag stellen.
Den Antrag auf Reha habe ich bereits gestellt und warte nun gerade auf die Zusage die hoffentlich kommt.

Des weiteren bereitet mir gerade noch ein andres Thema ziemliche Bauchschmerzen.
Meine Arbeit hat mir ja im Nov. 2021 gekündigt gehabt wegen Eigeninsolvenz.
Wir waren in der Firma 120 Leute.... und 90 Leuten wurden gekündigt. Darunter auch ich.
Die anderen 30 Leute versuchen so gut es geht weiter zu arbeiten.
Ich war ja schon seit Juni 2021 krank geschrieben.... aber da die Arbeit ein Traumjob war, nahm mich das total mit das ich gehen musste.

Und jetzt stell Dir vor, wollen sie mich doch tatsächlich wieder haben ..... nicht mehr ganztags wie gehabt sondern halbtags. Aber meine Aufgaben wären ungefähr die gleichen.
Also weiß ich was auf mich zu kommt.
Kenne natürlich auch die Kollegen. Was neu für mich wäre, wär der Arbeitsplatz weil die Firma im Dez. umgezogen ist.

Mein Mann meint... ich soll es probieren, wenn ich Druck habe und funktionieren muss, dann würde es vielleicht auch klappen und ich hätte automatisch nicht mehr so viel Zeit für meine Zwänge.

Ich hab nur Bauchweh, wenn ich dran denke.
Einerseits möchte ich natürlich zurück in meinen Beruf wo ich total zufrieden war. Aber andererseits bekomme ich ja zu Hause nicht mal die kleinsten Dinge auf die Reihe.
An manchen Tagen sind es ca. 8 Std wo mich die Krankheit auf Trab hält.
In der Arbeit müsste ich auf alle Fälle die Post machen und bearbeiten.
Ich kann ja zu Hause nicht mal den Briefkasten ausleeren, weil ständig irgendwelche Flecken auf den Umschlägen sind, wo ich nicht weiß was es ist.
Dann mach ich oft die Briefe nur mit 1x Handschuhen auf und muss danach ewig meine Hände waschen.
Wie soll ich das dann bitte auf der Arbeit hinbekommen.
Und dann wären da noch meine Kontrollzwänge. Ich könnt ja nicht mal auf die Toilette gehen wegen dem Wasserhahn. Von meinen Waschzwängen wollen wir ja gar net reden.
Auch wissen meine Kollegen nicht das ich Zwänge habe, ich habe ihnen damals erzählt ich hätte starke Depressionen und Ängste.
Was ja auch nicht gelogen ist.
Aber verheimlichen lassen sich die Zwänge jetzt nicht mehr.... also müsste ich es sagen.

Ich weiß gerade echt nicht ob ich es probieren soll oder nicht.
In mir drin schreit alles.... tu es nicht... Du bist noch lange nicht so weit.
Aber andererseits würde ich die Chance verpassen meinen Job wieder zu bekommen.
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Tim
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Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Tim »

Hallo Birgit.

Magst du schreiben in welcher Klinik zu warst und was die so gemacht haben?
Das würde mich sehr interessieren.

Gerne in einem neuen Thread oder mit privat wenn du dich nicht traust.
:)

Ich will ja bald wieder in eine Klinik gehen.

Das was du sonst schreibst kann ich gut verstehen.
Ich freue mich für dich das du einen Partner hast der dich unterstützt und dich so wie du bist toleriert.
Solche Fragen wie dein Partner kenne ich auf andere Weise.
Ich finde das zeigt wie schwer es für "Fremde" ist sich in "uns" Zwängler hinein zuversetzen.
Vieles ist eben einfach zu "komisch". Das sprengt das "normale" was man sich eben selber vorstellen kann.
Doch wie gesagt. Schön das du bei den meisten Sachen unterstützt wirst.
Letztlich bist du ja hilflos in so einer Situation. Du bräuchtest selber Hilfe.
Alles gute Dir.


