Sexuelle Zwangsgedanken

[TouretteimKopf]

Hey zusammen,
ich (w) bin neu hier. Meine ZG kamen einige Zeit nach der Geburt meines Sohnes. Sie drehten sich darum, dass ich ihm etwas antun könnte und tief in meinem inneren böse sein könnte. Habe damals viel über ZG gelesen, so dass es mir nach und nach etwas besser ging. Habe vor Erleichterung geheult, als ich gelesen habe, dass meine ZG ganz typisch wären für jemanden, der darunter leidet.
Ich war zwischendurch so verzweifelt, dass ich am liebsten nicht mehr aufgewacht wäre. Es war die Hölle!

Mittlerweile kenne ich mich ganz gut mit Zwängen aus und ich weiß auch, dass es den Zwang verstärkt, wenn man sich Rückversicherung einholt. Dennoch ist es momentan wieder so schlimm, dass ich wieder große Angst habe, doch ein schlimmer Mensch zu sein. Es ist so quälend, dass ich teilweise auch Dinge denke wie ,,Du bist wertlos und solltest nicht leben dürfen!“

In meinem Freundes- und Bekanntenkreis bin ich eher dafür bekannt, mir zu viele Gedanken zu machen und stets rixjtig handeln zu wollen. Habe oft wegen Kleinigkeiten ein schlechtes Gewissen oder zerdenke vergangene Situationen bis zur puren Erschöpfung. Diese Muster hatte ich auch als Kind/Jugendliche. Damals zum Teil gotteslästernde Gedanken (obwohl Religion keine Rolle gespielt hat bei uns in der Familie, wurde auch nicht streng erzogen oder so).

Was mich am meisten quält: sexuelle ZG.
Also wirklich schlimme Gedanke (in Form von Wörtern, richtig primitive Äußerungen - wie jemand mit Toilette, der auf einmal ,,Fick dich fick dich fick dich“ raushauen muss. Nur dass ich es dann denke und in Form von Bildern und Vorstellungen)
Das Schlimme ist, dass sich auch vieles vermischt. Manchmal kommen die perversen Gedanken, wenn ich mit meinem Freund intim werde. Und dann überlappt sich das Gefühl der Erregung mit diesen ekelhaften Bildern. Ich schaffe es zum Glück oft, die Gedanken dann wegzudrängen.
Einmal habe ich mir vorgestellt, intim mit meinem Freund zu werden. Mir gefiel der Gedanke natürlich auch körperlich. Und auf einmal habe ich über diese ekeligen Handlungen nachgedacht und mich gefragt ,,Na KÖNNTEST du sowas nicht doch minimal gut finden? Stell dir mal vor… stell es dir noch mehr vor, wie würde es sich anfühlen, wenn du xy machen würdest… na!?!?!“
Und weil ich ja das Gefühl der „Erregung“ zuvor hatte und ich ja auch unabhängig von dieser Situation weiß, was eine Erregung ist, habe ich dann ganz kurz das Gefühl, dass Gedanke und körperliche Erregung zusammenhängt. Und dann kommt der Gedanke ,,AHA!!! Siehste!!! Pervers bist du!“

Ich habe diese Fokussierung auf meinen Intimbereich schon automatisiert, habe auch mal bemerkt, dass ich bei ,,Angst/Anspannung“ auch untenrum etwas merke. Als wäre mein Körper durch den Zwang völlig durcheinander.
Als ich neben meinem Freund lag und zuvor diesen schönen Gedanken (auf ihn bezogen) hatte und dann diese ekeligen Gedanken kam dann trotzdem der ,,Impuls“ oder Gedanke, dass ich jetzt mit IHM intim werden möchte. Habe dem NICHT nachgegeben, weil sofort der Gedanke ,,Also hat dich dieser perverse Gedanke jetzt doch irgendwo erregt, weil du dir quasi vorgestellt hast, wie sich jemand, der sowas wirklich gut findet, fühlen könnte!!!“ (und da ich ja weiß, wie sich eine Erregung anfühlt, habe ich das quasi mit diesem perversen Bild in meinem Kopf verknüpft)


Kennt das jemand? Also dass man einen Impuls (Erregung, Gedanke) als Beweis dafür sieht, doch irgendwo böse/pervers zu sein.

