Ständige Angst vor Straftaten

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Janine
Beiträge: 3
Registriert: Mi 9. Nov 2022, 15:57

Ständige Angst vor Straftaten

Beitrag von Janine »

Hallo, ich bin neu hier und hoffe, dass ihr mir helfen könnt.
Ich leide unter extremen Zwangsgedanken und - handlungen seit 2 Jahren.
Ich habe seit einer Fahrerflucht mit Bagatellschaden, was Gott sei dank eingestellt wurde, immer ständig Angst, nochmal gesetzeswidrig zu handeln.
Das Autofahren ist seit dem Vorfall im moment fast undenkbar, da ich mich ständig absichern muss, dass nichts gemeldet wurde oder ich nicht erneut irgendwo hängen geblieben bin.
Mein Kopf macht mir das Leben zur Hölle und ich weiss mir trotz Therapie und zweier Klinikaufenthalte so langsam nicht mehr zu helfen.
Hat jemand Erfahrungen damit?
Birgit
Beiträge: 56
Registriert: Di 5. Okt 2021, 19:17

Re: Ständige Angst vor Straftaten

Beitrag von Birgit »

Hallo Janine,

ich kann Deine Ängste sehr gut nachvollziehen.
Bei mir selber gab es auch schon eine Zeit wo ich ständig mit dem Auto umdrehen musste. Manchmal brauchte ich für 15 Min. Autofahrt eine Std. Jedes mal musste ich mich vergewissern, dass ich niemanden versehentlich angefahren hatte.
Wie oft hatte ich damals den Verkehrsfunk abgehört ob vielleicht genau da wo ich gefahren bin ein Unfall war oder jemand Fahrerflucht begangen hatte.
Gottseidank hat sich dieser Zwang zu 95 % bei mir gelegt.
Zwänge habe ich trotzdem noch zu genüge, aber halt in anderen Bereichen.
Der liebe Zwang verlagert sich halt oft leider nur und greift uns dort an was uns am wichtigsten ist oder uns am meisten Angst macht.
Wieso ich genau beim Autofahren den Zwang losgeworden bin.... kann ich Dir gar nicht genau sagen.
Aber ich weiß, dass wenn mein Mann immer mit mir mitgefahren ist.... und ich mich bei ihm immer rückversichert hatte... (ich weiß Rückversicherung füttert den Zwang) das er immer und immer wieder das gleiche zu mir sagte.... Schatz du würdest es merken wenn du jemanden oder etwas angefahren hättest.... es würde so einen Knall machen (dann hat er in die Hände dabei geklatscht) und gesagt des würdest du merken.
Und das hatte er immer und immer wieder bei jeder Autofahrt
die wir gemeinsam machten gesagt.
Mal in einem lieben Ton und mal im genervtem Ton...(wenn er schon genervt war... dann war das Hände zusammen klatschen so dermaßen laut)
Aber irgendwie hat sich der Satz so in meinem innerlichen hineingebrannt.... das wenn ich allein gefahren bin.... mir dann schon selber gesagt hatte....hey du hättest es auf alle Fälle gemerkt... da kann nichts sein.
Hab mir dann extra ne Straße rausgesucht mit vielen Gulli Deckeln um zu merken was das für einen Rüttler im Auto macht... damit ich dann später, wenn ich auf einer anderen Straße bin wusste, dass bei so einem Rüttler es nur ein Deckel ist über den ich gefahren bin.
Wenn es ganz schlimm war.... bin ich auch schon mal ausgestiegen und hab geschaut ob es irgendwelche Kratzer am Auto gab.
Meine Psychologin sagt immer..... wenn ich nichts sehe, dann ist da auch nichts.

Hoffe, ich konnte Dir damit ein wenig helfen.

Liebe Grüße

Birgit
Termicas
Beiträge: 56
Registriert: Do 15. Sep 2022, 20:34

Re: Ständige Angst vor Straftaten

Beitrag von Termicas »

Hi

Ich kann mit dir fühlen.
Ich hatte zum Glück noch keine versehentliche / unwissentliche Fahrerflucht., aber habe dauernd angst davor.
Wenn ich ein unerwartetes Geräusch bei der fahrt höre geht bei mir das Spiel los.
I.d.R. Weiß ich dass es nichts mit einem Unfall zu tun hat aber das typische „aber wenn…“ kommt immer wieder.
manchmal hab ich schon angehalten und alle Autos und meins kontrolliert das wirklich nichts ist.

Ein schwieriger Gedanke der dann oft kommt ist das doch was war und ich dann gefragt werde „aber wenn da doch nichts war, warum haben sei dann alles kontrolliert?“
Gleiches wenn ich geblitzt wurde. Letztes Mal war ich so in meiner Welt das ich nach einer Stunde nicht mehr hätte ausschließen können 60 zu schnell gewesen sein zu können . Waren dann nur 4 km/h zu schnel..

Nachdem ich eine ganze ZEit lang kein Auto gebraucht hatte ist es viel leichter geworden. Es trifft mich nun nicht mehr so oft und ich versuche gezielt das Gefühl auszuhalten solange es keine objektive Begründung gibt.

Was mit gerade hilft ist eine gute Therapie. Inzwischen habe ich verstanden dass der Inhalt „egal“ ist. Wenn es nicht das Auto gewesen wäre, hätte es mich wo anders erwischt, einfach weil ich Zwänge habe. Manchmal hilft mir das ein bischen weil ich dann nicht denke „Warum musste ich das Auto nehmen“ sondern eher denke „ich will daran arbeiten“

Auch so #situationen wie das beantragen eines Führungszeufnisses lösen bei mir diese Kette aus und das ohne eine einzige Gerichtsverhandlung oder Anzeige jemals gegen mich gehabt zu haben. Aber es reicht um mich vom Beantragen bis zum bekommen in einen kompletten Ausnahme Zustand zu versetzen.
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