Beste Grüße
Tim
Birgit
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Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Birgit »

Hallo Tim,
ich war in der Klinik in Windach.
Diese ist auf Zwänge spezialisiert.
Es gab sehr viel Gruppentherapie...4x die Woche.
Insgesamt gab es 2 Zwänglergruppen für Erwachsene mit je 10 Leuten und eine Zwangsgruppe für junge Leute.
Glaub die ging vom Alter her so bis ca. 25 Jahre.
Du musstest 3x die Woche eine Standartübung machen die hast Du Dir selber rausgesucht. (Also mit welchem Zwang du diese Übung machen möchtest. Der Zwang sollte ungefähr von einer Skala von 1-10 ca. eine 5 hoch sein.)
Dann solltest du jeden Tag einen Bodyscan machen und musstest diesen auch 1x in der Gruppe anleiten.
Eine Biografie über Dich haltest Du ca. in der 6 Woche und dann folgt ein oder zwei Wochen später der Floodingvertrag.
Dann bist du ca. in der 8 Woche im Flooding für 2 Wochen.
Hierzu bekommst du eine Co-Therapeutin zur Seite gestellt.
Diese macht mit Dir 2 Wochen Übungen die Du in Deinem Vertrag aufgenommen hast. Man fängt immer mit den schlimmsten Zwängen an sich zu überreizen.
Ah und jeden Freitag machst du mit der Gruppe einen Ausflug der Pflicht ist.
Dieser kann in die Stadt gehen, ins Kino, zum Bowlen, zum Minigolfen... je nachdem für was sich die Gruppe halt entscheidet.
Du hast 2x Einzeltherapie in der Woche. 1x 45 Minuten und 1x 25 Minuten. Dann gibt es da nach eine Körperwahrnehmungstherapie 1x die Woche.
Sport ist 2x die Woche Pflicht.... wer will kann natürlich mehr machen.

Für Kassenpatienten gab es Doppelzimmer.
Falls jemand ein Einzelzimmer wollte, musste man glaub ich für das billigste 96,- Euro pro Tag drauf zahlen.
Ansonsten gab es für privat Versicherte natürlich Einzelzimmer.
Privat- und Kassenpatienten sitzen getrennt.

Falls Du noch Fragen haben solltest.... dann nur zu!

LG Birgit
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Tim
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Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Tim »

Hallo Birgit.

Das hört sich ähnlich wie im ÖHK Mühlhausen an wo ich mal war.
Das mit dem Vetrag kenne ich.
Wie findest du das? Hat dich das motiviert? Bei mir war das zwar irgendwo eine Art Mahnung aber
richtig geholfen was zu ändern hat es kaum.
Bei denen gab es eben so das man ein mal die Woche was unternommen hat.

Was genau hat dir denn gefehlt?
Wie fandest du die Gruppentherapien?

Bei mir war damals das Therapeutenverhältnis nicht so gut und ich hatte Probleme ihr
das mitzuteilen was ich für Probleme habe und was mir hilft. Dazu war die damals sehr stur.

Der Preis für ein Einzelzimmer ist irgendwo witzlos.

Ich hätte keine 5000 Euro mal eben locker um 9 Woche da zu sein.

Konntest du schon eher in diese Floodingphase wechseln?
Ich wollte damals gleich sofort anfangen doch die T. hat es mir nicht erlaubt.
Das hatte sich dann als Fehler erwiesen. Denn nach 9 Wochen Klinik war ich moralisch fertig.
Wegen den Patienten teilweise und wegen der T.

wie waren denn dort die Patienten so?

Danke!

LG tim
Birgit
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Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Birgit »