[tree]

Hallo TouretteimKopf,

ich habe hier einen interessanten Artikel über sexuelle Zwangsgedanken gefunden. Vielleicht bringt Dich das etwas weiter?!

https://www.madeofmillions.com/articles ... cd-arousal

LG tree

[TouretteimKopf]

Wow danke!! Ich habe von dem Phänomen schon gehört. So wie ich es verstanden habe, können demnach rein körperlich eine reale Erregung verspüren (mit allen Anzeichen), ohne dass das Ausdruck dafür ist, ein unterdrücktes Verlangen in Bezug auf diesen schlimmen Inhalt zu verspüren.
Sehr entlastend! Da steht ja auch, dass das sogar normal ist und bei quasi allen Menschen passiert. Dadurch dass Zwängler aber nach absoluter Gewissheit streben, bewerten sie das völlig über und registrieren das überhaupt.
Wenn ich jedoch diese ,,reale Erregung“ dann umleite, indem ich Lust auf meinen Partner verspüre, würde das extreme Schuldgefühle auslösen.

Blödes Beispiel: wenn ich natürlich Lust verspüre (Partner) und mir dann zwanghaft Tiere beim Sex vorstellen muss und rein körperlich kurz das Gefühl habe, es wäre nicht nur abartig, und mich dann nicht davon abbringen lasse, dieses Gemisch aus körperlicher Erregung, Angst, Anspannung usw. auf mein reales Verlangen (Partner) zu ,,übertragen“, empfinde ich Schuld, weil in meinem Gehirn quasi die Verknüpfung ist, dass mich das, was ich so schlimm finde, erregt haben könnte. Ich müsste dann fluchtartig die Situation verlassen, um Schuld zu vermeiden.

[TouretteimKopf]

Wenn ich im Alltag solche schlimmen Gedanken habe, merke ich oft kurz vorher, dass gleich ein schlimmer Gedanke/ ein schlimmes Bild erscheinen wird, ich versuche das dann zu entkräften Bzw. zu stoppen, indem ich ganz schnell extreme Wörter (,,Ficken, Arschloch, Wichser!!!“) denke. Das funktioniert ganz gut…

[Termicas]

Meine Frage wäre eher ob du eine Therapeutische Begleitung hast. Die können generell helfen mit TG umzugehen.
Mir hilft das bei der Einordnung und beim verstehen der Zusammenhängen. Wie du ja schon sagst diese Rückversicherungen sind ja immer nur eine kurze leichte Erleichterung. Wie ein Pflaster, aber dauerhaft helfen die natürlich nicht.

Ich merke momentan immer mehr je mehr ich die Hintergründe kennenlerne umso leichter kann ich ZG identifizieren und sie tollerieren.
Auch wenn du es sicher schon weißt sollte man sich immer daran erinnern dass Gedanken sind Gedanken. Nur weil man etwas denkt tut oder will man das nicht. Man kennt das ja auch aus Horrorfilmen, man sieht irgendwas ekliges was man gar nicht sehen wollte und nun kommt das Bild immer und es wird einem Übel. Nur weil man das im FIlm gesehen hat und nun gedanklich wieder sieht, möchte man das ja nicht umsetzen.
Gerade das negative Gefühl dabei zeigt ja das man das ganz und gar nicht will.

Der "Trick" den ich für mich gerade versuche zu lernen ist dass wenn der Gedanke kommt, dass er nicht meinen puls auf 120 hochtreibt und ich ich dagegen kämpfe. Sondern dass ich versuche zu einem zustand zu kommen in dem ich sagen "Ah da bist du ja, ist ok das du da bist aber du bist mir unwichtig". Wenn der Gedanke mich nicht aufregt weil ich weiß dass ist nur ein ärgernis meines Gehirns, ist es irgendwann einfach egal dass er da ist, es ist ja wie gesagt nicht verbotenen dass er aufblitzt.

Das Buch Tyrannen in meinem Kopf hilft mir Persönlich gerade sehr dabei.