Hallo Tim,

das mit dem Vertrag hat mir ehrlich gesagt total Angst gemacht.
Ich wollte mich schon mit meinen Zwängen konfrontieren.... allerdings halt so.... ich sag mal wie es jemand machen würde ohne Zwang..... aber das würde laut Therapeuten nicht viel bringen.
Z.B. hab ich Probleme mit Tanken. Ich habe Angst es könnte auf meine Anziehsachen oder auf meine Schuhe etwas vom Benzin versehentlich kommen.
Eigentlich tankt seit 2 Jahren mein Mann für mich.
Aber wenn ich mal net drum rum komm und ich selber gehen muss, dann ziehe ich halt beim Tanken Einmalhandschuhe an und mach wenn ich fertig bin noch evtl. meine Hände dann nach dem Zahlen mit einem Desinfektiontuch sauber.
Wenn ich mein es ist irgendwas auf meine Kleidung gekommen ziehe ich mich daheim um und gebe die Kleidung in die Wäsche.
Mein Gedanke war... ich tanke ohne Handschuhe, mache nichts sauber und zieh mich nicht um, falls ich meinen sollte es ist was an Benzin an mich hingekommen. ... wie es halt jeder normale auch machen würde.
Aber meine Co-Therapeutin meinte das wär keine Überreizung und ich müsste mir Benzin auf die Hände tun... dürfte mit einem trockenem Taschentuch einmal kurz drüber und müßte im Auto dann alles anlangen. Das wollte ich aber nicht machen, da ich einen Enkel von 2 Jahren habe und der oft bei mir vorne im Auto sitzt und am Lenkrad spielt während meine Tochter z. B. Einkäufe erledigt.
Somit hab ich nur ca. die ersten 3 Tage Übungen mit Überreizung gemacht... danach nur Konfrontationsübungen. .... weil ich mich auf vieles nicht einlassen konnte.
Aber das war kein Problem. Ich würde zu nichts gezwungen.... und machte nur das, wozu ich auch bereit war.
Z.B. habe ich Probleme mit meinem Fenstern im Auto.... wegen meinem Kontrollzwang.... auch habe ich Probleme beim Parken mit dem ersten Gang einlegen.
Meine Idee.... ich leg den ersten Gang ein, mach alle Fenster runter und hoch und sperr das Auto ab. Alles in einer normalen Geschwindigkeit ohne danach zu kontrollieren.
Aber laut Therapeutin... sollte ich ein oder zwei Fenster ca. 10 cm auflassen und das Auto nicht absperren.... für ca. 24 oder 48 Std.
Aber wie gesagt.... es gab keinerlei Auseinandersetzungen, wenn ich was nicht machen wollte.

Das die Gruppentherapie so oft in der Woche statt gefunden hatte, fand ich persönlich nicht so gut.... da ich viel zu kämpfen hatte... mir nicht noch von anderen einen Zwang anzueignen.
Das Flooding konnte man nicht vorziehen.
Hat meistens so in der 8ten Woche stattgefunden.
Ich hätte mir gewünscht ich hätte von Anfang an eine Co-Therapeutin bekommen um meine Zwänge täglich abzutrainieren.
Mit meiner Psychologin bin ich super ausgekommen.
Haben auch in den 11 Wochen viel erarbeitet..... allerdings finde ich einmal die Woche 45 und 25 Min. zu wenig. ​
Ansonsten war jeder total nett.... und alle haben sich große Mühe gegeben... . das die Patienten Erfolge haben.
Essen war genial..... kurzfristige Änderungen von mir waren kein Problem.... sowie der Nachschlag war auch ohne Probleme.
Die Klinik selber war total sauber..... also sowas hatte ich selten gesehen.
Fazit: Wenn man sich voll auf das Flooding einlässt habe ich bei einigen Patienten Erfolge miterleben können.
Die Klinik würde ich selbst als sehr empfehlenswert bewerten
Anka
Beiträge: 37
Registriert: Mo 17. Jan 2022, 21:24

Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Anka »

Hallo Birgit, hallo Tim, hallo "runde" ;)
Wie schon an anderer Stelle geschrieben, warte ich auf nen klinikplatz, voraussichtlich. Im Oktober wird es los gehen und wird für mich der erste Aufenthalt sein, vor dem ich schon auch echt bammel habe...Darum verfolge ich hier aufmerksam und interessiert eure Kommunikation... :oops:
Darf ich fragen was dieses " flooding" ist...?
Mit " überreizung" käme ich GAR NICHT klar, schon "einfache" expositionen in der therapie stressen mich dermaßen...
Ich bin, auch wenn es irgendwie auch meine Ängste und Unsicherheiten bzgl. Des Aufenthaltes auch bestätigt, dankbar für all die Erfahrungsberichte...um überhaupt " so bissl" n Eindruck zu bekommen, wie ein klinikaufenthalt SEIN KÖNNTE... :shock: :?:
Danke, Gruß anka
Birgit
Beiträge: 56
Registriert: Di 5. Okt 2021, 19:17

Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Birgit »

Liebe Anka,
das Flooding ist eine sogenannte Reizüberflutung.
Hier solltest Du 2 Wochen gar keine Zwänge bzw. Zwangshandlungen ausführen. Du wirst mit deinen ganzen Zwängen konfrontiert mit Überreizung und sollst das Gefühl aushalten, das Du dabei empfindest.
Das sich aus meiner eigenen Erfahrung dann auch wirklich abbaut.
Z. B. brauche ich zum Duschen sehr lange.
Habe im Flooding ohne Haare waschen nur 5 Minuten brauchen dürfen.
Mit Haare und z.b. Füße rasieren nur 15 Minuten.
Tatsächlich klappte das im Flooding ganz gut.... und ich hab mich mega über diesen Erfolg gefreut.

Ich kann Dir nur einen Rat geben, mach Dich nicht verrückt und hab absolut keine Angst vor der Therapie.
Ich hatte natürlich bevor es losging genau wie du Ängste.
Aber das ist ehrlich unnötig.
Es gibt für alles irgendwie eine Lösung.
Z.B. wenn du nicht mit Deiner Zimmernachbarin zurecht gekommen bist, weil sie z. B geschnarcht hat.... dann konntest du wechseln.
Jeder versucht Dir zu helfen.
Deine Aufgabe ist es nur Dich auf die Therapie einzulassen.
Und wichtig.... es steht niemand mit der Peitsche hinter Dir und sagt..... Du musst das jetzt machen.
Du machst das wozu du in der Lage bist.
Außerdem motivieren Dich andere Zwangspatienten die z. B. die gleichen Probleme wie Du haben und sich dem Zwang stellen.... dann denkst du Dir.... wenn die oder der das schafft.... dann schaff ich das auch.
Mach Dir also keine Sorgen.
Freu Dich lieber, dass Du die Möglichkeit hast, dass Dir geholfen wird.

LG
Birgit
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Tim
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Registriert: Di 28. Sep 2021, 15:47

Re: Umgang mit Partner

Beitrag von Tim »

Hallo Birgit und Anka.

Danke Birgit für dein Text.

Klingt insgesamt gut.

Hier noch einige meiner Erfahrungen.

Bei den Gruppentherapie kommt es stark darauf an ob sie angeleitet sind oder nicht.
Bei angeleiteten Therapien sollte man sich versuchen einzubringen. Wenn man kann.

In der von mir sehr geschätzten Schön Klinik Bad Bramstedt - was die Therapie anbelangt - wurde zwei mal pro Woche
eine problemorientiere Gruppentherapie gemacht. Da hat immer jemand ein Thema vorgestellt das sie/ihn gerade bewegt.
Der Therapeut versucht dann mit den anderen Teilnehmern eine Idee zu entwickeln wie man dieses Problem beheben kann.
Dazu musste man sich immer einen Tag vorher mit der unangeleiteten Gruppe zusammen setzen und sich schon mal grob
überlegen wie man das Problem beschreiben kann.

Hier der Unterschied zu der angeleiteten Gruppe.
Wenn du in ner Gruppe bist die neu ist und oder wenig Erfahrung oder Motivation hat kann das sehr demotivierend sein.
So meien Erfahrung. Wenn die gar kein Bock haben mit zu machen oder nicht wissen wie es geht.
Da habe ich beides erlebt. Denn ich war zwei mal in der Schön Klinik.

Die angeleitete Gruppe war dann aber fast immer sehr hilfreich.

Was mir persönlich am meisten geholfen hat war SKT.
Das ist soziales Kompetenz Training. Dort spielt man mit den anderen Patienten Situation durch die einem schwer Fallen.
Z.B. ein Telefonat was man immer wieder raus geschoben hat. Oder ein Gespräch mit dem Chef etc.
Einer der anderen Patienten spielt dann den Gegenpart. Da habe ich viele Situationen geübt. Gerade weil ich wegen meinem Zwang schon oft "angelabert" wurde was ich da mache.
Und ich bin da meist nicht schlagfertig.

Einzeltherapie nur ein mal die Woche ist def. zu wenig. In der Schön Klinik hat man die ersten beiden Wochen zwei mal eine Stunde. Danach 1 mal.

Da kann man aber nicht mehr erwarten. Erstmal haben die sehr viele Patienten und gar keine Zeit dir öfter nen Termin zu geben. Und die Abrechnung von sagen wir doppelt so vielen Stunden würde die Krankenkasse wohl nicht tragen.
Für mich waren und sind die Einzel aber der Kern der Therapie und nur dort habe ich wirkliche Durchbrüche geschafft.

Was die Mit Patienten anbelangt kann man Pech oder Glück haben.
ich hatte in Mühlhause Pech. Beim ersten mal in Bad Bramstedt großes Glück und beim zweiten mal Pech.
In Mühlhausen hatte ich einen Mitpatient der stark geschnarcht hat. Trotz Oropax kam da einfach keine erholsame Nachruhe bei raus.
Wenn du da 5 Wochen jede Nacht wach liegst ist das eben "blöd".

In Bad Bramstedt hatte ich erst ne super Gruppe. Die haben oft Spieleabende gemacht oder andere Dinge .
beim zweiten mal hatte ich Pech. Weil ich mich mit einer Mitpatientin nicht verstand. Das beruhte aber auf einem Irrtum.
Der hatte sich aber erst zum Ende gelöst . Da waren dann aber leider schon 8 Wochen rum. :(
Mir hat das leider die Therapiezeit komplett vermiest.

Das mit dem "anstecken" der Zwänge der anderen kann ich mir gut vorstellen. Meist hast du aber 70-90% Wasch und Kontrollzwängler und nur wenige Gedankenzwängler. So hatte ich da keine Probleme mit.

Wichtig wäre noch zu erwähnen das man irgendwo ein raues Fell haben muss.
Manche Therapeuten vertrösten einen gerne mal wenn man ein problem hat.
Noch schlimmer sind Kommentare wie "Na wenn sie dazu nicht bereit sind wieso sind sie dann überhaupt da?"
oder "Das ist ihre Therapie . Sie haben die Wahl etwas zu ändern wenn sie damit zufrieden sind dann ist das ihre Sache".
Da muss auch mal sagen können das einem sowas nichts bringt bzw. das eine nur unter Druck setzt.

Ein Extra Thema wären da noch Medis. Wer die nicht nehmen will kann evtl. Probleme bekommen.
Das habe ich jedenfalls erlebt.
Birgit hat geschrieben:Mach Dir also keine Sorgen.
Freu Dich lieber, dass Du die Möglichkeit hast, dass Dir geholfen wird.
Sehe ich eben so.
Selbst wenn du bei deinem Aufenthalt nicht so viel schaffst wie du willst hast du einen großen Schritt getan.
Du hast dich getraut und man nimmt eigentlich immer was mit.

Ich wäre sehr froh wenn ich wieder in ner Klinik wäre

Momentan kann ich mich z.B. gar nicht für die Schön Klinik "bewerben". Denn dort
brauchst du einen ambulanten Therapeuten. Also für die Zeit davor und danach.
Da du bei denen locker ein halbes Jahr warten musst ist das gar nicht so leicht.
Ich habe gerade gar keinen Therapeuten.
Mittelfristig gesehen kann ich frühestens Mitte/Ende nächsten Jahres mit nem Klinikbesuch rechnen.
Das ist gelinde gesagt ernüchternd.

Denn der Zwang wird ohne Therapie ja nicht besser.

Also mach dir keinen großen Kopf. Versuche offen die Angebote anzunehmen.
Und setzte deine Anliegen durch. Lass dich nicht abwiegeln oder runterziehen wenn du kannst.

LG Tim
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